Baloo
Bevor wir ins Südtirol aufgebrochen sind, musste Baloo noch offiziell eingeweiht werden. Dies mit unseren Freunden Hintis und Tenders
18. September 2020, Freitag
Heute sind wir vom Steinmauer nach Bad Ragaz gefahren nach dem tollen Frühstück mit unseren Freunden Hintermanns und Tenders haben wir abgewaschen und sind ganz gemütlich losgefahren.
Erichs neue Drohne haben wir ausprobiert. Frank wusste Bescheid, weil er eine gleiche Drohne hat. Das war natürlich super, denn Frank konnte gleich eine gute Einführung geben. Nicht nur dass unsere Freunde uns besucht haben war ein Geschenk, nein, sie haben sogar noch eine Spaghetti Pfanne mitgebracht inklusive Spaghetti und Tomatensosse. Die werden wir uns bald einmal genehmigen.
Familie Tender ist mit ihrem zwei Wheel drive California Richtung Piemont gefahren. Um circa 18:00 Uhr waren sie bereits auf dem Furkapass. Familie Hintermann ist über deutsches Gebiet nach Hallau gezügelt.
Im Baloo war es richtig warm, aber die Kühlung hat gut funktioniert. Wie man es von einem deutschen Auto erwartet, ist alles intuitiv zu bedienen. So war es möglich, gleich den Abstandstempomat auszuprobieren und Musik zu machen.
Angekommen am Stellplatz, der ein bisschen dreckig hinterlassen wurde von vorhergehenden Besuchen, konnten wir uns einrichten. Annette schneidet noch Antirutschmatten zusammen. Nein sie schneidet sie nicht zusammen, sondern auseinander.
Samstag 19. September 2020
Fahrt von Bad Ragaz über Davos auf den Flüalapass. Hier haben wir die Drohne wieder ausprobiert. Abgebrochen haben wir diese Übung, weil auf dem Display vom Handy eine rote Anzeige blinkt, die wir nicht eruieren konnten. Nächstes muss ein Handbuch her oder ein PDF. Nachtrag: die Anzeige ist auch nicht im nur englisch erhältlichen Handbuch beschrieben. In einem Forum scheint aber diese Anzeige beschrieben zu sein: es müsste sich um die fehlende Kompasskalibrierung handeln.
Erich hat beim Fahren aus Versehen mit dem Knie die Sitzheizung eingeschaltet und dabei behauptet er immer, dass bei deutschen Autos alle Knöpfe am richtigen Ort sind, im Gegensatz zu den Vehikeln aus aller Welt. Es ist auch logisch, dass bei 30° und laufender Klimaanlage die Sitzheizung funktionieren muss, wegen Rheuma und Ähnlichem vielleicht?
Der Sprinter sprintet, also macht, was er machen soll. Aber nicht lange: eine Anzeige sagt uns, dass die Bremsbeläge am Ende der Lebensdauer angekommen seien. Und dies nach 2000km.
Wir sind in Müstair angekommen. Der obligate Besuch im Kloster, um eine originale Nusstorte zu erstehen, bleibt natürlich nicht aus. Kurz nach der Grenze übernachten wir an einem Fluss mit einer Wasserfassung eines Klein-Kraftwerkes.
Wir haben versprochen, einen Blog zu schreiben, sodass wir verfolgt werden können. Erich diktiert nun die Erlebnisse in iPad, was recht gut funktioniert, aber noch perfektioniert werden könnte. Auf jeden Fall ist es besser als unser erster Versuch Mitte der 1990er Jahre, der uns Lachen bis zur Schmerzgrenze hervorbrachte.
Sonntag 20. September 2020
Nach einer eher lauten Nacht an einem kleinen Flüsschen begeben wir uns etwas höhere Lage in die Sonne um zu frühstücken und etwas auszuruhen. Danach nahmen wir den Weg nach Meran unter die Räder. Von Meran ging jetzt links hinauf immer steiler immer höher bis wieder auf 920 m über Meer. Bei einem Wanderparkplatz an einer Busendstation übernachteten wir. Ein paar Schritte und wir hatten einen grandiosen Ausblick über das Vinschgau-Tal und bis nach Bozen.
