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Zwillingsbereifungs-Kameras

EF • 10. April 2023

Einleitung

Wir haben einen Sprinter mit Zwillingsbereifung, das war schon ein Thema bei der Evaluation des Fahrzeuges. Wir haben bewusst die Zwillingsbereifung in Kauf genommen, weil wir keine Offroader sind und nur ab und zu Schlechtwege befahren wollen. In der Kategorie der 5 bis 7,5 to Chassis gibt es die Wahl zwischen dem Sprinter von Mercedes und dem Daily von Iveco, der mit Einzelbereifung bestückt ist. Der Ausschlag gab aber die Servicedichte von Mercedes, vor allem in Nordamerika, da ist Iveco nicht vertreten. In Mittelamerika gibt es Iveco nur in Costa-Rica und Panama und in Südamerika dann doch quasi flächendeckend. Für die Idee der Panamericana ist für uns damit der Sprinter die erste Wahl.

 

Soweit also zu dem untergeordneten Thema der Zwillingsbereifung bei der Fahrzeugwahl. Es gibt offensichtlich Vor- und Nachteile dieser Gummiräder zu viert auf einer Achse. Beide Seiten haben wir in Marokko feststellen müssen.

 

Nachteile der Zwillingsbreifung

Richtige Offroader fahren also ohne Zwillingsbereifung, denn da könnte sich ein Stein dazwischen quetschen und die Flanken der Räder mehr oder weniger stark beschädigen. Im schlimmsten Fall sind dann gleich beide Pneus defekt. Reifenplatzer damit erhöht wahrscheinlich. Im Geröll mit potenziellen Steingrössen können die Singlebereiften nur lachen und im Matsch, der sich zwischen den beiden Rädern breit macht, grad auch noch.

Wir sind zudem schon einige Feldwege gefahren, welche ausgeprägte Spuren links und rechts ausweisen. Ich habe dies nicht im Detail angesehen, aber die Vermutung hatte ich jeweils stark, dass da in solchen Situationen sicher eines der beiden Räder in der Luft dreht und das andere die gesamte Last tragen muss, meist mit seitlicher Belastung und eher nicht auf der gesamten Breite des Pneus.

In Griechenland stiessen wir auf Schneefelder, die Spuren aufwiesen, aber nur für Singlebereifung. Unser zweiter Zwilling musste sich zusätzlich eine Spur bahnen, mit dem entsprechenden Widerstand natürlich. Dasselbe Thema war nun in Marokko auf Sandpisten der Fall. Hier wird zusätzlich der Luftdruck so stark gesenkt, dass die beiden Reifen in Bodennähe aneinanderschlagen. Damit wird die Gefahr von Fremdkörpern dazwischen noch grösser.

Zusätzlich ist immer sicherzustellen, dass der Luftdruck in beiden Zwillingen gleich oder annähernd gleich ist, damit nicht einer der beiden überlastet wird.

 

Vorteile

Wenn ein Pneu defekt ist, kann immer noch weitergefahren werden. Allerdings nimmt dann der noch funktionsfähige Reifen die gesamte Last auf. Dazu einige Fakten:

Unsere Reifen haben den Lastindex 115/112 (1215kg / 1120kg), die erste Zahl ist der Lastindex für Einzelbereifung und die zweite Zahl steht für Zwillingsbereifung. Wir haben also 1215kg für die Vorderachse und 1120kg für die Hinterachse pro Reifen. Der Unterschied dürfte die üblicherweise auf Strassen auftretende Ungleichheit der Belastungen berücksichtigen. Die Tragfähigkeit zweier Pkw-Reifen in Zwillingsanordnung beträgt somit das 1,85- fache der des Einzelreifens.

