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Schweden Winter 2021

EF • März 16, 2021

Spurensuche nach Schnee und Aurora Borealis

Trotz allen Unkenrufen und Viren fliegen wagen wir den Trip in den hohen Norden von Schweden. Ein Unterfangen mit Überraschungen.

Springe zu Beiträge ab: 10.2.2021 / 14.2.2021 / 20.02.2021


Freitag, 22. Januar 2021: Auf und davon


Wir wagen es, trotz Corona! Wir haben schon lange geplant mit dem neuen Wohnmobil in den Norden zu fahren um die Nordlichter zu sehen und Baloo auf Winterfestigkeit zu testen.

Lange war es, wegen den immer strengeren Coronamassnahmen unklar, ob wir überhaupt fahren können. Von den skandinavischen Ländern ist Schweden als einziges Land noch offen und durch Deutschland darf man durchreisen, sofern man das auf schnellstem Weg macht. Was heisst das? Von Bundesland zu Bundesland sind die Bestimmungen wieder anders und wir verbringen Stunden, um herauszufinden, wo man was darf und was nicht. Einige Bundesländer haben Ausgangssperre nachts, andere schreiben explizit, dass man nicht übernachten darf, alle sind für Übernachtungen von Touristen geschlossen, in Thüringen darf man für einen Essenshalt oder Biopause halten etc. Wir haben nun einige Kenntnisse mehr über die Namen und Ausdehnungen der deutschen Bundesländer 😊.

Wir dürfen nicht schneller als 100km/h fahren und wollen nicht zu knapp zur Fähre in Travemünde kommen. So entschliessen wir uns, zweimal in Deutschland zu übernachten. Nämlich genau dort, wo es uns am ehesten nicht verboten erscheint.

Am Zoll werden wir einfach durchgewunken, die erste Hürde ist geschafft! Es geht überhaupt, trotz Freitag Nachmittag alles reibungslos. Nach ungefähr vier Stunden Fahrt kommen wir an einem Waldparkplatz in Ahorn, kurz vor Würzburg an. Er liegt ideal, in der Nähe der Autobahn und doch ruhig. Wir essen einen frühen Znacht, chillen noch ein bisschen und gehen früh zu Bett. Ein paar wenige Autos fahren auf der Landstrasse vorbei, wir stören uns gegenseitig nicht.

Unsere Zuversicht wächst, den Dampfer nach Schweden trotz allen Viren zu erreichen.


  • Samstag, 23. Januar 2021: weiter gehts


    Am Morgen ist alles weiss - Winter. Der Timer der Heizung hat unseren Baloo bereits auf eine angenehme Temperatur aufgewärmt. Doch müssen wir den nassen Schnee von unserem Dach kriegen! Erich öffnet die Dachluke und schiebt den Schnee mit dem Besen vom Dach. Da sein Radius begrenzt ist, muss er doch noch auf’s Dach steigen, um auch den restlichen Schnee noch über die Dachkante zu schieben.

    Heute liegt ein etwas längerer Abschnitt vor uns. Wir wollen in die Nähe von Travemünde, da unsere Fähre morgen Sonntag um 9.30 Uhr ablegt.

    Wir fahren durch und wechseln uns mit dem Fahren ab. Nach etwa acht Stunden und 600km kommen wir auf einem Rastplatz in einem Waldstück an. Diesel haben wir auch wieder für die nächsten 1000 km getankt. Wir essen zu Abend, machen ein paar Spiele und fallen dann müde vom Tag in unsere Betten.

    

    Sonntag, 24. Januar 2021: Nils Holgersson wartet auf uns


    Wir sind schon vor dem Wecker wach und geniessen darum ein ausgiebiges Frühstück. Den Urinbehälter unserer Trenntoilette wollen wir vor der Fähre noch leeren. Draussen ist es noch dunkel, darum schnallt sich Annette die Stirnlampe um und geht mit dem Eimer in den Wald.

    Es ist nur ein Katzensprung bis zum Hafen in Travemünde. Wir müssen uns an einem Automaten einchecken. Als Erichs Gesten immer verzweifelter werden, steigt auch Annette aus dem Auto. Der Automat will so einiges wissen aber die Touch Tastatur reagiert nicht richtig auf den Tastendruck. So braucht es eine Menge Geduld, bis alle unsere Angaben stimmen und das Ticket ausgedruckt wird.

    Auf der „Nils Holgersson“ beziehen wir unsere Kabine und fangen an zu lesen bis die Fähre ablegt. Das wollen wir auf Deck miterleben. Nach drei Stunden in der Kabine ist bereits Land in Sicht! Wie kann das sein? Es ist Rostock! Anscheinend fährt die Fähre im Winter zuerst nach Rostock und erst dann nach Trelleborg. Wir sind also die ganze Zeit an der deutschen Küste entlang gesegelt. Daher kommen die 10 Stunden für die Überfahrt!

    Naja, wir machen es uns in unserer Kabine gemütlich und essen im Restaurant zu Abend, bevor wir in Schweden ankommen. Als wir von der Fähre fahren ist es dunkel und es hat keinen Schnee – Annette ist schwer enttäuscht von diesem Touristenprogramm der Schweden.

    Der schwedische Zoll nimmt es sehr genau und wir stehen etwa eine Dreiviertelstunde in der Schlange. Vor uns wird in jedes Autos „gezündet“, Kofferräume aufgemacht, Autos zur genauen Inspektion weiter gewiesen. Wir machen uns schon Gedanken, was sie wohl mit uns machen werden. Annette sieht bereits einen Zollbeamten im Wohnmobil alle Schränke inspizieren. Als wir an der Reihe sind, fragt uns der Zollbeamte, wohin wir wollen. Erich sagt: «nur nach Norden». Dann schaut er sich unseren Baloo an und sagt: „It’s a big one“, und winkt uns durch.

    Wir haben im Navi einen Platz eingegeben und folgen getreu seinen oder besser gesagt, „Steffi’s“ Anweisungen, der Stimme aus dem Navi. Sie führt uns in eine kleine Stadt und will, dass wir mitten in der Stadt übernachten. Wir kontrollieren nochmals die Koordinaten und siehe da, Steffi hat sich vertan! Nach einem kurzen Umweg kommen wir um 21 Uhr zu unserem Nachtlager an einem kleinen Teich.

    Montag, 25. Januar 2021: im Land der Ikea


    Bei Tageslicht können wir den Teich sogar sehen. In der Mitte hat es ein kleines Inselchen, auf dem sich einige Vögel tummeln. Tatsächlich kommen auch ein paar Vogelbeobachter mit ihren Feldstechern und beobachten die Tiere.

    Bei Nieselregen, der ab und zu in Schneegestöber übergeht und einer Temperatur knapp über dem Gefreierpunkt, fahren wir nach Älmhult zur ersten und ältesten Ikea überhaupt. Der Name Ikea wird gebildet aus den Initialen des Gründers Ingvar Kamprad, das E von seinem elterlichen Bauernhof “Elmtaryd“ und das A des Dorfes Agunnaryd, wo der Hof lag. Annette zieht hier ihren ersten Restaurant-Gutschein ein, den sie von Erich zu Weihnachten bekommen hat, so muss sie für einmal nicht ein Nachtessen kochen.

    Das Maskentragen wegen Corona ist in Schweden keine Vorschrift und wir kommen uns in der Ikea mit unserer Gesichtsverkleidung etwas exotisch vor.

    Wir fahren weiter Richtung Jönköping. Um den Dieselverbrauch möglichst gering zu halten, «hängen» wir uns jeweils an Lastwagen und mit dem Abstandstempomat ist das Fahren so ziemlich entspannt. An der Strasse gibt es immer wieder Warnschilder, die vor dem Queren von Tieren über die Fahrbahn warnen. Heute hätten wir Hirschen, Wildschweinen und Elchen begegnen können. Gesehen haben wir weder noch.

    Unser Sprinter fordert uns schon wieder zu einem Werkstattbesuch auf. Diesmal streikt der linke Airbag. Mal schauen, ob das morgen immer noch der Fall ist.

    Was uns schon in Norwegen aufgefallen ist: fast alle Häuser haben in jedem Fenster ein Licht stehen. Das ist wohl die Art der Leute hier mit der dunklen Jahreszeit zurecht zu kommen. Auch sind die Fenster nie verdunkelt, sodass man in jede Stube hineinsehen kann. Wie anders ist das bei uns in der Schweiz!

    Wir finden einen wunderschönen Picknickplatz an einem kleinen See. Im Sommer ist er sicher gut besucht, im Moment sind wir hier ganz alleine. Da es schon wieder dunkel ist, werden wir morgen die Gegend erkunden.

    Dienstag, 26. Januar 2021: der Airbag


    Erich schaut heute morgen zuerst, ob der Warnhinweis wegen des Airbags noch da ist. Ist er. Er ruft die internationale Mercedes Hotline an und erklärt auf Englisch unser Problem. Am anderen Ende heisst es, wir würden zurückgerufen. Das dauert. Wir gehen nach draussen und wollen um den See spazieren. Es geht nicht lange und der Weg endet vor einem Bächlein, das zugefroren ist, aber nicht so fest, dass man darüber gehen könnte. Wir kehren um und gehen in die andere Richtung. Der See ist mit einer dünnen Eisschicht überzogen, es muss in den letzten Tagen deutlich kälter gewesen sein. Jetzt liegt die Temperatur um den Gefrierpunkt. Auch hier kommen wir nicht weit, es gibt eine Eisschicht auf dem Weg und darunter Wasser. Wir probieren auszuweichen, bekommen aber fast nasse Schuhe und kehren unverrichteter Dinge wieder zum Womo zurück. Der Wille zum Wandern war da, aber es sollte nicht sein J.

    Erich probiert es nochmals bei der Hotline. Wieder ist die Kommunikation etwas schwierig, sie hätten keinen Zugriff auf die Daten, aber wir bekommen wenigstens eine Adresse einer Werkstatt in Jönköping und eine Telefonnummer von der deutschen Hotline. Dort geht es dann einfacher und wir bekommen dieselbe Adresse in Jönköping. Also auf nach Jönköping, vielleicht haben wir dort auch wieder einmal Internet? In der Werkstatt ist gerade Mittagszeit. Erich ruft bei unserem Telefonanbieter an und nachher haben wir wieder Internet!

    Unser Baloo wird abgeholt und wir müssen nicht lange warten, bis uns ein Angestellter mitteilt, dass sie die Steckverbindungen zum Airbag im Lenkrad neu zusammengesteckt haben und dass wieder alles in Ordnung sein müsste. Wenn der Fehler nochmals auftreten sollte, müsste man einen neuen Airbag einbauen! Hoffen wir, es bleibt so.

    Wir fahren am Ostufer des Vätternsees entlang. Zum ersten Mal auf unserer Reise scheint die Sonne und vertreibt das Grau in Grau. Wir wollen auf einer Anhöhe im Nationalpark Omberg übernachten. Auf dem Weg dorthin geht die Sonne über dem See unter. Wir fahren bei einem Rastplatz raus, wo schon ein Auto steht und machen ein paar Fotos. Auch der junge Mann steigt aus seinem Auto aus und wir kommen ins Gespräch. Die Skandinavier sprechen alle sehr gut Englisch. Ein Wort gibt das andere und er erzählt uns, dass er seit einem Jahr Bier braut und an die umliegenden Hotels liefert. Als Annette ihn nach dem Namen seines Bieres fragt, geht er zum Kofferraum und holt zwei Flaschen seines Bieres heraus und schenkt sie uns! Wir reden noch eine Weile weiter, bis wir in unseren „Fasis“ fast verfroren sind. Jetzt sind wir tatsächlich im Norden angekommen!

    Unser Übernachtungsplatz ist oben über dem Vätternsee und wir geniessen die Abendstimmung im warmen Wohnmobil. Zum Abendessen trinkt Annette eine Flasche Bier, die wirklich sehr speziell schmeckt, irgendwie nach Litschi. Wir sind wieder weit weg von der Zivilisation, aber das Internet läuft nun auch hier wie geschmiert und so können wir ein erstes Mal die Webpage füttern. Unglaublich, wie abhängig wir von diesem Netz schon sind!

    Mittwoch, 27. Januar 2021, der Oje-See


    Wir haben gut geschlafen und geniessen die Aussicht über den See. Früh am Morgen gab es noch blauen Himmel, dann haben sich die Wolken wieder verdichtet. Annette frönt ihrer morgendlichen Routine, alle Fenster und Luken vom Kondenswasser zu befreien.

    Wir fahren nach Motala zum Göta- Kanal. Dieser hat eine Länge von 190.5km, wobei die Kanalstrecke 87.3km beträgt und im 19. Jahrhundert während 22 Jahren von 58‘000 schwedischen Soldaten gebaut wurde. Zusammen mit dem Trollhätten-Kanal und dem Göta älv ergibt das eine 390km lange Wasserstrasse quer durch Schweden. Durch 58 Schleusen wird ein Höhenunterschied von 91.5m überwunden. Früher ersparte dies die südliche Umfahrung von Schweden und damit den dänischen Zoll, heute ist es nur noch Touristenattraktion. Ab September bis Mai ist er nicht in Betrieb. Die Schleusen sind stillgelegt und man sieht einiges, was ins Wasser gefallen oder geworfen wurde, wie zum Beispiel ein Fahrrad.

    Wir sehen uns den Kanal an, wo er in den Vätternsee fliesst und ein Stück weiter östlich, wo es gleich  fünf Schleusen hintereinander hat. Noch weiter östlich gibt es gleich elf Schleusen aneinander!

    Wir fahren weiter in den Norden, die Temperatur sinkt unter Null und die Bäume am Strassenrand sind mit einem Raureif überzogen. Wunderschön! Dann plötzlich kommt die Sonne hervor. Da sie nicht sehr hoch steht, wirft sie den ganzen Tag lange Schatten. Der Raureif an den Bäumen verschwindet.

    Wir sind nördlich von Västeras und biegen das erste Mal auf eine schneebedeckte Strasse ab. Die Strasse wurde mit Split bestreut und das Fahren ist problemlos, bis wir an eine Kreuzung kommen, wo wir eine nicht geräumte Strasse in den Wald nehmen sollen. Wir schalten den Vierradantrieb ein und wagen uns ins Abenteuer! Es gibt schon eine Reifenspur im Schnee, aber die ist eingefroren und lässt unsere Zwillingsbereifung hinten nicht richtig greifen. Wir schlingern ein paarmal und die Fahrt ist nicht wirklich entspannt. Dann stehen wir vor einer eingefrorenen Pütze. Wie tief die wohl sein mag? Annette steigt mit dem Besen aus, um das zu erkunden. Das Eis ist fest und lässt sich mit dem Besen nicht einschlagen. An einer Stelle ist das Eis klar und Annette sieht, dass das Wasser dort etwa 20cm tief ist. Das sollte gehen. Erich fährt mit Untersetzung über das Eis, das unter den 5 Tonnen ächzt und bricht. Geschafft! Es ist nicht mehr weit zu unserem Platz am Öjesee. Es ist schon am Einnachten und wir haben wieder eine super Abendstimmung, obwohl es erst fünf Uhr ist. Die Tage werden merklich kürzer. Aber richtig dunkel wird es nicht, da der Vollmond scheint und der Schnee den Schein reflektiert.