Heute Abend will ich in der Bedienungsanleitung des Sprinters schauen was es mit der manuellen Schaltung der Automatik auf sich hat. Man kann auch manuell die Gänge hoch oder runterschalten, aber so richtig begriffen habe ich vorher nicht wie das funktioniert. Das Runterschalten hilft also bei der Bergabfahrt die Bremsen zu schonen, das Heraufschalten den Spritverbrauch in erträglichen Grenzen zu halten. Nur schade, dass man nicht sieht, in welchem Gang die Automatik gerade ist.
Montag 21. September 2020
Wir machen einen kurzen Spaziergang in der Morgensonne zu der kleinen Kirche etwas oberhalb von unserem Stellplatz. Die Apfelplantagen und Birnenplantage begrüssen uns mit einem fröhlichen rot. Die Aussicht von der Kirche In das Tal ist wirklich super.
Ich scheine nun die manuelle Schaltung Automatik kapiert zu haben. Wir fahren im zweiten Gang und das ohne zu bremsen wieder in das Tal hinunter. In Meran werden wir von der Mercedes Garage für die Kontrolle der Bremsbeläge erwartet. Das Navi führt uns durch die ganze Stadt, aber bei einem zwei Meter breiten Strässchen müssen wir passen. Das kommt uns bekannt vor. Waren wir nicht schon vor ein paar Jahren mit dem Fiat in einer Garage in Meran? Genau, das muss in der gleichen Gegend sein, wie die Mercedes Garage. Und wir haben immer noch das gleiche Navi…
Noch einen relativ grosszügigen Umweg erreichen wir die Garage dennoch. Es zeigt sich was die Betriebsanleitung bei der manuellen Gangschaltung schon ahnen liess: bei den Passfahrten waren die Bremsen etwas heiss geworden. Man sollte halt die Betriebsanleitung nicht erst nach dem zweiten Pass konsultieren. Und das «man» ist hier absichtlich nur mit einem n geschrieben.
Wir beschliessen, ins Passeiertal zu fahren. Dort gefällt es Annette sehr gut. Zu hinterst im Tal gibt es ein kleines Dorf namens Pfelders. Wir möchten Richtung Lazinser Alm hoch steigen und sicher bis zum Lazinser Hof wandern. Meine Wanderschuhe kommen nach Jahrzehnten des süssen Nichtstuns wieder einmal zum Einsatz. Sie haben bereits über 100'000 km hinter sich und sind immer noch gut im Schuss. Kaum haben wir das Dorf hinter uns gelassen, lässt eine Tafel uns wissen, dass der Lazinser Hof geschlossen hat. Wir beschliessen trotzdem weiter zu gehen und beim Kletterpark Richtung Zeppichl abzuzweigen.
Leider ist im ganzen Tal das freie Stehen mit dem Wohnmobil seit unserem letzten Besuch verboten. Wir beschliessen daher, einen Platz in einem Dorf St. Martin weiter unten anzufahren. Der Platz verfügt über einen riesigen Spielplatz, optimal für Familien mit Kindern. Zwischen Hauptstrasse und Fluss übernachten wir erstaunlich ruhig.
Dienstag 22. September 2020
Nach einer erholsamen Nacht fahren wir Richtung Romero etwas südlich. Wir haben einen Platz bei einem Spielplatz entdeckt, dieser ist aber relativ schräg und so fahren wir noch etwas weiter den Waldrand entlang. Das Strässchen ist gerade so breit wie das Wohnmobil und wir müssen also - viel mehr: wir dürfen - das erste mal den Allrad ausprobieren und das gleich mit der Umsetzung damit Baloo in der schrägen Wiese wieder herausfindet.
Wir stehen unter den Bäumen und haben noch etwa 20-40 W an Solarleistung, die uns die Sonne schenkt. Wir arbeiten weiter an unser «Vertiefungs-Arbeit». Nachts regnet es das erste Mal ein bisschen.
Mittwoch 23. September 2020
Wir stehen etwas ungünstig um von der Sonne die Batterien richtig laden zu lassen. Wir verschieben uns daher circa 50 km auf einen Platz mit einer herrlichen Aussicht auf das Tal.
Hier arbeiten wir weiter an unserer Arbeit.
Am Abend gibt es richtig italienische Spaghetti, die wir von Hintis und Tenders bekommen haben. Wir lassen den Abend ausklingen und mit einem Spielchen.