Vorderachse Hinterachse
Achslast zulässig 2000 kg 3500 kg
Achslast zulässig li/re 1000 kg 1750 kg
Pneulast zulässig 1215 kg
Pneulast zulässig Zwillinge 2240 kg
Reserve pro Pneu 215 kg 245 kg


Daraus ist auch ersichtlich, dass bei Ausfall eines Zwillings der zweite Reifen mit 1750 kg anstelle von 1215kg belastet wird. Wir reisen meist rund 500kg unter dem zulässigen Gesamtgewicht und dann ist die Überlast etwas weniger…

Allerdings muss dazu auch gesagt werden, dass die Tragfähigkeit nur beim vorgegebenen Reifendruck gültig ist. Ebenfalls Einfluss hat der Geschwindigkeitsindex bzw. die gefahrene Geschwindigkeit. Je schneller man fährt, desto grösser ist die Beanspruchung des Reifens und desto grösser sind die durch Schläge und der Walkbewegung verursachten Kräfte.

 

Auch die grössere Auflagefläche ist ein Vorteil bei nasser Wiese, Schnee, Aquaplaning oder sonstigen Widerwärtigkeiten. Die Traktion ist dadurch hervorragend und wir kommen an vielen Orten weg, wo andere Probleme haben. Mit eingeschaltetem Allrad und Untersetzung geht dann noch viel mehr.

 

Fazit

Die Zwillingbereifung ist nicht wirklich für Offroad geeignet. Wir fahren trotzdem ab und zu mal einen schlechten Weg zum schönsten Platz….

 

Erfahrungen

Von den rund 35‘000 gefahrenen km sind wir rund 15‘000km auf schlechten Strassen, im Gebirge und auf Pisten unterwegs gewesen. Dies mit massiv verringertem Luftdruck als die einfachste und den Aufbau schonende Federung. So waren wir in Griechenland, Marokko und auch in Italien unterwegs. Dies hat die Vorderpneus arg strapaziert und sie sind daher Aussen viel mehr abgefahren als an der Innenseite.

 

Bis jetzt haben wir 5 Steine zwischen den Zwillingreifen entfernt, hatten diesen Nachteil so erfahren. In Marokko, am Tag der Fährenabfahrt nach Hause sind wir mit einem schleichenden Plattfuss (Nachteil) gefahren (Vorteil). Wir konnten diesen Pneu noch bei einer Reifenwerkstatt reparieren lassen. Die Ursache war offenbar einer dieser Steine. Dies lag aber schon länger zurück, denn beim letzten Mal Pneudruck erhöhen, war alles noch gut. Der zweite Reifen war auch beschädigt, jedoch nur oberflächlich. Wahrscheinlich wurde durch die dauernde Walkbewegung beim Fahren die kleine Beschädigung zum kleinen Loch. Hätten wir den Nachteil der Zwillingsbereifung nicht gehabt, hätten wir den Vorteil in diesem Fall auch nicht benötigt….



Vorsichtsmassnahmen

Man wird gelernt, dass vor Beginn der Tagesfahrt eine Rundumkontrolle des Wagens gemacht werden muss. Dazu gehört auch die Kontrolle der Reifen. Haptische Prüfung, ob ein Stein sich dazwischen befindet und die Kontrolle des Pneudrucks.

Während die Steinkontrolle einfach ist, kann der Pneudruck nicht wirklich ohne Manometer festgestellt werden, gerade bei unseren AT Pneus, die sich hart anfühlen, merkt man den Plattfuss so nicht.

 

Eigentlich reicht es nicht, einmal am Morgen die Steinkontrolle zu machen. Man sollte dies immer wieder mal machen, so bei einem Halt oder nach einer Fahrt über Steine. Weil ich dies mehr oder weniger permanent kontrollieren und meine Nofretete nicht dauern rausschicken will, habe ich zwei Funkkameras montiert, die mir die Situation zwischen den Reifen zeigen. So ist es möglich, einen Stein frühzeitig zu erkennen. Leider haben beim oben dargestellten Reifenproblem nur ganz wenige Radumdrehungen zur nachhaltigen Schädigung gereicht.

Um den Stein zu entfernen, empfiehlt sich ein Spanngurt, denn von Hand ist die Kraft möglicherweise zu klein. Wenn er richtig festsitzt, hilft Luft ablassen und ggf das Rad zu demontieren, Stein entfernen, montieren und neu aufpumpen. Ein Luftkompressor gehört zur Ausrüstung auf Langzeitreisen.

 

Ein nächstes Projekt wird eine Reifendruckkontrolle sein, um einen solch schleichenden Plattfuss frühzeitig und unterwegs zu erkennen.



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