    Donnerstag, 28. Januar 2021, Eis unter den Rädern und am Fenster


    Heute Morgen beim Rollo öffnen, schneit es ganz wenig und wir haben innen das erste Mal Eis an unseren Fenstern, obwohl wir schön warm haben. Die Verdunkelungsrollos isolieren so gut, dass wir Innen 18 Grad haben und an der Scheibe das Kondenswasser gefrieren kann.

    Der See ist zugefroren und es haben sich schöne Eiskristalle gebildet. Wir getrauen uns aber nicht, auf den See zu gehen, obwohl die Eisschicht dazu wohl dick genug wäre. Es wäre cool gewesen, wenn man auf ein Inselchen hätte gehen können… Doch wir wollen nichts herausfordern. Wir haben zwar Handyempfang und 4G Internet, sind aber Meilen vom nächsten Haus entfernt.

    Es gibt verschiedene Wege von hier weiter zu kommen, allesamt schneebedeckt. Wir entscheiden uns, denselben Weg wieder zurück zu nehmen, obwohl das einen kleinen Umweg bedeutet aber hier wissen wir, was uns erwartet und wir haben bereits mit unseren Zwillingsrädern vorgespurt. Wir kommen wohlbehalten auf eine grössere Strasse zurück und fahren weiter Richtung Norden nach Grävle an die Ostsee, wo wir unsere Vorräte auffüllen. Wir finden einen Lidl, doch auch hier wird der Einkauf zum Erlebnis, weil alles auf Schwedisch angeschrieben ist. Ob der ausgewählte Rahm wirklich Rahm ist, wird sich bei den Spaghetti Carbonara zeigen. Leider gab es im Lidl keinen norwegischen Ziegenkäse, den Annette so liebt. Das nächste Mal müssen wir unbedingt in einem schwedischen Supermarkt einkaufen.

    Wir haben wieder ein wunderschönes Plätzchen an einem kleinen Hafen gefunden. Wir kommen um 16 Uhr an und es ist gerade am dunkel werden. Am Ort gibt es einen überdachten Picknick Platz mit einem Holztisch, in dem der Grill gleich integriert ist. So kann man sitzend grillieren! Wieder gibt es einen super Abendhimmel!

    Am Abend hören wir uns die Botschaft vom letzten Sonntag an, da wir in einer Serie sind und parallel dazu ein Buch lesen oder während dem Fahren die Audiodatei hören. Danach schauen wir uns Lernvideos für die Drohnenlizenz an. Erich wagt sich dann an die Prüfung mit 40 Fragen und besteht! Er ist jetzt als kompetenter Drohnenpilot ausgezeichnet und darf in der EU fliegen.


    Freitag, 29. Januar 2021: der leere Tank und warum die Heizung nicht mehr will


    Dies war bis jetzt die kälteste Nacht mit minus 12 Grad. Im Womo hatten wir es schön warm. Draussen scheint die Sonne und es kommen drei Einheimische, die mit Schlittschuhen und Skistöcken auf den See gehen und ihre Runden drehen.

    Wir fahren weiter in den Norden. Heute wollen wir das erste Mal Adblue nachtanken und gleich den Dieseltank füllen. Schon Luxus mit einem 185 Liter Tank unterwegs zu sein und nur alle ca. 1000km tanken zu müssen. Doch weil dies kein Originaltank von Mercedes ist, könnte es sein, dass die Kilometerangaben wie weit wir noch fahren können bis der Tank leer ist, nicht ganz stimmen. Wenn das Reservelämpchen kommt, sollten noch 12 Liter im Tank sein.

    Die nächste Adbluetankstelle ist nicht um die Ecke aber im Navi programmiert. Um 13 Uhr machen wir einen Zwischenhalt, da Erich eine „Teams-Sitzung“ hat. Die Dieselheizung des Aufbaus meldet einen Fehler und kann nicht mehr heizen, vielleicht weil sie zu wenig Diesel hat? So bestreitet Erich seine Sitzung bei 13 Grad während sich Annette in eine Decke kuschelt.

    Noch 27 Kilometer bis zur Tankstelle und die Tankanzeige leuchtet auf! Ob wir es noch rechtzeitig schaffen? In Sundsvall fahren wir von der Schnellstrasse und zu der ersten Tankstelle, die wir sehen. Und oh wunder, auch diese hat Adblue, das stand gar nicht im Internet. Um 179l Diesel zu tanken, müssen wir dreimal hintereinander die Kreditkarte am Automaten füttern, da anscheinend eine Sperre eingebaut ist und sonst niemand soviel Diesel tankt. Die Adbluezapfsäule bringen wir überhaupt nicht in Bewegung. Erst beim 3. Versuch kommt etwas aus dem Schlauch. In der Zwischenzeit sind wir fast verfroren und freuen uns auf unsere Sitzheizung.

    Da es jetzt immer früher dunkel wird, wollen wir bereits unseren Übernachtungsplatz anfahren. Wir haben einen Platz bei einem Biathlon Zentrum vorgesehen. Dort angekommen, sagt uns der Platz aber nicht so zu und wir fahren zu einem Badesee, das heisst, das war eigentlich die Idee aber die Strasse dorthin ist nicht geräumt und über die Schneemaden kommen wir nicht. Also weitersuchen. Unterwegs kauft Annette ihren norwegischen Käse, das ist doch wenigstens ein Erfolgserlebnis, denn auch der nächste Platz ist im Winter nicht befahrbar.

    Zum Schluss werden wir doch noch fündig. Ein Parkplatz für ein Naturreservat in der Nähe der Strasse und bei einer Hängebrücke über ein Gewässer. Diese wollen wir trotz Abenddämmerung noch überschreiten. Doch das gefrorene Holz gibt ganz komische Laute von sich, sodass es Annette nicht so geheuer ist.

    Die Heizung funktioniert noch immer nicht richtig, da wahrscheinlich die Zuleitungen ohne Diesel sind. Wir schaffen es aber, diese wieder in Betrieb zu nehmen, wenn auch nicht auf voller Leistung, wie wir finden. Erich schaut im Handbuch nach und probiert einiges. Vielleicht liegt es auch einfach an den kälteren Aussentemperaturen von -16°C. Nein, das war es nicht und der arktische Diesel auch nicht: Es war der zusätzliche Ventilator auf der höheren Stufe für den Alkoven. Dieser Ventilator soll ermöglichen, dass es beim Bett oben auch etwas warm wird. Nun ist er abgeschaltet, die Hitze unter Annettes Bett wieder verschwunden und der Rest von Baloo wieder wohlig warm. 😊

    Jetzt noch die Fotos bearbeiten, eine Auswahl treffen, die Texte und Fotos im Blog veröffentlichen, dann gibt es Ruhe. Gute Nacht.


    Samstag, 30. Januar 2021, der Druck nimmt zu


    Wen wunderts: die letzte Nacht war die kälteste bis jetzt. Am Morgen können wir die Fenster nicht mehr öffnen, da alles eingefroren ist. Dafür werden wir mit einem super Sonnenaufgang belohnt, den wir direkt vom Bett aus geniessen.

    Wir stehen am Rande eines Naturreservates, das wir zu Fuss erkunden wollen. Dazu ziehen wir uns warm an! Das Indalsälvens Delta ist eines der grössten Flussdeltas in Schweden. Wir überqueren die Hängebrücke und stapfen einen Trampelpfad durch den Schnee. Die Bäume sind in Raureif gekleidet und werden durch die Sonne beschienen, wie in einer Märchenlandschaft. Um über die gefrorenen Flussarme zu kommen, gibt es immer wieder Hängebrücken. Auf Holzstegen werden wir durch den Birken- und Nadelwald geführt bis an den Bottnischen Meerbusen. Da stehen wir am Strand im Schnee und schauen auf das gefrorene Meer! Irgendwie surreal. Nicht weit von uns entfernt machen wir fünf Rehe aus, die auf dem Meer spazieren. Wir geniessen diesen Anblick noch eine Weile, bis Annettes Füsse langsam zurückwollen.

    Beim Womo angekommen, das mittlerweile vor Dreck steht, kontrollieren wir den Reifendruck. Die Zwillingsräder kommen sich mittlerweile ziemlich nahe. Fazit: Die Reifen könnten etwas Luft vertragen. Wir packen also unseren Kompressor aus. Wo sind die Klemmpunkte für die Batterie im Motorraum und wo schon wieder die Ventile für die Zwillingsbereifung, wieviel bar Druck brauchen wir überhaupt? Nach einer knappen halben Stunde ist alles erledigt und unsere Finger fast abgefroren. Dabei ist schönes Wetter und nur -13°C.

    Wir sind schon ein paarmal an einem „Shoppingparadies“ vorbeigefahren, wo es alle möglichen Läden gibt. Heute parkieren auch wir auf einem solchen Parkplatz. Wir kaufen fast ein Waffeleisen, realisieren aber im letzten Moment, dass wir den Stecker prüfen sollten- und siehe da, er passt nicht auf unsere Schweizer Steckdosen. Wir schauen auch wegen Schneeschuhen, finden aber keine.

    So fahren wir weiter bis Kramfors, über die riesige Brücke und etwas den Hang hinauf, von wo man einen super Blick auf die Brücke hat. Wenn nur der Wind nicht wäre, der lässt alles noch kälter erscheinen. Es wird bereits um 16 Uhr dunkel. Wir machen uns einen gemütlichen Abend mit Spielen und Lesen.

    

    Sonntag, 31. Januar 2021, das Fondue


    Wir steigen in unser gefrorenes Fahrerhaus und fahren auf der 352 ins Inland. Die Strassen sind jetzt schneebedeckt und wir sind froh um unseren Allradantrieb. Die Häuser werden spärlicher und so auch der Verkehr. Das ist das Schweden im Winter, wie wir es uns vorgestellt haben! Verschneite Wälder, gefrorene Seen und Einsamkeit. Natur pur.

    Auch können wir noch weitere Verkehrsschilder zu unserer „Sammlung“ hinzufügen: Achtung Schneemobil und Achtung Skiläufer!

    Es wird aber auch immer schwieriger in dieser Einsamkeit, ein Plätzchen zu finden, da viele Strassen wie auch Rastplätze nicht mehr geräumt werden. Wir finden eine Ausbuchtung von einem Schneeräumungsfahrzeug neben der Strasse und stellen uns in diese Bucht. Es ist noch hell und die Sonne scheint. Wir beschliessen uns ein Fondue zu machen und das draussen bei minus 12 Grad zu geniessen. Als alles bereit ist, fängt es ganz leicht an zu schneien. Wir sitzen gut eingepackt auf unseren Schaffellen draussen geniessen das Fondue, die Stimmung und die absolute Ruhe. Die Sonne drückt durch die Wolken und es gibt einen unterbrochenen Regenbogen! Als wir alles wieder versorgt haben, hört es auf zu schneien und die Sonne kommt wieder zu Vorschein. Wir spazieren noch etwas in den Wald hinein und sehen auf dem Weg und im Wald Tierspuren. Wir fragen uns, ob Elche gefährlich sind, wenn man ihnen begegnet und ob es hier wohl Bären gibt?

    Wir haben uns eine App für die Beobachtung der Nordlichter heruntergeladen. Gestern war die Wahrscheinlichkeit, Nordlichter zu sehen bei 2% und heute liegt sie bei 0%. Es muss einiges zusammenkommen, damit man dieses Naturschauspiel beobachten kann. Die Sonne muss Sonnenwind ausstossen, der aus elektrisch geladenen Teilchen besteht. Wenn diese nach etwa 2-3 Tagen in den Polarregionen auf die Magnetfelder treffen, werden diese Teilchen angeregt und es entsteht das Leuchten am Himmel, dazu muss der Himmel aber klar sein, da diese Reaktion in etwa 100km Höhe von statten geht.

    Wir sind noch zuwenig nördlich, um dieses Phänomen intensiv sehen zu können und im Moment ist die Sonnenaktivität nicht sehr gross. Morgen und am Dienstag ist ein Kp Wert von 3 angesagt, den Rest der Woche nur einen Wert von 2, der Höchstwert liegt bei 9. Also braucht es noch einiges mehr.


    Montag, 1. Februar 2021, gerüstet für arktische Kälte

    

    Ist es nicht schön, bis 9 Uhr im Bett zu liegen und dann durch das Alkovenfenster den Sonnenaufgang zu sehen?

    Bis jetzt ist unser Baloo absolut wintertauglich! Das einzige, was etwas mühsam ist, ist das Schwitzwasser bei den Fenstern. Wir müssen jeden Morgen mit einem Lappen die Fenster trocknen und dies wiederholen, wenn alles Eis an den Fenstern geschmolzen ist. Wir werden heute Abend die Rollos offen lassen, sodass die Fensterinnenseite nicht so kalt sein sollte und nur die Vorhänge zu ziehen.

    Wir fahren weiter Richtung Lycksele und begegnen nur etwa einem Dutzend Fahrzeuge. Dafür stehen plötzlich 2 Rentiere auf der Strasse! Annette schiesst schnell durch die verschmutzte Windschutzscheibe ein Foto und Erich probiert auf seiner Seite ein Foto zu erhaschen, aber schon sind sie mit einem grossen Sprung über die Schneemaden in den Wald verschwunden.

    In Lycksele suchen wir eine Autowerkstatt auf. Erich möchte prüfen lassen, ob unser Frostschutz im Kühlwasser ausreichend ist. Bis minus 40 Grad haben wir kein Problem! Hoffen wir, dass wir das nicht ausreizen müssen. Heute war es zwischenzeitlich unter minus 20 Grad.

    Im Internet suchen wir in Lycksele einen Sportladen. Annette möchte gerne eine wärmere Jacke, die etwas länger ist und bis zu den Knien geht. Das haben wir schon zu Hause geplant, da die Nordländer sich ja auch winterfest bekleiden wollen. Wir werden fündig und machen uns auf, einen Übernachtungsplatz zu suchen. Es ist bereits am eindunkeln und wir müssen ziemlich lange suchen, bis wir in einem Wald im Nirgendwo eine Ausbuchtung zum Stehen finden.

    Wir lernen einen Jass, den man auch zu zweit spielen kann und verbringen den Abend mit Kerzenschein im Womo. Vielleicht sehen wir ja doch noch ein paar Nordlichter?