Donnerstag 25. September 2020
Es gefällt uns hier so gut, dass wir beschliessen, einen Ruhetag einzulegen und den Tag hier auf dem Platz zu verbringen. Die Sonne scheint zwischen den Wolkenbrüchen und vermag so die Batterieladung zu halten für das, was wir heute an Strom mit den Computern verheizen.
Erich hat noch eine kurze Videokonferenz, die aber problemlos über die Bühne geht.
Erich gefällt es gar nicht das der Kühlschrank die Batterie enorm belastet und entladet. Per Telefon mit Dometic wird der Kühlschrank gecheckt, was aber nicht weitere Erkenntnisse bringt. In der Nacht singt das Thermometer auf 17 °C und der Kühlschrank nimmt immer noch 2.5A Strom auf.
Am Abend dann begeben wir uns in das Restaurant Fiori di Mele (Apfelblüte) und genehmigen uns eine Pizza. Annette nimmt eine Gemüse Pizza, die reichlich bestückt ist und Erich eine Apfelpizza bei der auch der Teig in Apfelform geformt ist.
Freitag 25. September 2020
Die Batterieladung ist nur noch auf 37 %. Und ein bisschen Wärme könnten wir im Wagen schon noch gebrauchen. So beschliessen wir, entgegen unseren Umweltgepflogenheiten, den Motor im Leerlauf laufen zu lassen. Die Batterie ladet dann dauernd mit 50A. Wir könnten auch eine Rundfahrt machen, das würde das Gewissen theoretisch entlasten, bräuchte aber 10x so viel Diesel wie der Leerlauf. Der Motor wird schnell warm und heizt bereits im Stand ganz tüchtig, die Aussentemperatur ist auch nicht soo tief. Die Effizienz ist etwas tiefer für die Heizung aber um die Batterie mit 600W zu laden doch akteptabel.
Wir schauen auf dem Wetter App wo es in den nächsten Tagen am schönsten sein könnte und geben einen Platz ein der Raum zweieinhalb Stunden Fahrt bedeutet. Natürlich muss es ein Platz in der herrlichen Bergwelt des Trentino sein und so wuchtet uns Baloo zu einem Stausee auf 1250m hoch. Der schönste Platz zum Übernachten ist gleich vor einem Restaurant. Müssen wir heute schon wieder auswärts essen? Ja, das Restaurant hat jedoch geschlossen, aber die Bar ist noch offen. Was hier als Bar bezeichnet wurde ist in unserem Sprachgebrauch eher ein Bistro. Wir geniessen eine kalte Fleischplatte mit Käse und typisch nahrhaftem Weissbrot und der Beizer den fulminanten Umsatz mit uns.
Unser Platz ist vis à vis des grossen Wasserfalls, der ein gemütliches Dauergeräusch erzeugt. Wir schlafen herrlich in dieser Landschaft ohne Verkehr.
Samstag, 26. September 2020
Wir müssen heute unbedingt weiterarbeiten. So fahren wir talwärts bis zum nächsten Handyempfang und parken pünktlich um fünf vor zwölf vor der Kirche. Die Sonne katapultiert die Photovoltaik auf noch nie gesehene 277W Leistung. Schnell den Knopf der Anzeige länger als zwei Sekunden gedrückt, schon speichert die Anzeige, dies als neue 100% Leistung. Ja richtig, ich habe mich weiter in Handbücher vertieft und das eine oder andere der geschätzten 6-10kg Anleitungen durchgeackert.
Nach gut vier Stunden konzentrierter Arbeit beschliessen wir, Wochenende zu feiern und Annette findet einen grossartigen Stellplatz inmitten von lichtem Baumwerk bei einem Dorf ca. 20 Minuten entfernt. Wir finden die Koordinaten sehr schnell, aber der Platz erweist sich als Parkplatz direkt an der Hauptstrasse ins nächste Dörfchen.
Annette kocht Ossobucco und Erich erkundet die Gegend nach einem besseren Standort, da er die Fotos des Stellplatzes nicht mit den Örtlichkeiten rund ums Womo übereinstimmend findet. Und richtig: über die Brücke und dann links abgebogen, ein paar 100m weiter ist der Platz, der uns zusagt. Mit Wasser in der Pfanne und Milch im Litermass verschieben wir uns an den gefundenen Pick-Nickplatz. Das Ossobucco mit Kartoffelstock und Karotten schmeckt vorzüglich.