    Dienstag, 2. Februar 2021, frische Hufspuren


    Mit den Nordlichtern war es gestern nichts mehr. Die Aktivität war mit einem Kp Wert von 5 zwar recht hoch aber wir befanden uns knapp ausserhalb des Radius der Aktivität. Wir gingen gegen 23 Uhr zu Bett. Heute Morgen sahen wir auf Annettes App, dass um 1:50 Uhr die Wahrscheinlichkeit, Aurora Borealis zu sehen, bei klarem Himmel durchaus bestanden hätte! Aber unser App hat uns nicht geweckt, leider.

    Heute Morgen schneit es ganz wenig, die Nacht war kühl, unter minus 20 Grad. Die Feuchte an den Fenstern ist bis zur Mitte eingefroren, wo wir die Rollos unten hatten und die anderen etwas weniger, dafür haben wir dort sehr viel mehr Wärme verloren. Aber auch in dieser Nacht war es schön warm im Wohnmobil und wir mussten nicht frieren.

    Erich muss heute noch ein wenig arbeiten. Annette nutzt diese Zeit, um den Feststoffbehälter der Trenntoilette zu leeren. Da wir in einem einsamen Waldstück sind, ist das der ideale Ort. Sie steigt über die Schneemaden und ist schon bald mit einem Bein bis zu den Hüften im Schnee versunken. Das macht das ganze nicht einfacher. Sie buddelt mit den Händen ein Loch in den Schnee und kippt den Inhalt hinein. Bei ihrem Befreiungsversuch aus dem Schnee ist es nicht zu vermeiden, dass die ganze Toilette voller Schnee wird. Zurück beim Womo wird die Toilette ist die Dusche gestellt und getrocknet. Mehr über das Stille Örtchen folgt in Kürze.

    Gestern Abend haben wir im Internet erfahren, dass der Samenmarkt in Jokkmokk, an den wir gerne gegangen wären, wegen Corona abgesagt wurde. Das ist eine Enttäuschung! Zum Trost haben wir uns für morgen für eine Huskyschlittenfahrt angemeldet.

    Nach 13 Uhr fahren wir weiter. Nach ein paar hundert Metern kommt ein geräumter Platz, wo eine Futterkrippe mit Heu steht und daneben drei Rentiere! Das wäre auch ein guter Übernachtungsplatz gewesen, lehrt uns wieder, möglichst bei Tageslicht einen Platz zu finden.

    Auf der Strasse vor uns sehen wir zwei frische Tierspuren, denen wir ein paar Kilometern folgen, bis wir die zwei Rentiere eingeholt haben. Kurze Zeit später sehen wir auf etwas grössere Distanz drei Elche, die sich durch den tiefen Schnee kämpfen. Wow, das ist ein Erlebnis!

    Wir sind schon früh an unserem Übernachtungsort in der Nähe der Huskyfarm, wo wir morgen um 10.15 Uhr erwartet werden. Wir übernachten zwischen Autobahn und Eisenbahn. Wer meint, dass dies viel zu laut sein muss: es ist nicht so. Die E45 hat um diese Jahreszeit alle paar Minuten mal ein Fahrzeug, der Schnee und die schneebedeckten Bäume dämpfen die Geräusche sehr gut. Und der letzte Zug war offensichtlich vor dem grossen Schneefall, die nächste Zugskomposition wird im Frühling erwartet.

    Heute wird es wohl wieder nichts mit den Nordlichtern. Es fängt an zu schneien.


    Mittwoch, 3. Februar 2021, Husky power


    Heute war bis jetzt der schönste Tag, nicht nur vom Wetter her, das sich vom Schnee beim Aufstehen in strahlenden Sonnenschein verwandelte und den Neuschnee so richtig glitzern liess! Und bei diesen optimalen Bedingungen durften wir bei Moni und Thorben von der „Lapplands Drag“ Huskyfarm, mit einer kleinen Gruppe von sechs Schlitten eine Huskytour machen. Nach einer kurzen Einweisung, wo uns eingebläut wurde uns immer mit einer Hand am Schlitten zu halten und uns die zwei verschiedenen Bremssysteme erklärt wurde und wie man den Anker gebraucht, durften wir an den Start. Die Hunde waren kaum mehr zu halten und jaulten um die Wette. Dann ging es los! Am Anfang mussten wir ziemlich bremsen, bis die Hunde nicht mehr so übermütig waren. Dann ging es zuerst über den zugefrorenen Fluss und danach durch ein Moorgebiet mit frisch verschneiten Bäumen, in die die Sonne schien. Einfach herrlich! So legten wir in zwei Stunden bei minus 15 Grad etwa 20km zurück. Die Hunde mussten ganz schön arbeiten im Neuschnee aber Moni sagte, dass sie noch weit länger als zwei Stunden laufen würden. Gegen Ende wurde es etwas kalt aber als „Musher“ ist man eigentlich immer in Bewegung, man muss ausbalancieren, bremsen und schauen, dass die Leine, an der die Hunde befestigt sind, immer angespannt ist.

    Als wir wieder an unserem Ausgangspunkt ankamen, gab es warmen Tee und noch warme selbstgebackene Zimtschnecken, eine schwedische Spezialität. Mhm! Wir sind noch lange mit Thorben draussen gestanden und haben geplaudert. Corona bedingt haben sie im Moment in zwei Monaten soviele Gäste wie sonst in einer Woche. Sie kommen beide aus Deutschland und haben hier ihren Lebenstraum verwirklicht. Wir durften bei ihm auch unseren Wassertank auffüllen. Das Wasserbunkern ist in Schweden im Winter nicht so einfach, da die meisten Aussenwasserhähne nicht in Betrieb sind.

    Wir sind noch bis Sorsele gefahren, wo wir einen Parkplatz bei einer Langlaufloipe gefunden haben. Hier ist auch im Dunkeln ziemlich viel los. Die Schweden gehen nach der Arbeit mit der Stirnlampe auf die Langlaufpiste, da um diese Jahreszeit um halb vier die Sonne untergeht.

    Zur Krönung des Tages sehen wir heute Abend das erste Nordlicht! Es ist nicht sehr intensiv, zieht aber in einem breiten Band über den Himmel. Wow, was für ein ereignisreicher Tag!


    Donnerstag, 4. Februar 2021 der km Fresser


    Heute muss Baloo wieder ein paar Kilometer fressen. Es ist genau der richtige Tag dazu, es ist alles grau in grau in weiss und in schwarz. Entlang der Hauptstrasse gibt es immer wieder Spuren von Schneemobilen, die hier oft alternativ zum Auto gebraucht werden. Wir sehen zwei Rentiere nicht weit von der Strasse nebeneinander stehen, ihre Köpfe sind nicht zu sehen und sie machen keinen Wank. Als wir näher kommen sehen wir, dass sie sich Löcher gegraben haben, in die sie ihre Köpfe stecken, um an etwas Essbares zu kommen.

    Wir hören uns auf der Fahrt die Audiodatei des Buches für die Predigtserie an, was für Gesprächsstoff sorgt.

    Annette wagt sich heute auch ans Steuer, bis jetzt hat sie die schneebedeckten Strassen gemieden, zu gross war der Respekt vor der grossen Masse von Baloo. Aber der Schnee und das Eis ist wirklich griffig. Zusätzlich muss man den Waldrand im Blick haben, denn es können immer wieder wilde Tiere über die Strasse rennen. Wir haben bereits zwei Kadaver am Strassenrand liegen gesehen.

    Wir überqueren den Polarkreis und machen die obligaten Fotos vor der Tafel, auf der steht, dass der Polarkreis die südlichste geografische Breite ist, wo man die Mitternachtssonne bei der Sonnenwende sieht. Seine Position wird durch die Neigung der Erdachse definiert, die sich unter Einwirkung der Sonne, des Mondes und der Planeten immer wieder verändert. Während 40‘000 Jahren bewegt sich der Polarkreis nordwärts und südwärts, innerhalb einer 180km breiten Zone. Ausserdem bewegt er sich während 18.6 Jahren innerhalb einer 570m breiten Zone. Stehen wir also wirklich am richtigen Ort? Ja, zur Zeit ist die Tafel grad am richtigen Ort.

    Kurz nach Jokkmokk finden wir ein super Plätzchen auf einem Rastplatz an einem See, ein idealer Ort, um Nordlichter zu sehen, da wir durch den See eine gute Weitsicht haben. Doch im Moment ist es immer noch bedeckt.


    Freitag, 5. Februar 2021, die Jokkmokkpfanne


    Leider war es letzte Nacht wieder nichts mit den Nordlichtern, obwohl der Kp Wert nicht schlecht gewesen wäre aber die Bewölkung war zu dicht.

    Wir beschliessen, einen ruhigen Tag einzulegen und reservieren auf heute Abend einen Tisch im Hotel Jokkmokk. Erich muss am Compi arbeiten und Annette liest sich durch ihre Bücher.

    Gegen Abend fahren wir nach Jokkmokk und füttern zuerst unseren Dieseltank, bevor wir an die Reihe kommen. Jokkmokk ist ist ein hübsches Städtchen, mit 3000 Einwohnern. Wir sind früh dran und die ersten im gediegen eingerichteten Restaurant mit Cheminéefeuer. Obwohl der Samenmarkt abgesagt wurde, bietet das Hotel ein Samenmenüe an. Zur Vorspeise bekommen wir ein Rentiercarpaccio an Zitronensaft und Olivenöl mit Ruccola, gerösteten Kernen und Parmesan. Das Rentierfleisch zergeht einem auf der Zunge, doch ist der Eigengeschmack wegen der anderen Zutaten nicht so genau auszumachen. Als Hauptgang gibt es die Jokkmokkpfanne. Ein Eintopf aus Rentierfleisch mit Pilzen, Speck, Kartoffeln, Rahm und Preiselbeeren in einer heissen Gusspfanne und in einer grossen Portion. Als Abschluss des Menüs lassen wir uns Vanilleglace mit heissen, gelben Beeren servieren, von denen wir den Namen nicht verstanden haben, die aber fein schmecken.

    Wir fahren noch etwas durchs Städtchen, fotografieren die Kirche und die Schneefiguren auf einem „Kreisel“ und kehren zu unserem Übernachtungsplatz zurück. Es ist wieder bewölkt und wir schauen noch etwas fern.


    Samstag, 6. Februar 2021, die Eisflamme


    Nach einem schönen Sonnenaufgang ist es wieder grau in grau. Irgendwie lässt uns das schöne Wetter etwas im Stich.

    Für den Sonntag ist ein Kp Wert von 4 angesagt, am Montag liegt er bei 3. Dann kommt eine lange Phase, wo er nicht über 2 steigen soll, bis er dann am 21. Februar auf 5 ansteigt. Also schauen wir uns die Wetterprognosen an und überlegen, wohin wir am besten fahren sollen. Nordwesten ist eine Option, da soll der Himmel klarer werden und die Aurora sichtbar werden. Wir sind gespannt.

    In Kiruna war vor einer Woche das Eisskulpturenfestival. Wir beschliessen, dorthin zu fahren in der Hoffnung, dass diese Skulpturen immer noch stehen und wir diese bestaunen können. Kiruna lebt vom Eisenerzabbau und ist der grösste „Kanton“ in Schweden und füllt den ganzen nördlichen Zipfel aus. Er ist halb so gross wie die Schweiz, hat aber nur etwas mehr als 22‘500 Einwohner, wovon rund 17'000 in Kiruna selbst leben sollen.

    Unterwegs begegnen wir ganz vielen Schneemobilen. Anscheinend ist das hier oben ein beliebtes Freizeitvergnügen am Wochenende mit dem „Schneetöff“ durch die Landschaft und über die Seen zu brettern.

    In Kiruna parken wir unser Womo, schauen uns die Kirche leider nur von aussen an und suchen die Eisskulpturen vom Schneefestival. Wir haben uns vorher einen Stadtplan angeschaut und wissen ungefähr, wo wir hin müssten. Wir schlendern durch die Stadt und kommen an einen Spielplatz, wo alles aus Schnee ist, die Rutsche, ein Gefängnis, ein paar Pferde und die Werbung für eine Bank. Sind das die Kreationen vom Schneefestival? Etwas anderes finden wir nicht. Aber das kann es doch nicht gewesen sein. Wir fragen einen Mann in kurzen Hosen(!) und er bestätigt uns, dass es dieser Spielplatz ist. Annette hat das Gefühl, dass der Mann sie nicht richtig verstanden hat- traue nie einem Mann in kurzen Hosen bei minus 10 Grad- und fragt dann noch eine Frau. Diese ist sich auch nicht ganz sicher, ob die Skulpturen rechts oder links der Hauptstrasse sind. Rechts ist der Spielplatz und die Frau war sich nicht ganz sicher, darum gehen wir zum Womo zurück. Dort suchen wir im Netz einen Übernachtungsplatz ausserhalb der Stadt. Auf der Fahrt dorthin, fahren wir aber noch links der Hauptstrasse entlang und sehen ein paar Scheinwerfer und Schneeskulpturen! Wir halten nochmals an und schauen uns die 6 Eisskulpturen an. Ein Affenkopf mit aufgerissenem Maul hat den ersten Platz gewonnen! Beim Oktopus sind leider die Arme bereits abgebrochen, auch ein anderes Meisterwerk ist bereits zerfallen. Wir schauen uns die Flamme, die übereinander geschichteten Rechtecke und ein undefinierbares Kunstwerk an. Andere Jahre war das Festival grösser aber wir freuen uns, haben wir die Skulpturen doch noch gesehen.

    Wir lassen Kiruna, das mit dem Charme einer Industriestadt glänzt, hinter uns und ein wenig ausserhalb von Kiruna finden wir einen Parkplatz an einer Schneemobilpiste. Es ist wieder bedeckt und so wird es auch heute nichts mit den Nordlichtern.


    Sonntag, 7. Februar 2021, Aurora im Sturm

    

    Nach dem täglichen eingängigen Studium der Wettervorhersage fahren wir auf einen Rastplatz nach Rensjön. Hier ist die Sicht auf drei Seiten offen, aber es windet ziemlich stark. Wir sind schon früh hier und vertreiben uns die Zeit mit Spielen und Brot backen, was eine Premiere im Womo ist.

    Das Brot wurde etwas kompakt, aber gut im Geschmack. Nach dem Abendessen sind wir im dunkeln Wohnmobil auf der Lauer und studieren dauernd die Aurora App. Der Kp Wert nimmt etwas ab und kommen da schon wieder Wolken und bedecken den sternenklaren Himmel? Nach 21 Uhr machen wir einen hellen Streifen am Horizont aus. Wir gehen nach draussen, doch der Streifen verblasst wieder. Um 22 Uhr wird der Streifen wieder heller und wir können während gut einer Stunde das Nordlicht geniessen und fotografieren. Wir lassen sogar die Drohne steigen und probieren das Nordlicht so einzufangen, was uns aber nicht gelingt, da es zu wenig Licht für die Drohnenaufnahmen hatte. Das Nordlicht ist nicht so farbintensiv aber es verändert sich langsam und wechselt seine Form. Einmal sieht es aus, wie wenn „Flammen“ daraus hervorgehen. Dann nimmt es wieder ab und die Bewölkung nimmt zu. Wir gehen ins Womo, um uns wieder aufzuwärmen. Wir stellen den Wecker auf 0.50 Uhr. Laut App ist das Nordlicht schon fast vorbeigezogen und wir können am Himmel nur ganz wenig Aktivität ausmachen. So drehen wir uns im Bett nochmals auf die andere Seite und schlafen weiter.


    Montag, 8. Februar 2021, Wow!


    Erich bekommt ein Telefon von unserer Alarmzentrale zu Hause und sieht, dass Noemi auch schon probiert hat, ihn zu erreichen. Unsere Alarmzentrale meldet, dass wir einen Stromunterbruch hatten. Auch hat jemand heute Morgen an unserer Tür geklingelt. Erich ruft Basil an, der bei der Arbeit ist und von nichts weiss. Noemi erreichen wir nicht, setzen aber eine Nachricht ab. In der Zwischenzeit ruft Annette bei einer Freundin und Nachbarin an und fragt, ob sie auch einen Stromunterbruch hatten. Nein, hatten sie nicht, aber es war schön, mit ihr zu telefonieren. Erich fragt bei der EKZ nach, ob sie etwas wissen oder am Zählerkasten umgebaut haben. Noemi ruft in ihrer Pause an und berichtet, dass am Morgen ein EKZ Monteur geklingelt habe und gefragt hat, ob er in Haus könne. Sie sagte, dass sie zur Arbeit müsse und dass niemand zu Hause sei. Das liess ihr dann keine Ruhe, obwohl der Monteur in „Uniform“ war und mit einem EKZ Auto kam und auch bei der Nachbarin geklinget habe. Langsam können wir den Ablauf von heute Morgen rekonstruieren. Als es dann nochmals an der Haustüre klingelt, kann Erich sich mit seinem Handy über die Gegensprechanlage melden und hat den EKZ Monteur am anderen Ende, der Auskunft geben kann über das, was er im Elektrokasten gemacht hat und das erklärt auch den Stromunterbruch. Bingo.

    Inzwischen haben wir Hunger und Annette löst einen weiteren Gutschein bei Erich ein und lässt sich das Morgenessen servieren.

    Nach einem schönen Sonnenaufgang kommen Wolken und es beginnt zu schneien. Erich bearbeitet am Compi die Fotos von gestern. Er ist noch nicht ganz zufrieden mit den Einstellungen, die er für die Fotos benutzt hat. Dazu muss man noch anmerken, dass die Farbe des Nordlichtes auf den Fotos immer etwas intensiver, sprich grüner ist als in Natura. Warum das so ist, wissen wir noch nicht.

    Wir brechen spät auf und fahren durch das Schneetreiben nach Abisko, wo wir einkaufen aber nicht ganz alles bekommen im Supermarkt vom 131 Seelendorf. Die Landschaft hier im nördlichsten Zipfel Schwedens hat sich verändert, es ist karger geworden, hat weniger hohe Bäume, sondern mehr Sträucher.

    Wir halten an einem Rastplatz vor Björkliden am See Torneträsk, der siebtgrösste See in Schweden. Wir sind nicht die einzigen, die hier das Nordlicht sehen möchten. Wir sind vier Partien, die um 21.30 Uhr auf dem See stehen und staunen. Es wird uns während eineinhalb Stunden eine super Show geboten, obwohl es noch etwas bewölkt ist. Das Nordlicht verändert sich dauernd und zieht über den ganzen See. Ab und zu tanzt es und man kann sogar etwas rötliche Farbanteile sehen, Spektakel bei -15°C. Wow!


    Dienstag, 9. Februar 2021, Eisklettern


    Die Nacht war kalt, das Bett warm und Baloo sorgt pünktlich ab 7.30 Uhr für wohlige Wärme drin. Es begrüsst uns wieder die Sonne und Erich geht nochmals auf den See um die Morgenstimmung festzuhalten. Wir haben eine 7-Windows App, bei der wir zuverlässig die Temperatur während der Nacht eruieren können: Je mehr Eis am Fenster, desto kälter war die Nacht.

    Wir fahren zurück zum Abisko Nationalpark. Das Visitorcenter ist geschlossen aber wir schnappen uns einen Flyer und machen die Wanderung um die Schlucht. Wir sehen Eiskletterer, die versuchen mit Eispikeln und speziellen Schuhen einen gefrorenen Wasserfall hinauf zu klettern. Im Sommer mit Sonneneinfall müssen die Farben des Gesteins in der Bucht superschön sein, dafür hat es im Winter fast keine Touristen und der Fluss ist zugefroren.

    Wir fahren ein kleines Stück gegen Osten, dem See entlang, chillen etwas, bearbeiten die Bilder, updaten unseren Blog und warten auf neue Nordlichter.


    Mittwoch, 10. Februar 2021, das Eishotel


    Mit den Nordlichtern war letzte Nacht nichts mehr, obwohl wir klaren Sternenhimmel hatten, aber der Kp Wert war unter 2, was relativ tief ist.

    Wir recherchieren im Internet, was man in dieser Gegend noch alles machen oder anschauen kann. Die Museen sind wegen Corona alle geschlossen, auch eine Eisenerzmine kann man zurzeit nicht besuchen. Wir einigen uns darauf heute das Eishotel in Jukkasjärvi anzuschauen.

    Wir fahren zurück nach Kiruna und sehen, wo das neue Kiruna gebaut wird. Die ganze Stadt wird wegen dem Eisenerzabbau in den nächsten Jahren umgesiedelt. Das ist ein riesen Aufwand, muss sich aber anscheinend lohnen, weil die Stadt unterhöhlt wurde und einmal im Boden versinken könnte.

    Einige Kilometer weiter und wir sind beim Eishotel. Es ist das älteste in Schweden. Seit 1990 kann man hier in einem Zimmer aus Eis und Schnee bei minus 5 Grad übernachten. Das Hotel besteht aus 1000 Tonnen Eis aus dem Fluss Torne, der gleich nebenan liegt und 30‘000 Tonnen Schnee- und Eisgemisch. Wir schauen uns die Anlage von aussen an, denn eine Besichtigung ist uns der Eintrittspreis von 40.- Franken pro Person nicht wert. Es gibt auch tolle Fotos im Internet.

    Wir haben ein herziges Restaurant in Jukkasjärvi im Internet entdeckt und suchen es zu Fuss. Wir werden auch fündig, aber es ist nur Freitag und Samstag geöffnet. Also gehen wir wieder zum Parkplatz zurück aber diesmal auf dem Fluss Torne.

    Schon ist wieder ein Tag vorbei und es wird dunkel. Nochmals ein paar Fotos vom Eishotel in der Abenddämmerung gemacht. Dort treffen wir auf einen Deutschen, der mit seiner ganzen Familie und seinem Womo Dethleffs XXLA unterwegs ist. In Deutschland ist Lockdown und er musste er musste sein Velo-Geschäft schliessen. Jetzt benutzt er diese Zeit für Ferien in Schweden und unterrichtet seine Kinder per Fernunterricht im Wohnmobil. Wir fahren zu unserem Übernachtungsplatz, wo gerade ein anderes Wohnmobil abgeschleppt wird.

    Die Sonnenaktivität ist sehr gering, darum machen wir noch ein paar Spiele, lernen nochmals einen „Zweierjass“, brauchen dafür aber Anleitung aus der Schweiz, die wir über Whatsappcall von einer lieben Freundin auch bekommen.


    Donnerstag, 11. Februar 2021, der Spaziergang auf dem Fluss

    

    Heute ist ein strahlend schöner Tag. Wir bleiben an diesem Platz und helfen einem Pärchen, dessen PKW sich im Schnee festgefahren hat. Mit unserer Schaufel und den Antirutschmatten einer älteren Frau, können sie sich wieder aus dem Schnee befreien und sind dankbar für die Hilfe.

    Wir lassen über dem zugefrorenen Fluss die Drohne steigen und fliegen über die Insel, die Tannen und den Schnee bis alle drei Akkus aufgebraucht sind. Um uns wieder aufzuwärmen, gehen wir auf dem Fluss spazieren, vorbei an typisch roten Schwedenhäusern, vor denen jeweils ein Schneemobil steht, das über den Fluss einen Zugang zum Haus hat. Auch wir gehen auf dieser „Strasse“ auf dem Fluss und es kommt uns sogar ein Huskyschlittengespann entgegen! Die Abenddämmerung setzt bereits wieder ein und einmal mehr verwandelt die Sonne alles in ein goldenes Licht.

    Im Wohnmobil genehmigen wir uns einen z’Vieri mit einem schwedischen Gebäck, machen noch ein paar Spiele, lesen und recherchieren mögliche Aktivitäten und reservieren im herzigen Restaurant in Jukkasjärvi einen Tisch für morgen Abend.


    Freitag, 12. Februar 2021, das Old Homestead

    

    Heute sind wir bereits drei Wochen unterwegs! Die Tage vergehen schnell, zu schnell. Dies, obwohl sie nicht mit Aktivitäten vollgestopft sind. Wir konnten wunderbar herunterfahren und entschleunigen. Erich muss heute zwar noch etwas arbeiten und hat eine Videositzung, aber das ist schnell erledigt.

    Zuvor schauen wir uns die Kirche an und fahren dann auf einen Parkplatz für die Sitzung. Leider ist der Weg zum Fluss an das auserkorene Plätzchen nicht vom Schnee geräumt und wir halten darum mitten im Wald. Die Sitzung dauert doch über zwei Stunden.

    Bald können wir uns auf den Weg zum Beizli machen, wir müssen uns ja noch restaurantkonform umziehen. Das „Old Homestead“ ist ein herziges Lokal in einem historischen Gebäude, das früher eine Schule war. Wir werden sehr freundlich begrüsst und da wir um 17 Uhr die ersten Gäste sind, dürfen wir uns unseren Platz aussuchen. Die Wahl fällt uns leicht, da es ein Cheminéefeuer im Raum hat. Wir wählen also den Tisch gleich neben dem Feuer.

    Die Speisekarte ist zweisprachig und wir bestellen zur Vorspeise einen Toast mit „Salmon“. Wir sind dann etwas überrascht, dass wir keinen Lachs, sondern Crevetten bekommen. Zum Glück haben wir das beide gerne und es schmeckt auch sehr lecker. Anscheinend ist hier bei der Übersetzung etwas falsch gelaufen… Zum Hauptgang essen wir Hamburger mit Rentierfleisch, was hier oben in Lappland typisch ist. Nach einem leckeren Dessert, fragen wir die Angestellten, ob wir auf ihrem Parkplatz übernachten dürfen. Wir kommen etwas ins Gespräch und sie fragen uns, ob wir den ganzen Weg von Deutschland hier heraufgefahren seien. Wir bejahen das, berichtigen aber, dass wir aus der Schweiz kommen. Darauf meinten sie (hier entschuldige ich mich präventiv bei unseren deutschen Lesern), dass wir eigentlich «zu nett für Deutsche seien».

    Wir gehen ins Womo und haben die Hoffnung auf Nordlicht schon fast aufgegeben, als ein Streifen über unserem Baloo erscheint. Wir müssen uns etwas aufraffen, wieder in unsere warmen Kleider zu steigen, werden dann aber mit einem grandiosen Naturspektakel beschenkt. Vom Fluss aus können wir während einer Stunde bei klarem Sternenhimmel und herrlichen -15°C das Nordlicht bestaunen. Es ist wieder ganz anders, als das letzte Mal. Durch den klaren Himmel ist es grossflächiger und verändert sich schneller.

    Dankbar, müde und mit kalten Füssen gehen wir zu Bett.


    Samstag, 13. Februar 2021, der Wasserdieb


    Wir sind schon früh auf und sehen einen wunderbaren Sonnenaufgang. Wir lassen gleich neben der beschränkten Zone die Drohne fliegen. Etwas westlicher oder nördlicher dürften wir maximal auf 50m Höhe steigen. Bilder vom Drohnenflug folgen etwas später, da diese durch das Lantmäteriet geprüft und freigegeben werden müssen, wegen militärischen Geheimnissen uns so.

    Ein sonniger Morgen treibt auch die Snowmobiler auf den gefrorenen Fluss. Einer davon macht sogar noch das „Männli“. Langläufer und Husky Schlitten bereichern die Szenerie. Die Touristen auf den Schlitten beneiden wir nicht: wieviel schöner und interessanter war es doch, selbst den Schlitten zu steuern und Musher mit 4-5 Hunden zu sein. Auch unsere Route war interessanter, als nur auf dem zugefrorenen Fluss zu kreuzen.

    Da frei zugängliche Wasserhahnen auf Grund der Temperaturen im Aussenbereich schwierig zu finden sind, sind wir dankbar, ein beheiztes WC- Häuschen gefunden zu haben, in dem nebst der öffentlichen Toilette auch ein Lavabo vorhanden ist, an dem wir mit dem „Wasserdieb“ andocken können. Gemächlich rinnen rund 100 Liter Wasser in unseren Tank.

    Unsere Toilette ist nicht so geruchsfrei, wie dies im Katalog steht und wir suchen nach einer Erklärung, Erich kriecht unters Auto, findet aber nichts Aussergewöhnliches. Den Abluftschlauch prüfen wir mit dem Fön auf Durchgängigkeit, auch das ist in Ordnung. Daher fahren wir weiter östlich, und dann nördlich, wo der Himmel nachts wolkenfrei sein soll. Die Suche nach einem Übernachtungsplatz gestaltet sich hier schwierig, da nur die grösseren Strassen vom Schnee geräumt sind. Wir parkieren an einer Ausbuchtung der Strasse, die eigentlich zum Kreuzen gedacht ist aber in den letzten fünf Stunden ist noch kein Auto vorbeigefahren.


    Sonntag, 14. Februar 2021, der schnellste Fast-Food


    Der Himmel war letzte Nacht sternenklar. Da wir aber mitten im Wald stehen, war unser Horizont sehr begrenzt und wieder haben wir kein Nordlicht gesehen, dafür konnte Annette wieder einmal früh zu Bett.

    Bis zu unserer Abfahrt heute Morgen, fuhren nur gerade vier Autos an uns vorbei! Wir machen uns auf an die finnische Grenze, wo sich das nördlichste Restaurant in Schweden befindet. Eigentlich ist das „Arctic Lunch & Grill“ ein Fastfoodrestaurant aber auch von hier hat Annette noch einen Essensgutschein.

    Wir geben alle möglichen Stellplätze auf unserer Route bis Karesuando ein, in der Hoffnung, dass einer geräumt sein wird. Doch alle sind schneebedeckt. Bei einem Stellplatz am See, der Annette sehr gut gefällt, überlegt sie sich, ob sie diesen freischaufeln soll. Sie steigt aus und begutachtet den Platz aber der Schnee ist doch ziemlich hoch. So fahren wir weiter, bis zum letzten Platz, 1km vor Karesunando, einem kleinen Parkplatz an einer Langlaufloipe. Dort stellen wir uns hin und Erich probiert, ob wir auch so nördlich noch Satelitenempfang für den Fernseher haben. Ja, auch hier können wir die Ski WM in Cortina d’Ampezzo mitverfolgen und uns über die Schweizer Medailien freuen.