Wir lassen den Tag mit einer Fernsehsendung «Wer wohnt wo» ausklingen. Hier zeigen fünf Personen ihre Wohnungen und müssen herausfinden, wer in welcher Wohnung wohnt. Die Wohnungen waren sehr ähnlich und künstlerisch eingerichtet, sodass es auch für uns Zuschauer nicht einfach war, dies zu erraten, zumal die Familienverhältnisse der einzelnen Personen nicht bekannt waren.
Sonntag, 27. September 2020
Wir sind in einem Schattenloch gelandet, was wir aber auf Grund der Konsultation in Google Earth erwartet haben. Erich hat die Heizung so programmiert, dass sie ab 7.30 Uhr auf 20°C geheizt hat. Die Heizung heizt auch gerade das Warmwasser auf, sodass wir uns dann eine Dusche genehmigen konnten.
Schriller Telefonalarm: Noemi muss wissen, wie das mit dem Abstimmen funktioniert. Dass der Vaterschaftsurlaub an der Urne angenommen wird, ist ihr für ihre eigene Zukunft verständlicherweise wichtig.
Wir arbeiten weiter. Die Sonne schaut ganz scheu zwischen Berg und dunkler Wolke hervor. Wir arbeiten weiter. Der Regen kommt. Wir stoppen unsere Arbeiten und geniessen das Konzert der Regentropfen auf dem Womodach.
Baloo bringt uns wieder in die Höhe, auf den Passo Maniva auf kühle 1600 m.ü.M. Die Strasse ist recht schmal und da heute Sonntag ist, hat es auch viele Sonntagsfahrer. Eine herrliche Aussicht auf beide Seiten des Passes erhellt unsere Gemüter.
Montag 28. September 2020
Wir bleiben auf dem Passo Maniva und arbeiten weiter mit Hochdruck. Ein kurzer Kontakt mit anderen Bimobilern erheitert unseren grauen Büroalltag. Der Mann ist erst vor ein paar Tagen pensioniert worden und jetzt sind sie auf dem Weg nach Sizilien, müssen aber schon in zwei Monaten wieder zu Hause sein….
Dienstag 29. September 2020
Nochmals verbringen wir einen Tag auf diesem Pass und arbeiten wie die Wilden. Doch einmal wird es uns zu viel wir packen unsere paar Sachen und machen uns auf den Weg auf den Berg der vor uns liegt oder besser: steht. Nach einem steilen Aufstieg erreichen wir eine Höhle, vor der die Flagge von Italien weht. Der Weg ist hier leider zu Ende und wir machen uns auf den Rückweg. Glücklicherweise sind die nassen Stellen nicht so schlimm und gefährlich für den Abstieg, wie wir uns das beim beschwerlichen Aufstieg vorgestellt hatten.
Mittwoch 30. Dezember September 2020
Nach einem gemütlichen Morgen und etwas Arbeit machen wir uns auf den Weg ins Veltlin. Es geht noch etwa 300 Höhenmeter hinauf über einen weiteren Pass. Für Baloo wird es nun so richtig artgerecht, endlich etwas Dreck unter den Pfoten! Der Weg wird nun etwas schmaler und windet sich um die Berge des Trentino. Baloo macht seine Sache gut und bringt uns sicher wieder auf die geteerte Strasse. Nun geht es nochmals 1500 Höhenmeter hinunter ins Tal.
Heute müssen wir uns mal um unseren Haushalt kümmern. Der Abwassertank ist voll und der Frischwassertank ist leer. Aber glücklicherweise haben wir keine Probleme mehr mit der Toilette. Wir finden einen Stellplatz in Baffetto, das zu Piateda gehört, gleich neben dem Fluss Adda. Hier können wir Wasser tanken und bleiben über Nacht.
Donnerstag 1. Oktober 2020
Wir müssen wieder mal arbeiten. Regen, Regen, Regen. Doch am Abend belohnen wir uns mit einer hiesigen Pizza, die uns sehr gut mundet. Auch der Barkeeper hat eine Corona-Maske, die er aber rauf und runter zieht, um mit den Kunden besser sprechen zu können. Zwei Pizzas, zwei Getränke und zwei Dolci für 35€, wir sind definitiv nicht mehr in der Schweiz.