    Als der Hunger sich meldet, fahren wir nach Karesuando zum Restaurant- das geschlossen ist! Wir kurven noch ein bisschen im Dorf herum, das unmittelbar an der Grenze zu Finnland liegt, finden aber kein anderes Restaurant, dafür einen grossen Parkplatz beim Hallenbad, wo wir wieder ohne Nordlichter übernachten.


    Montag, 15. Februar 2021, das stille Plätzchen

    

    Wir hatten eine ruhige Nacht. Am Morgen kamen Arbeiter und schaufelten den Schnee vom Dach des Hallenbades.

    Da es in dieser Gegend wenig Plätze zum Übernachten und sonstige Aktivitäten gibt, fahren wir wieder Richtung Kiruna. In den nächsten Tagen soll das Wetter nicht so gut sein, dann können wir uns vielleicht die Stadt etwas genauer ansehen. Heute ist es bei minus 1,5 Grad angenehm warm.

    Auf dem Weg begegnen immer wieder Rentieren, vereinzelte auf der Strasse, die sich dann schnell aus dem Staub machen oder auch ganze Gruppen. Zum Teil versinken sie bis zum Körper im hohen Schnee. Sie graben immer wieder Löcher im Schnee, um an etwas Essbares zu kommen.

    Da wir das erste Mal längere Zeit gegen Südosten fahren, haben wir die Sonne vor uns, die immer wieder durch die Wolken scheint und den Horizont orange färbt. Wir begegnen nicht vielen Autos auf unserer Strecke und sind sehr froh um unsere Schwingsitze bei diesen Strassenverhältnissen. Apropos Strassen: manchmal sind vier Spuren von Rädern zu sehen, dann ist dies eine lebhaft befahrene Strasse mit zehn Autos pro Stunde. Bei drei Spuren sind es dann noch zwei Autos pro Stunde, bei zwei Spuren zwei Autos pro Halbtag und bei keinen Spuren sind wir meist alleine unterwegs.

    Heute müssen wir uns zwischen zwei Übernachtungsplätzen entscheiden. Einer liegt auf einer Brücke bei einem Fluss mit offener Aussicht aber direkt an der Hauptstrasse, der andere etwas im Wald bei einer Langlaufloipe. Wir entscheiden uns für den ruhigeren Platz. Unsere Aurora App meldet wieder gute Chancen auf Nordlichter. Immer wieder schauen wir durchs Dachfenster, ob wir etwas am Himmel sehen. Ab 21 Uhr nimmt der KP Wert zu und die Wahrscheinlichkeit steigt auf 30%. Annette macht am Himmel ein Leuchten aus und wir beschliessen an den Platz an der Brücke zu fahren, wo der Himmel weiter ist. Als wir dort ankommen, können wir kein Leuchten mehr ausmachen. Wir bleiben noch bis 23.30 Uhr dort, dann fahren wir wieder an unser ruhiges Plätzchen im Wald.


    Dienstag, 16. Februar 2021, die Elchjagd


    Hier im Norden haben wir bereits alles „abgegrast“. Da wir nicht so die Stadtmenschen sind, gibt es nicht mehr viel anzuschauen. Die Weltgrösste Sonnenuhr wäre etwas, aber was soll dies mit einem halben Meter Schnee und wenig Sonne in Nordschweden? Was uns hier im Norden hält, ist das Nordlicht. Darum wird unser Blog in den nächsten Tagen wohl etwas langweilig werden.

    Heute müssen wir wieder einmal einkaufen. Die Wetterprognosen lassen uns wieder in den Westen fahren. Dort bietet sich Kiruna zum Einkaufen an und Annette geniesst wieder einmal einen gutbestückten Supermarkt. Wir schauen auch noch wegen Schneeschuhen, doch sind diese, die für uns in Frage kommen würden, nicht an Lager. Die neue Bestellung sollte diese Woche noch kommen und so geben wir dem Verkäufer unsere Telefonnummer, damit er uns informieren kann, wenn sie da sind.

    Auf dem Weg nach Puoltsa überquert eine ganze Herde Rentiere vor uns die Strasse. Ein paar hundert Meter weiter machen wir Elche im Wald aus. Wir dachten nicht, dass wir nochmals Elche sehen werden, da wir im Internet gelesen haben, dass es nur etwa 300‘000 bis 400‘000 Elche in ganz Schweden gibt, also ein Elch pro Quadratkilometer, und jeden Herbst etwa 100‘000 auf der Jagd erlegt werden. Wir schätzen uns glücklich, durften wir neun dieser Tiere sehen!

    Am Verbindungsfluss der beiden Seen Holmajärvi und Kaalasjärvi finden wir einen tollen Rastplatz für die Nacht.

    Unsere Aurora App schlägt bereits um 20 Uhr Alarm. Wir ziehen alles an, was wir finden können, da es draussen minus 19 Grad ist. Das Nordlicht zeigt sich in einem schwachen Streifen und bewegt sich kaum, einzig die Intensität ändert sich. Wir haben auch den Eindruck, dass es weiter weg ist. Die Kälte zwingt uns wieder ins Womo zu gehen und uns aufzuwärmen. Annettes Brille und das Objektiv des Fotoapparates sind mit Kondenseis beschlagen. Als alles wieder aufgetaut ist, inklusive Zehen, gehen wir nochmals nach draussen. Da wir bereits verwöhnt sind, was Nordlichter anbelangt, haut uns dieses nicht so sehr vom Hocker. Erich würde noch gerne in der Dunkelheit zum Fluss gehen. Annette ist das aber nicht ganz geheuer, da sich hier doch einige Elche tummeln. Inzwischen wissen wir zwar, was man machen muss, wenn man einem Elch begegnet aber gerade Elchkühe können gefährlich werden, wenn sie Junge haben.

    Irgendwann verblasst das Nordlicht und wir gehen zu Bett. Um 0.15 Uhr sieht Erich durch sein „Schlafzimmerfenster“ das Nordlicht nochmals kurz kugelförmig, intensiv aufleuchten. Wir sinken müde und zufrieden in die Federn.


    Mittwoch, 17. Februar 2021, der Mpemba-Effekt


    Brrr, das Thermometer zeigt heute Morgen bei strahlendem Sonnenschein minus 26.5 Grad an. Optimal, den „Mpemba Effekt“ auszuprobieren! Noch vor dem Morgenessen kochen wir heisses Wasser und füllen dieses in Becher und eine Flasche ab. Dann werfen wir dieses Wasser in die Luft, das dann schneller gefriert als kaltes Wasser. Warum das so ist, weiss man nicht genau. Wir probieren das einige Male aus und versuchen, es fotografisch festzuhalten.

    Nach dem Morgenessen gehen wir dem Fluss nach spazieren. Annette findet, dass hier Schneeschuhe super wären aber Erich bemerkt, dass wir ja auch auf dem Weg der Schneemobile gehen können….und das machen wir dann auch.

    Wir fahren weiter ins Tal hinein nach Nikkaluokta, das von den höchsten Bergen in Schweden umgeben ist und treffen unterwegs unseren zehnten Elch (oder haben wir den gestern schon gesehen?). Hier gibt es so eine Art Campingplatz auf einem grossen Platz, wo ringsum zum Teil Dauercamper ihre Häuschen oder Wohnwagen haben, die alle nach Wochenendhäuschen aussehen aber trotzdem aussen beleuchtet sind. In der Mitte des Platzes hat es Parkplätze und dort stellen wir uns hin. Ein Rentier überquert den Platz und begrüsst uns. Wir probieren noch ein Kälteexperiment mit Seifenblasen. Diese sollten bei dieser Kälte gefrieren. Unsere Seifenblasenlösung ist nicht der Hit aber es gibt doch ab und zu eine Blase. Wir benutzen den oberen Teil einer Petflasche als Blasring. Als die Sonne untergeht wird es immer kälter und kälter und knackt die minus 30 Grad Marke! Wir werden das Experiment morgen bei Sonnenschein nochmals wiederholen.

    Irgendwann meldet sich unsere Aurora App. Da es hier von den Dauercampern zu viele Lichtquellen gibt, fahren wir ein paar hundert Meter auf der Hauptstrasse zurück und parken in einer Ausbuchtung. Wir ziehen uns warm an und gehen nach draussen. Bei diesen Temperaturen halten wir es nicht lange draussen aus und wir brauchen eine Aufwärmpause. Beim zweiten Mal geht Annette auch schon bald wieder in die Wärme, da auch das Nordlicht nicht so spektakulär ist. Erich trotzt der Kälte und harrt noch etwas aus. Seine Geduld wird belohnt! Das Nordlicht kommt nochmals mit intensiver Kraft und verändert sich dauernd. Zuerst beobachtet das Annette vom Küchenfenster aus aber es ist so fantastisch, dass sie sich wieder anzieht und nochmals nach draussen geht. Wieder ein super Naturspektakel und unvergesslich.

    Wir wollen nicht mehr auf den „Campingplatz“ zurück und fahren das Tal zurück auf den nächsten Rastplatz, wo es 5 Grad wärmer ist!


    Donnerstag, 18. Februar 2021, der Kälterekord


    Wir hatten die bis jetzt kälteste Nacht. Morgens um 8 Uhr noch minus 29 Grad. Wären wir in Nikkaluokta geblieben, hätten wir definitiv die minus 37 Grad gehabt, auf dem Rastplatz war es durch die Sträucher und den nahen Hügel vielleicht etwas „wärmer“, wir messen dies ja nicht dauernd.

    Die Sonne scheint und wir probieren nochmals die Seifenblasen gefrieren zu lassen. Das Resultat wurde in hunderten Fotos festgehalten, die Erich jetzt noch durcharbeiten muss. Wir geniessen die Sonne, die bereits etwas wärmt und uns mit bis zu 33 Watt Solarenergie versorgt!

    Nikkaluokta ist der Ausgangspunkt für die Wanderung auf den höchsten Berg in Schweden, den Kebnekaise mit seinem Nord- und Südgipfel. Seit August 2018 ist, dank der Klimaerwärmung, der Nordgipfel höher als der vergletscherte Südgipfel, 2097 m.ü.M. Das lassen wir uns natürlich voll entgehen, zu weit und zu viel Schnee. Eine Wanderung von 19km bringt dich zur Berghütte, von wo aus es je nach Wegvariante vier bis sieben Stunden auf den Gipfel geht.

    Auch wenn wir nicht auf den Gipfel stiegen, hat uns dieses eher verlassene und breite Tal gut gefallen. Natürlich auch wegen den visuell erhaschten Wildtieren.

    Um den Mittag machen wir uns auf und fahren zurück Richtung Kiruna. Auf dem Weg begegnen wir neun Elchen! Fast mehr als uns Autos entgegengekommen sind! Nach einem Tankstop in Kiruna fahren wir weiter Richtung Torneträsk See, wo wir auf halbem Weg einen Rastplatz ansteuern.

    Um 19 Uhr gibt es aus Anlass des 50-jährigen Bestehens der Schiffsarbeit von „Operation Mobilisation“, kurz OM, eine live Geburtstagsviedeoschaltung. Der Gründer George Verwer und einige andere, die bei den Anfängen dabei waren, berichten, was sie in dieser Zeit erlebt haben.

    Die Aurora App meldet sich heute nicht, der Kp Wert ist unter 2 und die Bewölkung nimmt wieder zu. Wir können also getrost zu Bett gehen. Doch was ist das? Annette schreckt aus dem Schlaf auf. Der Motor von Baloo läuft und das Auto setzt sich in Bewegung! Dann stoppt es kurze Zeit später wieder und Erich kommt aus dem eisigen Fahrerhaus. Er konnte wegen eines LKW, der gleich neben uns parkierte und den Motor laufen liess, nicht einschlafen und hat kurzerhand umparkiert.


    Freitag, 19. Februar 2021, das Schneetreiben


    Heute wachen wir im Schneetreiben auf. Wir haben keine Eile. Erich bearbeitet unsere Fotos und Annette vertieft sich in ihr Buch.

    Wir fahren wieder nach Björkliden, weil dort die Wahrscheinlichkeit auf Nordlichter am grössten ist, doch stimmt uns der Wetterbericht für die nächsten Tage nicht überaus optimistisch.

    Es schneit den ganzen Tag kleine Flocken. Es gibt nicht mehr als 10cm Schnee, doch der Wind frischt auf und wirbelt den frischen Schnee herum. Auf der Strasse gibt es zum Teil tükische Schneeverwehungen.

    Der Platz, den wir angepeilt haben, ist nicht vom Schnee geräumt, darum fahren wir zurück auf den Platz am See, wo wir bereits einmal waren. Auch hier rüttelt der Wind an unserem Baloo und es macht uns gar nicht an, nach draussen zu gehen, obwohl es nur noch minus 15 Grad ist. Eigentlich planten wir, in der Schutzhütte den Ofen einzufeuern und dort ein Fondue zu geniessen, aber es hat kein Holz und so verwerfen wir diese Idee wieder. Der Blog sollte ja auch wieder einmal aktualisiert werden….


    Samstag, 20. Februar 2021, das Bimobil-Treffen


    Heute ist ein trister Tag, alles Grau in Grau und Weiss in Weiss. Der böige Wind lässt die gefühlte Temperatur noch um einiges tiefer erscheinen. Es macht uns nicht an, nach draussen zu gehen. Erich hat noch Arbeiten für’s Geschäft zu erledigen und dann sollten wir noch ein 186-seitiges Dokument gegenlesen und kommentieren. Das ist genau das Richtige für einen solchen Tag.

    Ein anderes „Bimobil“ fährt am Nachmittag auf unseren Rastplatz. Das Ehepaar, das aussteigt winkt uns zu und wir öffnen kurz die Tür, die es uns fast aus der Hand windet und wir uns dagegenstemmen müssen. Wir wechseln ein paar Worte und erfahren, dass Freunde von ihnen auch noch mit einem „Bimobil“ kommen werden. Irgendwie fühlt man sich zu dieser „Bimobil-Familie“ gleich zugehörig, ganz anders das Verhältnis zu dem „Dethleffs“, der auch noch auf dem Platz steht J.

    Bei diesem Wetter wird es wohl auch nichts mit dem Nordlicht, obwohl der Kp Wert 6 mit bis zum Wert so hoch ist wie noch nie!

    Sonntag, 21. Februar 2021, der Strassengraben


    Der Schneesturm wütete die ganze Nacht, dabei ist nicht genau auszumachen, ob es schneit oder ob nur der bereits liegende Schnee herumgewirbelt wird. Wir packen uns gut ein und getrauen uns nach draussen. Wir wechseln noch ein paar Worte mit dem deutschen Ehepaar vom Kurzhuber-„Bimobil“, deren Zusatzdieselheizung ausgestiegen ist und die sich nun eine neue Gasflasche in Abisko für ihre Gasheizung holen müssen. Wir gehen noch schnell auf den See, wo der Wind stellenweise, das Eis freigelegt hat. Als wir das letzte Mal hier waren, sind wir ohne Bedenken im Dunkeln auf den See gestanden, um die Nordlichter anzuschauen. Jetzt bei Tageslicht und dem freigelegten Eis, das zum Teil Risse aufweist, beschleicht Annette ein mulmiges Gefühl. Aber bei diesen Temperaturen, seit Wochen tief unter dem Gefrierpunkt, muss die Eisschicht ja dick genug sein!

    Dann fahren wir weiter. Es hat keinen Sinn hier zu bleiben, obwohl die verschiedenen Aurora Apps einen hohen Kp Wert anzeigen, das Wetter ist einfach zu schlecht. Wir fahren ein paar hundert Meter, dann sehen wir einen roten Kurzhuber schräg im Strassengraben liegen. Es ist das „Bimobil“, das nur schnell Gas holen wollte! Eine Windböe wird es von der Strasse gedrängt haben, freche Windböe. Wir lassen die Scheibe runter und fragen, ob wir etwas helfen können. Sie haben bereits das Bergungsseil ausgelegt und warten, dass ihre Freunde sie herausholen werden. So fahren wir weiter aber etwas vorsichtiger als vorher. Es ist nicht einfach bei den Windböen und Schneeverwehungen und Erich muss einmal brüsk anhalten, weil im Schneegestöber überhaupt keine Sicht mehr vorhanden ist.

    Wir machen einen Zwischenstopp und arbeiten am Compi an unserem Dokument, damit wir nachher die Batterie beim Fahren wieder aufladen können. Die Solaranlage bringt im Winter im Norden nicht sehr viel, bisher hatten wir immerhin 33W maximal gesichtet. Wir werden uns sicher grössere Batteriereserven zutun, wenn unsere jetzige Batterie den Geist ausgehaucht hat.

    Heute sind wir besonders froh und dankbar, als wir wohlbehalten bei andauerndem Schneetreiben und windigem Wetter an unserem Übernachtungsort ankommen. Den Abend verbringen wir mit Arbeiten.

    Montag, 22. Februar 2021, der Haushalt

    

    Als Erich um fünf Uhr in der Früh aufsteht, macht er einen „Aurorakontrollblick“ nach draussen und sieht neben unserem Womo einen dunklen Schatten, der sich bewegt. Als sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, sieht er einen Elch, der am Baum neben unserem Wohnmobil die Rinde anknabbert.

    Wir duschen, lesen unser Dokument, bis wir kein Saft mehr in der Batterie haben, und fahren dann zur Kirche in Jukkasjärvi, wo wir beim Toilettenhäuschen wieder unsere Wasserreserven auffüllen.

    Halt, das Wichtigste ist ja noch nicht erwähnt: Während Annette am Dokument lesen ist, macht Erich den Haushalt: Dusche reinigen, Abwaschen inkl. Abtrocknen und Verräumen, Wasser nachfüllen, die Wasserklappen und das Auto enteisen und mit den Studentinnen aus aller Welt plaudern, die einen Ausflug hierher (also nicht nur zum Toilettenhäuschen) gemacht haben. Ja, ja, so ein Haushalt macht sich nicht von allein!

    In Gällivare geht Annette noch einkaufen. Für ihre Geschwister kauft sie norwegischen Käse, den sie früher als Kinder immer von ihrer Nachbarin bekamen.

    Der Übernachtungsplatz ist ein grosser, beleuchteter Parkplatz an einer Seepromenade mit grossem Spielplatz. Im Sommer ist hier sicher viel los. Aber auch im Winter. Im Internet haben wir gelesen, dass dieser Platz von einigen jungen Autofahrern (es könnten ja auch Autofahrerinnen sein) auch zum „Driften“ benutzt wird. So kommen neben den „Gassi- Geher“ auch etliche Autos, die einen grossen Bogen um uns machen und unverrichteter Dinge wieder abziehen, da wir sehr schön in der Mitte des Platzes stehen. Wir sind froh, dass sie jeweils nicht 7x hupend um uns herumgefahren sind.

    Es hat wieder zu schneien begonnen und der Kp Wert wäre nochmals hoch aber wir arbeiten weiter bis in den Morgen hinein, da wir das Dokument morgen, respektive nun heute Dienstag, abgeben müssen. Geschafft!

    Dienstag, 23. Februar 2021, das Naturreservat Storforsen


    Es hat etwas Neuschnee gegeben und die Strasse ist nicht geräumt. Beim Kreuzen mit einem anderen Fahrzeug, müssen wir ganz an den Rand in den Tiefschnee fahren und bleiben stecken. Erich schaltet die Untersetzung ein und fährt ohne Probleme rückwärts auf die Strasse zurück. Uff, nochmals alles gut gegangen. Annette hat immer noch das Bild des „Bimobil’s“ im Strassengraben vor Augen.

    Wir fahren wieder über den Polarkreis, diesmal in südlicher Richtung und es holpert auch diesmal nicht. Im Naturreservat Storforsen, wo wir neben vier ausgewachsenen Geländefahrzeugen auf LKW Basis und einem „Oman“ parkieren, schauen wir uns die grössten skandinavischen Stromschnellen an. Wir sind die einzigen, die sich auf den frisch verschneiten Stegen bis zum Fluss Pite wagen, obwohl es doch mit minus 7.5 Grad angenehm warm ist und die Sonne gerade jetzt für uns durch die Wolken bricht. Wir sehen, wie sich die Wassermassen ihren Weg vorbei an Steinen, Eis und Schnee bahnen und mit Wucht bergabwärts donnern. Wir probieren noch andere Pfade im Naturreservat aus, aber die sind im Winter gar nicht unterhalten und so gehen wir zum Baloo zurück. Um 15.30 Uhr haben wir eine Videokonferenz, um unsere Arbeit vom Wochenende zu besprechen. Diese dauert bis nach 19 Uhr! Da wir im Naturreservat nicht übernachten dürfen (es stehen zwar noch zwei LKW neben uns), machen wir uns auf die Suche nach einem geeigneten Plätzchen. Just heute ist es wieder etwas schwierig. Nach circa einer Stunde finden wir eine Ausbuchtung auf einer Nebenstrasse, wo aber Schnee liegt. Annette steigt aus und befindet den Untergrund für gut. Erich fährt mit Untersetzung, nicht ganz ohne zu Spulen in den Schnee. Als wir einigermassen geradestehen, schalten wir den Motor aus und hoffen, morgen hier wieder heraus zu kommen. Aber das lassen wir die Sorge des morgigen Tages sein. Jeder Tag hat seine eigene Sorge. Heute müssen wir noch einige Telefonate erledigen unter anderem mit unserem Sohnemann, der wegen Coronakontakt in Quarantäne muss. Wir hoffen schwer, dass er nicht noch krank wird.

    Mittwoch, 24. Februar 2021, das Schlittentrotinette


    Um 6.50 Uhr weckt uns ein Räumungsfahrzeug. Der Fahrer lässt uns aber unbehelligt und fährt weiter. Nach dem Morgenessen kommt der grosse Augenblick. Erich fährt mit Schwung aus unserer Ausbuchtung heraus. Baloo muss etwas arbeiten, aber er schafft es! Uff.

    In Arvidsjaur wollen wir das Freilichtmuseum Lappstaden anschauen aber auch es wurde ein Coronaopfer, sowie das Erlebnisbad im Ort. Als wir an der Schule vorbei fahren sehen wir davor statt Velos und Kickbords eine Art Schlittentrotinett, mit denen die Kinder hier zur Schule gehen. Aber auch Erwachsene sind damit unterwegs, man kann seine Tüten nach dem Einkauf an den Lenker hängen und muss sie nicht selbst tragen.

    Thorben hat uns erzählt, dass es hier einen Beck gibt, der Schweizer ist. Annette kauft dort schwedisches Gebäck für einen z‘ Vieri und ein feines Brot ein. Vor zwölf Jahren kaufte dieser Bäcker ein Ferienhaus in Schweden und vor fünf Jahren ist er definitiv hierhergezogen und hat seine Bäckerei eröffnet.

    Erich bearbeitet unsere Fotos und Annette vertieft sich in ihr Buch, bevor wir wieder weiterfahren.

    Zwei Elche und ein Rentier später kommen wir in Storuman an. Baloo klettert souverän den schneebedeckten Weg mit einer Steigung von durchschnittlich 11.2% zu einem Aussichtsturm herauf, wo wir unser Nachtlager „aufschlagen“. Es ist deutlich wärmer geworden und auch die Tage sind nun deutlich länger. Wir besteigen den zweistöckigen Aussichtsturm in der Abenddämmerung. Von oben haben wir einen tollen Blick auf den See. Nachher gönnen wir uns einen Fernsehabend.

    Donnerstag, 25. Februar 2021, das Motorenöl


    Unsere „Windows App“ bestätigt uns eine milde Nacht, es hat kein Eis an den Fenstern. Auch Baloo fängt an zu „schwitzen“ und das Eis fällt von ihm ab. Das Gefälle im Schnee vom Aussichtspunkt ins Dorf meistert Baloo wiederum souverän.

    Erich bearbeitet unsere Fotos und muss noch arbeiten, was ihn doch mehr Überwindung kostet als zu Hause. Anschliessend fahren wir auf dem Inlandsvägen nach Süden. Der Rest des Tages ist schnell erzählt. Wieder mal ein Tankstop. Zusätzlich kommt es zum Studiums des Motorenraumes und des Handbuches, um die Füllstandsanzeige des Motorenöls zu suchen. Wir lernen, dass dies wintersicher kontrolliert werden muss, denn es gibt nur die Anzeige auf dem Display und kein Messstab im Motorenraum. Bald danach kommen wir auf einen Rastplatz in Näsviken an, der vor allem von LKWs frequentiert wird.

    Am Abend schauen wir uns das Europacupspiel Leverkusen gegen die Berner Young Boys an. YB gewinnt mit 0:2 und ist somit eine Runde weiter! Stolz erfüllt uns, gegen die übermächtige Bundesliga Spitzenmannschaft gewonnen zu haben. Ja, heute sind wir mal Berner 😊

    Freitag, 26 Februar 2021, das Grekiskt Mehl

    

    Fast die ganze Nacht hat ein Schneeräumungsfahrzeug sein Unwesen getrieben, es war keine ruhige Nacht. Da die Strassen jetzt eis- und schneefrei sind, pumpen wir unsere Reifen wieder etwas auf. Dieses Mal geht es auch einiges schneller und die Finger erfrieren bei plus 5 Grad auch nicht. Auch der „Fasi“ reicht bei diesen Temperaturen vorig!

    Heute müssen wir wieder ein paar Kilometer gut machen. In Östersund parkieren wir auf dem grossen Parkplatz des Supermarktes ICA. So kann Erich seine Videokonferenz abhalten, während Annette einkaufen geht. Bei den Backwaren wird sie von einer Frau auf Schwedisch angesprochen. Als dann klar ist, dass für Annette Schwedisch nur Spanisch ist, kommen sie auf Englisch ins Gespräch und die Frau kann Annette beim Mehl und der Hefe weiterhelfen. Sie betont zwar, dass Annette „Grekiskt“ Mehl kaufe. Mal schauen, was dabei herauskommt.

    Erich hat seine Sitzung derweil schnell erledigt, da sie nur zu zweit waren. Die Zeit wurde hälftig für geschäftliches und Ferien im Norden aufgeteilt.

    Der Schnee schmilzt und an den Strassenrändern wird alles schmutzig. Es sieht nicht mehr so schön winterlich weiss aus wie die letzten Wochen. Die nassen Strassen reflektieren das Sonnenlicht der tiefstehenden Sonne und blenden auf dem Weg in den Süden.

    Wir übernachten in Klövsjö. Der Wind zieht wieder an und rüttelt am Wohnmobil. Wir haben es drinnen gemütlich und machen einen Spieleabend.

    Samstag 27. Februar 2021, die Elchwaffel


    Wir studieren nochmals das Wetter, denn wir wollen in Stöten, das südwestlich, nahe der norwegischen Grenze liegt, Schneemobilfahren gehen. Dafür möchten wir gerne schönes Wetter haben. Es sieht so aus, als ob der Dienstag ideal dafür ist. Wir reservieren im Internet auf 12 Uhr für eine Tour. Das heisst, wir müssen unsere Tagesetappen neu planen, da wir jetzt etwas mehr Zeit zur Verfügung haben.

    In Hede sehen wir ein Freiluftmuseum an der Strasse, bei dem die Tore geöffnet sind. Man kann zwischen den Häusern hindurchgehen und die Erklärungstafeln lesen, die sogar in Deutsch sind. Sie beschreiben, von wo die Häuser kommen, wie alt sie sind und welchem Zweck sie gedient haben.

    Da wir in der Nähe des Sonfjällets Nationalparks sind, machen wir noch einen Abstecher dorthin. Der Nationalpark ist eines der wichtigsten Rückzugsorte für Bären in Schweden. Wir fahren von Hede aus in den Park, bis die Strasse nicht mehr weiter geht. Hier hat es eine Handvoll Häuser, eines davon ist ein Kaffee, vor dem schon mehrere Schneemobile geparkt sind. Da es von der Zeit her passt, betreten auch wir das herzige Häuschen. Die kleine Gaststube, in der ein Chemiéefeuer brennt, ist bereits gut besucht, hat aber noch ein Tischchen für uns frei. Bei der Bestellung begegnen wir dem ersten Schweden, der nicht besonders gut Englisch spricht. Aber mit Hilfe der anderen Gäste bestellen wir Waffeln, einmal salzig mit Frischkäse und Elchfleisch für Annette und einmal süss mit Beeren und Rahm für Erich. Das Besteck und die Gläser müssen wir uns selbst auf einem Buffet holen. Das Essen ist fein und die Atmosphäre gemütlich. Wir finden noch heraus, dass sie schon einen Preis für ihr Fladenbrot bekommen haben, «klein, aber fein» trifft auf diese Besenbeiz zu.

    Auf dem Weg ins Hochtal haben wir einen Parkplatz an einer Schneemobilpiste gesehen, den wir jetzt ansteuern. Auf dem Platz werden wir mit „die Schweizer kommen“ begrüsst. Es ist ein Österreicher, der eine Schwedin geheiratet hat und hier oben ein Häuschen besitzt. Er gibt uns den Tipp noch etwas der Schneemobilpiste entlang zu spazieren aber wir sollen auf dem Weg bleiben, damit wir nicht einsinken. Da die Sonne wieder einmal scheint, machen wir uns auf und wandern durch dieses moorartige Gebiet. Wir hoffen, dass die Bären alle noch in ihrer Winterruhe sind! Als Erich einen knorrigen Baum fotografieren möchte, verlässt er die Piste und sinkt sogleich bis zu den Knien ein.