Freitag 2. Oktober 2020
Auch heute ist wieder Arbeit angesagt. Angesagt ist aber auch Regen in Hülle und Fülle. Gestern haben wir unsere Bleibatterie ganz schön strappaziert. Wegen den Wolken hat die Photovoltaik nur einen kleinen Ertrag ergeben und die Notebooks haben umso mehr Strom bezogen. Darum haben wir beschlossen, uns für 3 Stunden an den Strom anzuhängen und auch einmal den Aussen-Stromanschluss einzuweihen und auszutesten – es funktioniert alles wie gewünscht. Wir sind froh um unser relativ grosses und gut eingerichtes Wohnmobil. Den ganzen Tag fast verbringen wir auf der Lounge im Heck unseres fahrbaren Heims.
Nach einem herrlichen Abendessen schauen wir für einmal wieder Schweizer Fernsehen die Tagesschau. Nachher zieht Erich sich noch ein Eishockey Spiel ein.
Samstag 3. Oktober 2020
Liebes Tagebuch, wir müssen leider schon wieder von unserer Arbeits berichten. Wir haben Kontakt mit Alex und sprechen uns kurz am Telefon ab.
Pünktlich um 14:00 Uhr hören wir auf zu arbeiten und ebenso pünktlich erscheint die Sonne um 14:00 Uhr.
Auf dem Womodach liegen noch einige Liter Wasser und wenn das Womo dann etwas schräg steht, läuft das Wasser ab. Leider befindet sich dieser Punkt konstruktionsbedingt beim Knick im Dach und noch mehr leider auch gerade über der Türe. Erich denkt nicht daran und wird gerade wieder geduscht, weil durch seine Gewichtsverlagerung auf diese Seite das Wasser nun den Weg nach unten finden kann.
Annette macht zur Entspannung ein paar Denksport Aufgaben, nachher brechen wir auf um in die Nähe von Como zu kommen um am Sonntag Basil für den Weg nach Sardinien aufzupicken.
Wir übernachten neben einem Helikopterlandeplatz auf einem Hügel, wo wir kein Internet und keinen Empfang haben. Annette ist etwas nervös, weil sie Basil nochmals kontaktieren wollte, bevor er morgen Richtung Italien abgeholt wird.
Sonntag, 4. Oktober 2020
Wir schlafen nochmals aus und machen uns auf den Weg Richtung Como. Als wir wieder Empfang haben, versichern wir uns, dass Basil auf dem Weg ist und wir organisieren die Übergabe. In Como haben wir Stau und müssen wegen einer Überschwemmung einen Umweg fahren, nicht durch die Seestrasse, sondern durch die Fussgängerzone. Leicht verspätet nehmen wir Basil in Empfang und düsen dann auf der Autobahn nach Livorno.
Das Düsen beschränkt sich auf max. 100km/h, da wir nun einen «Schweren Wohnmotorwagen» fortbewegen. Der Wind in der Po-Ebene ist so stark, dass der Bordcomputer einen immer höheren Verbrauch anzeigt. So mit 35lt/100km haben wir natürlich nicht gerechnet und Erich reduziert die Geschwindigkeit auf das Minimale. Da es Sonntag ist, sind wenige Lastwagen unterwegs, doch einer überholt uns und wir hängen uns gleich dran. Der adaptive Tempomat hält dann die Geschwindigkeit gleich wie der Lastwagen und mit dem nächstmöglichen Abstand zum Brummi reduziert sich der Verbrauch wieder auf ein erträgliches Mass für Umwelt und Kreditkarte.
In Livorno machen wir wegen der vielen Einbahnstrassen, die unser Navi nicht als solche gespeichert hat noch ein paar Extrakilometer Stadtbesichtigung, bis wir den Hafen erreichen. Bei Basil und Annette wird Fieber gemessen aber Erich wird vergessen, wahrscheinlich sieht er so gut aus. Bei strömendem Regen dürfen wir passieren und stellen uns in die Reihe der wartenden Autos.