    Sonntag, 28. Februar 2021, das Tauwetter

    

    Wir fahren erst nach dem Mittag weiter. Es ist Tauwetter und wir beobachten, wie Strassenarbeiter mit Gasbrennern die Wasserabflüsse in den Strassen auftauen, damit es keine Überschwemmungen gibt. Wir kommen durch Skigebiete, wo der Verkehr deutlich zunimmt. Unsere vorgesehenen Übernachtungsplätze, die wir vorab in verschiedenen Apps gesucht haben, sind alle nicht geräumt und so fahren wir mit offenen Augen weiter. Auf einer Hochebene beim Fröstjön finden wir einen tollen Parkplatz direkt an der wenig befahrenen Strasse.

    Annette backt ihr „Grekiskt“- Brot, was soviel wie grieschisches Brot heisst. Erich meldet sich bei einem Ehepaar, das er von seiner „Douloszeit“ her kennt und das in Schweden wohnt. Sie laden uns für den Donnerstag zum Essen ein.

    Erich als ehemaliger „Bambini“ vom EHC Kloten, wenn auch nur für 2 Wochen, schaut sich den Cupfinal zwischen dem ZSC und dem SC Bern an, den Bern mit 5:2 gewinnt.

    Montag, 1. März 2021, das Womo-Home-Office

    Das Brot zum Morgenessen schmeckt lecker. Erich schaltet einen „Büromorgen“ ein, bevor wir über die moorähnliche Hochebene auf 700-800m.ü.M. in die Nähe von Stöten fahren, wo wir morgen einen Termin zum Schneemobil fahren haben.

     

    Dienstag, 2. März 2021, die Schneemobilraser

    In freudiger Erwartung kommen wir im touristischen Skigebiet von Stöten an. Hier herrscht reges Treiben, sei es auf der Skipiste, der Langlaufloipe oder der Schneemobilpiste. Das Wetter ist gut, die Sonne scheint und die Temperatur beträgt +3 Grad. Was sollen wir nur anziehen, damit wir nicht frieren aber auch nicht zu heiss haben? Vom Empfang werden wir zum Helme fassen geschickt, dann nimmt uns unser Guide von „moreactivities“, Hannah, entgegen. Unsere Gruppe besteht nur aus Hannah und uns und nicht von maximal 16 Snowmobiles! Wir werden von ihr instruiert wie man das Schneemobil bedient. Es hat sogar beheizte Lenkgriffe! Und dann geht es auf den Granfjälls hinauf. Zuerst betätigen wir den Gashebel (den man auch so heizen kann, dass der Daumen Verbrennungen erfahren kann) nur zögerlich, bis wir das Gefühl für den Schlitten bekommen aber dann werden wir mutiger und geben etwas mehr Gas. Zuerst geht es nur bergauf und es hat viele Bodenwellen, die einem ganz schön durchschütteln. Dann als wir auf dem Berg (860müM) sind, machen wir einen Fotohalt und brettern mit 70km/h über den Berg. Zwischendurch erklärt uns Hannah das Skigebiet, das aus mehreren Bergen besteht und zeigt uns, wo die norwegische Grenze verläuft. Es soll hier auch Bären und Wölfe geben. Hannah ist Finnin und arbeitet die 1. Saison hier. Sie ist wegen ihrem Freund hier, der Schwede ist. Wir fahren in eineinhalb Stunden 24 Kilometer, es macht richtig Spass!

    Wir fahren noch eine Stunde weiter bis zu einem Rastplatz an einem Fluss. Hier hat es einen herzigen Unterstand, der mit künstlichen Blumen dekoriert ist und eine Feuerstelle mit Grill, Holz und Zündhölzern. Auf einem Schild steht, dass der Platz privat sei aber von allen benutzt werden darf! Das nennen wir Gastfreundschaft! Es ist ein idealer Platz um wieder einmal ein Fondue in freier Natur zu geniessen! Nur mit dem Feuer will es nicht so recht, das Holz ist leider etwas zu nass.

    Mittwoch, 3. März 2021, die Solarkraft


    Heute muss Erich nochmals einen Bürotag einschalten. Wir fahren darum etwas weiter bis wir besseres Internet haben und stellen Baloo in die Sonne, sodass die Solaranlage unsere Batterie lädt. Die Sonne hat jetzt deutlich mehr Kraft und so bringen wir es bis auf 93 Watt Solarleistung! Immerhin.

    Von zu Hause erreichen uns keine guten Nachrichten. Unser Sohn ist positiv auf Corona getestet worden. Zum Glück hat er bis jetzt ausser Hals- und Kopfschmerzen keine weiteren Symptome! Auch hoffen wir, dass unsere Tochter sich noch nicht bei ihm angesteckt hat. Was das für unsere Heimreise und eigene Quarantäne bedeutet, müssen wir uns noch überlegen. Es gibt verschiedene Szenarien.

    Wir fahren noch gut 100km weiter an einen sehr schönen Rastplatz/Badeplatz mit überdachter Grillstelle und Toilette an einem See, der immernoch zugefroren ist. Es hat jetzt nur noch wenig Schnee und das Grün und Braun in der Natur überwiegt.

    Donnerstag, 4. März 2021, die Gastfreundschaft


    Die Sonne scheint und wir erkunden die Gegend. Ob es wohl möglich ist, um den See zu wandern? Wir gehen auf dem Trampelpfad durch den Wald, vorbei an mit Moos überwachsenen Steinen und Blaubeersträuchern. Wir entdecken im Eis des Sees immer wieder kleine Schneehaufen, wie von einem Malwurf auf einer Wiese, bis es uns dämmert, dass dies Löcher zum Eisfischen sein müssten! Die Eisfläche ist durchlöchert wie ein Schweizer Käse! Auf unserem Weg gibt es immer wieder Fussabdrücke von Tieren und deren Hinterlassenschaften. In der Zwischenzeit können wir mit Sicherheit sagen, dass es hier Elche gibt.

    Wir schaffen es, den See zu umrunden, stets mit wachem Blick ins Dickicht.

    Am späteren Nachmittag machen wir uns auf den Weg zu Berit und Johannes. Johannes erwartet uns bereits an der Strasse und weist uns ein. Wir werden herzlich willkommen geheissen und dürfen uns an einen reich gedeckten Tisch setzen. Wir sprechen über alte OM Zeiten und gemeinsame Bekannte. Auch ist es spannend zu hören, wie Schweden mit der Migration umgeht, die beiden sind hier sehr involviert. Wir dürfen auf dem Platz vor dem Haus übernachten.

    Freitag, 5. März 2021, das "Hüsli"


    Wir werden nochmals zu einem ausgedehnten Frühstück eingeladen und dürfen unseren Wassertank mit Wasser von der hauseigenen Quelle auffüllen. Das Wasser kommt aus der eigenen Quellbohrung aus einer Tiefe von 60m und ist ohne weiteres trinkbar. Auch unser Baloo bekommt eine rudimentäre Wäsche ab, vor allem sein Hinterteil sah etwas braun aus.

    Ihr Landanteil ist ein paar Hektaren gross und hat auch einen Anteil an Wald. Das ist praktisch, da das Haus mit Holz beheizt wird.
    Erich darf noch die Werkstatt von Johannes bestaunen. Sie ist zweckmässig und sehr gut eingerichtet. Ein grosser Teil der riesigen Scheune ist bereits voller Holzscheite, es reicht für die nächsten paar Jahre, da ein Sturm einen grossen Holzschlag verursacht hat. Eine nicht ganz ungefährliche, aber antike Holzspaltmaschine hilft auch, das Brennmaterial auf die richtigen Masse zu bekommen.
    Das Highlight schlechthin ist aber auch die hauseigene, besser scheuneneigene Sägerei, mit dem aus den eigenen Bäumen Konstruktionsbretter gesägt werden können. Letztes Jahr entstand so die Garage, die sehr professionell aussieht. Johannes hat alles selbst gebaut, inkl. den Fundamenten, er ist halt ein Ingenieur, der sehr praktisch veranlagt ist.

    Derweil zeigt Berit auch Annette das «Hüsli» aus früheren Zeiten, das etwa 50m weg vom Haus allen bisherigen Stürmen getrotzt hat. Nachts im Winter bei -20°C – nein, das können wir uns schon gar nicht mehr vorstellen!

    Sie haben draussen extra die Schweizer Flagge für uns gehisst, was wir gar nicht bemerkt haben… Nach einem Gebet verabschieden wir uns und fahren in einen ICA einkaufen. Wir schaffen es noch bis Vänersborg an ein Plätzchen am See, wo bereits drei andere Wohnmobile stehen. Willkommen im Süden und der Zivilisation!

    Samstag, 6. März, das Jubiläum


    Was, schon eine Woche seit dem letzten Blog-Update? Da muss Erich aber wieder mal ran.

    Unser Sohn wird heute 20 Jahre alt - und muss zu Hause seine Corona-Krankheit aussitzen! Ein Geburtstag, den er nicht so schnell vergessen wird. Wir werden aber nachfeiern....

    Wir fahren nach Boras auf einen grossen Parkplatz bei dem Naherholungsgebiet Kypegarden. Ab und zu hören wir Wolfsgeheul vom nahegelegenen Tiergarten.

    Fürs Joggen oder Wandern ist es wettermässig morgen besser, also schenken wir uns dies heute.

    Am Abend schauen wir uns die Sendung „Wer wohnt wo“ an und ordnen mit den fünf Kandidaten den richtigen Bewohner der jeweiligen Wohnsituation zu. Dieses Mal fällt es uns besonders schwer und am Schluss haben wir nur zwei von fünf Richtigen getippt.

    Sonntag, 7. März 2021, das Moor

    

    Über Nacht hat es ein Schäumchen Schnee gegeben aber am Morgen scheint die Sonne. Der Parkplatz füllt sich langsam mit Joggern, Hündelern und Picknickern. Auch wir machen uns auf und suchen uns aus vier unterschiedlich langen Wanderwegen den Zweitlängsten aus! Die Strecke geht am Badeteich vorbei in den Wald, wo sich das Moos auf einem grossen Teil des Bodens ausgebreitet hat. Und überall wachsen Heidelbeersträucher. Es ist etwa 2 Grad warm und wir kommen ins Schwitzen! Zurück beim Womo müssen wir uns umziehen, bevor es weiter geht zum Nationalpark Store Mosse. Nachdem wir uns mittels eines Prospekts einen Überblick über das grösste Moorgebiet Südschwedens gemacht haben, fahren wir nach Kvarnö, wo es einen Aussichtsturm hat. In der Abenddämmerung hat man dort gute Chancen, Elche zu sehen. Auf dem Weg dorthin begegnen wir mehreren Rehen. Es ist schon am eindunkeln, als wir über einen Steg durch den Wald gehen und den Aussichtsturm hinaufsteigen. Wir sind am Rand des Waldes mit Blick auf eine weite Moorlandschaft und einen schönen Sonnenuntergang. In der Ferne können wir im Moor eine handvoll Schwäne ausmachen. Eine weitere Schwanenfamilie fliegt in schöner „Patrouille Suisse“ Formation über unsere Köpfe. Wir bleiben bis es dunkel wird, ohne jedoch einen einzigen Elch gesehen zu haben. Auf dem Rückweg über den Steg blitzt Erich immer wieder mit dem Fotoapparat, um den Weg zu sehen, denn die Taschenlampe liegt irgendwo im Womo. Wir übernachten beim Haupteingang, wo es einen Stellplatz für Wohnmobile gibt, er ist direkt an der Strasse und damit der Lauteste bisher. Wir verbringen den Abend mit brotbacken, lesen und spielen.

    Montag, 8. März 2021, die Wanderung


    Bei Kittlakull steigen wir auf die Eisenbahnüberführung, von wo man einen guten Blick über das Moor haben soll, wir finden, man sieht eher die Eisenbahnstrecke. Wir suchen auch noch das „Versteck“ auf, von wo man Raubvögel beobachten kann. Wir sehen zwar welche, die sind aber ziemlich weit weg, führen aber so etwas wie einen Balztanz auf. Von Östra Rockne aus machen wir eine Rundwanderung. Zuerst durch den Kiefernwald, mit den verschiedenfarbenen Moosen und Blaubeeren, dann über Stege übers Moor bis zu einem Moorsee. Über die Stege geht es auch wieder zurück und dann einen anderen Weg durch den Wald, vorbei an verschiedenen kleinen Tümpeln bis zu unserem Ausgangspunkt. Wir begegnen nur ganz wenigen Leuten.

    Zurück beim Womo versuchen wir einen Termin für einen PCR Test zu buchen. Im Internet finden wir eine Telefonnummer eines Hälscenters, die Erich anruft. Es meldet sich eine schwedische Tonbandstimme, die verschiedene Varianten anbietet. Erich drückt sich durch alle verfügbaren Varianten durch aber wir verstehen fast kein Wort. So kommen wir nicht weiter. Erich steigt aus und peilt ein Ehepaar auf dem Parkplatz an, das gerade abfahren möchte. Sie sagen Erich, dass die Leitung überlastet sei und dass die Bürozeit um 16 Uhr geendet habe. Also müssen wir es morgen nochmals probieren. Erich sucht im Netz nach Alternativen, falls es bei dieser Adresse nicht klappen würde. Dann fahren wir noch 20 Kilometer an einen kleinen See, der letzte Teil über Schotterstrassen, die jetzt schneefrei sind und für uns wieder befahrbar, auch wenn uns einige Äste im Weg waren. Dafür erwarten uns schon Blumen auf dem Holztisch an diesem Übernachtungsplätzchen.

    Am Abend hören wir immer wieder ganz spezielle Geräusche. Es hört sich nach „Glucksen“ und „Walgeheule“ an. Ob das wohl Elche in der Brunftzeit sind? Sind wir mitten in einem Elchnest gelandet? Oder sind es Hirsche, die im Eis eingebrochen sind? Da es stockdunkel ist, wird’s schon fast unheimlich. Nach diesem «Schreckmümpfeli» schlafen wir jedoch herrlich und lang.

    Dienstag, 9. März 2021, der Friedhof


    Um 8 Uhr ruft Erich nochmals im Testzentrum an. Wieder das Tonband. Er hinterlässt seine Telefonnummer und sucht in der Zwischenzeit ein anderes Testzentrum in Malmö, wo man auch Expresstests machen kann. Der Nachteil ist, dass dieses Zentrum mitten in der Stadt liegt. Unterdessen ruft uns das Testzentrum in Helsingborg zurück. Man kann dort nur einen Test machen, wenn man eine schwedische Personalnummer besitzt. Also ruft Erich jetzt in Malmö an. Dort scheint, bis auf die Parkplätze, alles zu passen. Wenn wir dort am Donnerstag zwischen 10 und 12 Uhr einen PCR Test machen und innerhalb von 11 Stunden das negative Resultat bekommen, können wir am Freitagmorgen die Fähre nach Rostock nehmen, vorausgesetzt der PCR Test fällt negativ aus. Nachdem wir alles akribisch und chronologisch geprüft haben, buchen wir den Test und die Fähre. So sollten wir es schaffen, innerhalb von 72h nach dem Testabstrich die Schweizergrenze zu passieren.

    Während unseren Recherchen, hören wir immer wieder dieses eigenartige Geräusch von gestern Abend. Uns kommt der Verdacht, dass das der See ist, der „seufzt“. Gestern Abend wurde es kalt und heute Morgen wieder wärmer. Die Eisschicht an der Oberfläche reagiert auf die Temperaturveränderungen und dehnt sich, bzw. zieht sich zusammen. Die untere Schicht der Eisdecke erfährt diese Temperaturänderungen nicht - das Wasser ist immer gleich warm – und so gibt es Spannungen und Risse innerhalb der Eisschicht. Manchmal blubbert es auch und wir denken, dass immer wieder Luftblasen freigesetzt worden sind. Wir probieren dieses Geräusch auf Video zu fangen, was nur mässig gelingt, da die grösste Aktivität spät am Abend oder früh am Morgen war.

    Da wir noch einen Tag mehr Zeit haben, schauen wir im Internet, was es in dieser Gegend noch anzuschauen gibt und nicht dem Virus zum Opfer gefallen ist. Die Elchpärke sind alle geschlossen. Erich findet in Ryd den Autofriedhof „Kyrkö Mosse“, den man anschauen kann. „Ake vom Moor“, der Knecht war, kaufte sich 1935 dieses Torfmoor und einen Spaten. Mit Torfmull liess sich Geld verdienen und davon gab es hier eine ganze Menge. Ake war sehr erfinderisch und baute alles selber, sogar seine 12 m2 Unterkunft im Wald. Nach dem 2. Weltkrieg, als die Autos aufkamen, sammelte er die ausrangierten Autos ein und wurde Experte für Ersatzteile, die er verkaufte oder selber für seinen Torfhandel nutzte. 1992 musste Ake ins Altersheim, wo er 1999 verstarb. 2001 beschloss dann die Kommune, dass die Autos bleiben dürfen und dass die Natur den Ort zurückerobern soll. Nach diesem etwas skurrilen Ort fahren wir an den nahegelegenen Stausee Hönshyltefjorden in Ryd. Auch dieser See seufzt, was uns aber nun ein Lächeln hervorzaubert.

    Aufnahme mit dem seufzenden (oder singendem) Eis:

    Mittwoch, 10. März 2021, der die das ???


    Wir starten mit einer lieben Videobotschaft aus der Schweiz in den Tag. Wir freuen uns, dass wir so treue Blogleser haben! Das motiviert uns und wir machen uns sofort daran, den Blog weiter zu aktualisieren. Bis Erich die Fotos der letzten Tage bearbeit und Annettes Text gewürzt hat, dauert es eine Weile. Am Nachmittag fahren wir eine längere Strecke bis in die Nähe von Malmö. Wir parkieren auf einem Parkplatz am Rande eines Naturreservates in Sjöstorp und vertreten uns noch etwas die Beine. Es geht ein kalter, steifer Wind. Am Abend sehen wir uns das „Aus“ von Barca gegen PSG in der Champions League an.

    

    Donnerstag, 11. März 2021, der Abstrich


    Das Wohnmobil hat die ganze Nacht wegen des Windes gerüttelt und am Morgen ist es weiss um uns herum, es schneit und windet immer noch. Wir stehen früh auf, damit wir pünktlich bei unserem Termin in Malmö sind. Erich fährt souverän durch die Stadt und wir finden gleich vor der „Klinik“ einen Parkplatz. Erich macht sich schlau, wie man hier die Parkgebühren bezahlen muss. Man muss die Autonummer und die E-Mail-Adresse eingeben und kann dann mit Kreditkarte die gewünschte Parkdauer bezahlen und bekommt die Quittung per e-mail zugeschickt.

    Wir sind früh dran und können uns in aller Ruhe zur „iDr Kliniken“ begeben, die in einem Einkaufszentrum untergebracht ist. Alle 5 Minuten wird ein Abstrich für den Covid19 Test gemacht! Wir melden uns per QR Code an, müssen ein paar Fragen beantworten, es wird Fieber gemessen, bezahlt und dann werden wir zum Abstrich weiter gereicht. Weiteres ersparen wir euch… Nach 10 Minuten sind wir beide durch und fahren bei dem garstigen Wetter an einen Parkplatz am Meer in der Nähe von Skare. Wir können per Livestream am Abdankungsgottesdienst von Erich’s Gotte teilnehmen, die vor ein paar Tagen verstorben ist. Wir verbringen den Nachmittag im Wohnmobil und der Wind bereitet uns schon auf die Überfahrt mit der Fähre vor.

    Leider dürfen wir hier nicht übernachten, darum suchen wir uns gegen Abend ein anderes Plätzchen in Trelleborg aus.

    Erich bekommt sein negatives Testergebnis, doch das von Annette lässt noch auf sich warten. Mit der Buchungsnummer können wir den aktuellen Stand der Labor-Untersuchung abrufen:  «In Progress…». Nach langen zweieinhalb Stunden wissen wir, dass wir beide negativ sind und die Heimreise antreten können. Das Wetter spielt mit: der Abschied aus Schweden fällt so nicht ganz so schwer.


    Rückblende auf Jukkasjärvi


    In Schweden müssen die Drohnenaufnahmen, welche veröffentlich werden sollen (und dazu gehört auch Blog, Facebook & Co.) durch die Behörde bewilligt werden.


    Dies haben wir nun bekommen:

    Dear Madam/Sir,
    Lantmäteriet have made a decision regarding your application for a dissemination permit for geographical information.


    Freitag, 12. März 2021, das Einreiseformular


    Der Wecker weckt uns brutal um 6 Uhr, das sind wir uns schon lange nicht mehr gewohnt. Wir schlüpfen in die Kleider und fahren die wenigen Kilometer bis zum Hafen. Als wir uns an dem Automaten einquecken wollen und unsere Buchungsnummer eingeben, erscheint auf dem Display in roter Schrift „Ungültige Buchung“. Das versetzt uns doch etwas in Unruhe! Auch der 2. Versuch schlägt fehl. So gehen wir ins Check-in Büro an den Schalter. Die Frau tippt unsere Buchungsnummer ein und fragt uns, ob wir das Einreiseformular für Deutschland ausgefüllt haben. Zum Glück hat Erich sich vorab über alle Corona Bestimmungen informiert und sagt, dass wir das nicht bräuchten, da wir „nur durchfahren“, also Transit sind. Das reicht der Frau und sie druckt uns Bordkarte und Zimmerbadge aus. Grosses Aufschnaufen! Es geht noch ein paar Kilometer (!) im Hafengelände, bis wir an unserem Dock in der richtigen „Lane“ stehen. Wir haben genügend Zeit, um noch in Ruhe etwas zu essen und abzuwaschen. Mit etwas Verspätung können wir auf die Fähre fahren und legen dann schon bald ab. Wir haben wiederum eine Kabine gebucht, auch um das Ansteckungsrisiko möglichst klein zu halten. Darin machen wir es uns für die nächsten knapp sechs Stunden bequem und essen auch ein paar Sandwiches.

    In Rostock geht das Entladen der Fähre zügig und der freundliche deutsche Zollbeamte fragt uns wieder nach dem Einreiseformular und wiederum sagt Erich, dass wir nur „Transit“ sind. Er möchte dann noch wissen, wohin wir fahren. „In die Schweiz“ als Antwort reicht ihm und er wünscht uns noch einen guten Tag.

    Wir fahren bei Regen und Wind noch bis 18 Uhr auf einen Schotterplatz bei einem Sportplatz, wo auch noch ein paar Kies- und Erdhaufen stehen. Morgen ist ja Samstag, da wird hier wohl nichts gearbeitet. Als wir uns vor diese Haufen stellen wollen, kommt ein Lastwagen und lädt Kies ab. Also stellen wir uns ganz auf die andere Seite.

    Samstag, 13. März 2021, der Rückblick


    Es regnet, aber das ist nicht der einzige Lärm, der uns geweckt hat. Es stehen gut dreissig Leute in Regenarbeitskleidung draussen. Es sieht so aus, als ob Arbeit verteilt würde in einer Sprache, die definitiv nicht Deutsch ist und dann fahren Lieferwagen um Lieferwagen ab. Das Ganze dauert aber über eine Stunde, Kaffee und Zigarette inklusive. Zum Glück haben wir gestern noch umparkiert.

    Wir müssen heute noch einige Kilometer zurücklegen. Bis nach Hause sind es noch 717 Kilometer! Bei diesem Wetter mit Windböen, Regen und teilweise sogar Schnee können wir nicht schnell fahren. Es ist sehr anstrengend und wir wechseln uns ab.

    Wir lassen nochmals die vielen schönen, kalten und eindrücklichen Bilder der letzten Wochen vor dem geistigen Auge vorbeiziehen. Husky-Schlittenfahrt, das einheimische Essen im Restaurant mit Rentierfleisch, die tief verschneiten Landschaften, die Nordlichter – Aurora Borealis, die Winterstürme, der Schweizer Bäcker, die Stromschnellen, die rasante Schneemobilfahrt, der Besuch bei Thomsons, die Moorlandschaft, der Autofriedhof, die Spannung der Covid19 konformen Rückkehr auf den Kontinent und vieles mehr.

    Gegen 18 Uhr fahren wir in Deisslingen von der Autobahn, doch die Strasse zu unserem angepeilten Plätzchen ist nur für 3.5 Tonnen zugelassen. Wir finden aber einen Wanderparkplatz in der Nähe, der auch sehr schön gelegen ist.

    Am Abend müssen wir noch unser Einreiseformular für die Schweiz ausfüllen, dann steht unserer Einreise hoffentlich nichts mehr im Weg.

     

    Sonntag, 14. März 2021, der Ausblick


    Als wir aufstehen ist alles weiss! Es schneit und wir machen uns bereit, die letzten 101 Kilometer unter die Räder zu nehmen. Der Wind hat deutlich nachgelassen und nach einiger Zeit kommt sogar die Sonne hervor. Pünktlich 71 Stunden nach dem PCR Testabstrich überqueren wir die Schweizergrenze mit einem Winken des Zöllners und dürfen uns für 10 Tage in Quarantäne begeben. Wir haben für diese «Wartezeit» sicher einiges zu tun.

    Wir freuen uns, unsere Kinder wieder persönlich zu sehen, eine Umarmung ist ……. Gerne sehen wir auch unsere anderen Freunde wieder persönlich!

    Eine spannende, wundervolle und entspannte Reise ist zu Ende gegangen. Die Träumerei der nächsten Reise wird schon bald beginnen. Davon werden wir dann wieder berichten.

    Statistik


    51 Übernachtungen:
    28 Parkplatz, 16 Rastplatz,  5 Ausbuchtung, 2 Stellplatz
    47 Schweden,  4 Deutschland

    Wegstrecke
    6’981 km nach Tacho (AT Pneus +8% mehr Umfang)
    7’539 km umgerechnet auf normale Pneus
    7’877 km nach PAJ Finder + (4.5 %)
      154 km / Tag (nach PAJ Finder)

    Treibstoff
     1’352 lt total getankt
     1’168 lt für Reise
       184 lt für Heizung und Warmwasser
       560 € (627 Fr.)
    14’144 SEK (1’527 Fr.)
        16.73 lt/100km (nach Tacho)
        14.83 lt/100km (nach PAJ Finder)

    Diverse Ausgaben
    250 € Husky-Schlittenfahrt
    200 € Snowmobile Fahrt 1.5h
    161€ Fähre Travemünde-Trellenborg
         inkl 49€ Kabine trotz Tagesfahrt
    131€ Fähre Trellenborg-Rostock
         inkl 49€ Kabine trotz Tagesfahrt
    400€ PCR Tests in Malmö


    Weiteres folgt bei der nächsten Reise, es freut uns, dass ihr ein Stück mit uns mitgekommen seid.

    Kommentare nehmen wir gerne per e-mail entgegen.


    von EF 15 Mai, 2024
    Heute ist Waschtag angesagt. Darum fahren wir vom Nemrut Dagi Berg früh auf den Stellplatz bei der Pension Nemrut in Karadut, wo wir uns in den Hof stellen können. Die Pension hat 12 Zimmer und wird von einem Koch und einem Hausangestellten betrieben.
    von EF 15 Mai, 2024
    Das Sideboard bei der Hecksitzgruppe ist sehr praktisch und überaus beliebt. Das hat zur Folge, dass übermässig viele Kleinteile den Weg dorthin finden. Auch die super Schublade gleich darunter teilt dieses Schicksal. Schon fast seit der Übernahme hat mich gestört, dass sich unter der Küchenabdeckung auf über einem Meter Breite und 10cm Höhe mehr Luft als notwendig befindet. Also muss beidem abgeholfen werden, denn sie ergänzen sich optimal: Eine Schublade zwischen Kühlschrank und Gaskocher und eine zwischen Unterschrank und Arbeitsplatte neben dem Abwaschbecken. Gesagt, getan. Die Frontabdeckungen sind vorhanden und müssen nur etwas angepasst werden. Die Schublade oberhalb des Kühlschrankes benötigt zwei Auszugschienen an der Seite und einen Push-Lock in der Mitte. Das Material und der Holzzuschnitt inkl. der sauberen Bohrung für den Push-Lock lasse ich bevorzugt durch den Schreiner von Tartaruga machen. Dann passt dies besser, als wenn ich daran gehen. Damit ergibt sich eine Schublade in voller Kühlschrankbreite von 472 x 233mm Innenbreite. Die Tiefe ist auf Grund der Gasanschlüsse für den Gaskocher auf 40mm beschränkt. Dies reicht jedoch für kleinen Krimskrams. Eine Herausforderung ist noch eine Begrenzung, damit die Kleinteile beim Offroaden nicht herausfliegen, so wie die Gewürze aus dem original Bimobil-Gewürzregal, und hinter dem Kühlschrank verschwinden. Die Schublade beim Abwaschbecken benötigt etwas mehr Hirnschmalz, da diese Schubladenauszüge nicht einfach seitlich befestigt werden können. Die Frontabdeckung will ich trotz der beiden Steckdosen nicht schneiden, der Aufwand dafür ist für mich als Laienschreiner zu gross. Dafür kann ich die Frontabdeckung drehen und die Steckdosen mit Spiralkabel anschliessen. So ziehen wir diese mit der Schublade auch heraus. Für die Montage der Ausszugsschienen bieten sich Metall-Montagewinkel 100x100x3mm an. Platz gibt es in dem 424x227x110mm Schubladenfach optimal für A4 grosse Kataloge und Sichtmappen. Das Sideboard ist nun nicht mehr überstellt.
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