Plötzlich klopft es an der Bimotüre. Die ganze Familie Pozzi kommt uns mit ihren Regenkleidern begrüssen. Ob wir auch schon unsere Kabinennummern erhalten haben? Nein, haben wir nicht. Und den Kleber an der Windschutzscheibe? Haben wir auch nicht. So macht sich Annette bei strömendem Regen und starkem Wind auf, diese Unterlagen zu besorgen. Ihre Mission bleibt erfolglos, dafür ist sie bis auf die Socken durchnässt.
So fahren wir ohne diese Papiere auf die Fähre, müssen bei einer Kontrollperson das Ticket zeigen, das diese scannt und uns gleich die Kabinennummer ausdruckt. Wir machen uns auf zur Kabine und stehen vor verschlossener Tür. Wir sind nicht die einzigen, die nicht recht wissen, wie man zu einem Schlüssel kommt. Nach geraumer Zeit kommt ein Angestellter, der eine Kabine nach der anderen aufschliesst.
Nachdem Annette alle Schalter, Oberflächen und Türklinken in der Kabine desinfiziert hat, essen wir Sandwiches zu Abend. Erich und Basil gehen noch auf Erkundungstour, während Annette sich aus ihren nassen Kleidern schält und ins Bett schlüpft.
Die Überfahrt ist recht turbulent bei dem Gewitter und Basil und Annette müssen etwas gegen das Geschaukel nehmen.
Montag, 5. Oktober 2020
Wir haben nicht allzu viel geschlafen, doch die See ist jetzt etwas ruhiger. Wir kommen gut in Golfo d’Arrancia an. Mit Pozzis essen wir auf einer Sanddüne z’Morge. Dann fahren wir weiter nördlich zum Campingplatz Isuledda, wo wir einen Platz direkt am Meer beziehen. Um 11 Uhr treffen sich alle im Restaurant zur Begrüssung, danach hängen wir noch etwas herum. Wir bauen zum ersten Mal unser Sonnensegel auf. Es ist recht windig. Nach dem Abendessen kommen die Mücken und wir gehen bis 21 Uhr ins Bimo, dann treffen wir uns in der Arena für die Besprechung des morgigen Tages.
Dienstag, 6. Oktober 2020
Wir gehen mit drei Autos auf eine Offroad Tour. Erich fährt mit David in einem Landy und Annette fährt mit Michi und Sandy in einem Jeep. Die Tour führt uns auf den Monte Pino, wo wir an einem Rastplatz unser Picknick essen und von den „Baumerdbeeren“ probieren. Coole Tour!
Mittwoch, 7. Oktober 2020
Heute bleiben wir hier und schaffen kreativ an unserer Arbeit. Irgendwann kommen Nathanael und Simone mit dem Brandydog vorbei und wir unterbrechen für zwei Spiele unsere Arbeit.
Wir sind uns nicht mehr gewohnt, auf einem Campingplatz zu stehen. Rundum hat es Kinder und man hört Musik von verschiedenen Orten. Der Platz ist riesig, doch stehen die Womos am Meer sehr nahe beieinander. Ja andere mögen sagen, dass der Campingplatz sehr grosse Parzellen hat. Es kommt halt auch hier immer wieder mal auf die Perspektive an.
Donnerstag, 8. Oktober
Heute ist wieder eine Offroad Tour angesagt, doch vorher schauen wir uns noch uralte Olivenbäune an. 500, 2000 und 4000 Jahre alte sollen sie sein und das ist vom optischen Eindruck durchaus plausibel. Einer müsste also zur Zeit von Jesus Christus das Licht der Welt erblickt haben, der noch ältere hätte die Mammuts noch treffen können!
Hesekiel fährt heute das erste Mal mit einem Landi. David hat eine leichte Tour für uns ausgesucht, die sich dann als recht anspruchsvoll erweist, doch Hesekiel macht das super. Die Strecke ist sogar noch schwieriger als am Dienstag und ab und zu steigen wir aus und gehen ein Stück zu Fuss. Der Toyota Landcruiser dreht an einer Stelle durch und hebt sein Vorderrad über einen Meter in die Luft. Kein Grund zur Panik, das muss so sein bei einem echten Offroader.
Wir kommen alle wohlbehalten auf dem Monte Limbara an und klettern auf den Felsen herum.
Zurück geht es dann etwas zügiger und fast alles auf asphaltierten Strassen.
Da David noch 2.4 Kilogramm Rindfleisch im Kühlschrank hat, wird es nichts mit der über Funk besprochenen Pizza, er lädt uns kurzerhand zum feinen Rindsragout-Soirée ein.
Wir verbringen einen schönen Abend draussen mit feinem Eintopf und Wein aus der Gegend. Wir bringen unseren italienischen Wein, den wir von Tartaruga bei der Übergabe unseres Womos erhalten haben. David findet heraus, dass es davon nur 6000 Flaschen pro Jahr gibt. Ein edler Tropfen also!
Es war ein abenteuerlicher und schöner Tag. Wer gerne mal eine Offroad-Tour machen möchte, dem können wir gerne den Profi David empfehlen. Er führt immer wieder Touren ganze Wochen oder auch verlängerte Wochenenden. Du findest ihn hier.
Freitag, 9. Oktober 2020
Wir arbeiten weiter…. Heute sieht Annette drei Delfine vom Stellplatz aus. Sie geht heute auch das erste Mal Schnorcheln und sieht auch einige Fische.
Am Nachmittag erhält Erich eine Nachricht, dass die Schweiz Sardinien auf die Liste der Quarantäne Länder gesetzt hat. Wenn wir nicht bis Sonntag um Mitternacht in die Schweiz einreisen, müssen wir 10 Tage in Quarantäne. Was nun? Wir besprechen die verschiedenen Möglichkeiten und beschliessen, dass wir unsere Fähre auf morgen umbuchen und alle miteinander in die Schweiz zurückfahren. Auf der Fähre hat es noch Platz aber alle Kabinen sind belegt. Auch die Preise sind deutlich gestiegen, für Baloo bezahlen wir jetzt dreimal soviel!
Bis auf zwei Partien aus unserer Gruppe haben alle beschlossen, die Sardinien Ferien vorzeitig zu beenden. Da dies damit leider schon unser letzter Abend im herrlichen Sardinien ist, gehen wir mit Michi und Sandy ins Resti und genehmigen uns eine Pizza samt Dessert, grad zleid.
Samstag, 10. Oktober 2020
Wir treffen uns fast alle am Strand, baden, schnorcheln, „SUPen“ , sändelen und singen. Dann machen wir uns auf und räumen zusammen.
Obwohl sich Erich vor unserer Buchung beim Campingplatz versicherte, dass wir die Kosten zurück-erstattet bekommen, wenn wir wegen Corona nicht kommen könnten, wollen die an der Rezeption nichts davon wissen.
So fahren wir nach Golfo d’Arancia und essen noch ein original Italienisches Gelati auf dem Weg zum Hafen. Das Laden der Fähre geht nicht so speditiv wie in Livorno.
An Bord haben die ersten unserer Gruppe einen Bereich reserviert, wo wir gegessen und noch ein paar Spiele gespielt haben, bevor sich einer nach dem anderen irgendwo auf den Boden gelegt hat, um irgendwie zu schlafen. Erich fand die Lichtschalter, um das Flutlicht zu reduzieren und ein Stück Schlaf zu suchen, was aber für den Commandante rund zwei Stunden zu früh war. Zum Glück war die See sehr ruhig und wir konnten eine Nachtruhe geniessen – bis der Commandante wieder befunden hat, dass jetzt Tag sein müsse.
Sonntag, 11. Oktober 2020
Püktlich um acht Uhr sind wir in Livorno angekommen. Die Covid Vorschriften können bei so vielen Leuten, die alle zu den Parkdecks wollen nicht eingehalten werden. Ist das jetzt das «China-Virus Roulette»?
Wir fahren mit einem Zwischenhalt bei Regen in die Schweiz. Da es etwa 10 Kilometer vor der Grenze Stau auf der Autobahn hat, fährt Erich sofort weg und über kleine Strässchen zu einem Zollübergang, der zum Schlafplatz führen sollte. Kurz nach der Grenze sind aber nur 3.5.t erlaubt. Wir müssen umkehren und nehmen einen anderen, etwas grösseren Zollübergang. Wir fahren bis Stabio, wo wir bei einem Sportplatz übernachten. Erich beobachtet, wie auf dem Parkplatz ein Auto in ein parkiertes Auto fährt. Es gibt einen ziemlichen Knall aber der Autofahrer steigt nicht einmal aus und fährt einfach davon, und zwar so schnell, dass Erich weder reagieren, noch die Autonummer notieren kann.
Montag, 12. Oktober 2020
Nach einer sehr ruhigen Nacht weckt uns ein frischer Morgen. Auf zu neuen Taten! Heute steht der Monte Generoso nicht nur vor unserer Womotür, sondern auch auf unserem Programm. Zu Recht, wie sich dann ein paar Stunden und viele Kurven später herausstellt. Wir können einen Parkplatz auf rund 1150 m.ü.M ausmachen und dank Internet, Wikipedia, Homepage, Google Earth und Street View wissen wir schon im Voraus, wieviele Plätze vorhanden sind, was sie kosten und wo die Strasse hinauf am engsten ist. Was uns im Internet nicht angesprungen hat, ist die zeitliche Sperrung wegen Holzfällerarbeiten. Doch schaut selbst diese Rundumsicht vom Smog von Mailand bis zum Monte-Rosa und dem Matterhorn. Daneben ist die «Fiore di pietra» ein wirklich gelungenes Bauwerk.
Dienstag, 13. Oktober 2020
Nachdem wir auf dem P Bellavista eine sehr ruhige Nacht verbracht haben, machen wir uns auf Richtung Gotthardpass. Zum Glück ist Noemi nicht dabei – sie müsste wahrscheinlich den ganzen Tag im Fox Town in Mendrisio shoppen. Wir hingegen sind zielstrebig und Tanken noch etwas Diesel. Wir können den Tank nicht ganz füllen, da das Fräulein an der Theke nicht weiss, ob schon Winterdiesel angeboten werden kann. Diesen brauchen wir nämlich, wenn die Temperaturen vor dem nächsten Tankstopp unter 0°C sinken. In Airolo sind wir dann erfolgreich und können so viel Tanken, wie die Kreditfirma uns zugesteht.
Baloo bringt uns schnell und sicher auf den Gotthardpass. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt (also von Wasser) sind die weiteren Aktivitäten Heizen, Kochen, Essen und den Abend geniessen. Auch die Heizung wird mit Diesel betrieben und daher muss der Sommerdiesel dem Winterdiesel weichen. Und dies bei beiden Pumpensträngen, die für verschiedene Höhenlagen ausgelegt sind.
Basil verzichtet auf den Besuch in der «Cucina Militare», die authentische Schweizer Militärküche, die einige typische Schweizer Armee Gerichte des letzten Jahrtausends anbietet, wie Spatz, Käseschnitte, Hörnli mit Hackfleisch, Schüblig mit Kartoffelsalat und Cervelatsalat mit Käse. John Wayne gibt’s scheinbar nicht.
Mittwoch, 14. Oktober 2020
Am Vorabend hat uns ein Strassenwärter darauf aufmerksam gemacht, dass die Passstrasse bis am Morgen um 8 Uhr gesperrt ist, was uns natürlich gar nichts ausgemacht hat. Am Morgen nehmen wir es wie gewohnt ruhig und geniessen die herrliche Naturgegend, die im orange der Morgensonne ungewohnte Wärme ausstrahlt.
Etwas nach dem Mittag erreichen wir wohlbehalten, glücklich, erholt und zufrieden unser immobiles Heim. Unsere erste Reise mit unserem Baloo war ein voller Erfolg. Wir konnten so ziemlich alles an unserem Womo ausprobieren und sind sehr zufrieden damit, bereuen also keinen Moment unseren Entscheid für das Bimobil. Selbstverständlich gibt es eine Liste mit rund drei Dutzend Positionen, was wir noch besser einrichten könnten. Davon berichte ich dann in den nächsten Wochen in einem weiteren Blog. Einiges soll für die nächste Reise in den Norden, sofern dies wegen Corona möglich ist, realisiert werden. Auch diese Reise soll dann für die Umwelt hier publiziert werden. Wir scheuen keine Mühe dazu und hoffen, dann doch wieder dazu Zeit zu haben.
Reisetechnisch wurden wir vom kleinen Virus in Schranken gehalten. Italien mit Südtirol, Trentino, Toskana und Sardinien ist immer eine Reise wert!
Nochmals ein paar Bilder:
P.S. auf eine Kommentarfunktion haben wir bewusst verzichtet, nehmen aber gerne über unseren
Kontakt eure Grüsse entgegen.