Baloo
In der Schweiz ist es am schönsten, sagt man. Schweiz gibt es viele: Die Holsteinische Schweiz, die Fränkische Schweiz, die Sächsische Schweiz undsoweiter... Die Bezeichnung Schweiz gibt es mindestens 191-mal, davon allein 105-mal in Deutschland. Das hat Schweiz Tourismus, die nationale Marketing- und Verkaufsorganisation der Schweiz, ermittelt und auf einer Tafel neben dem Schweizer Bundeshaus aufgezeigt. (https://de.wikipedia.org/wiki/Schweiz_(Landschaftsbezeichnung))
Allen Namensgebungen gemeinsam dürft wohl die Schönheit der Landschaft sein. Aber wo in der Schweiz auch noch richtig Schweiz drin ist: Downtown Europe. Nochmals aber: die Schweiz ist nicht gleich Schweiz: So vielfältig auf so kleinem Raum ist es wahrscheinlich an den wenigsten Orten auf dem blauen Planet. Im Tessin wachsen Palmen, hundert Kilometer nördlicher ist das ewige Eis, wobei "ewig" durch den stetigen Klimawandel relativiert werden muss. Wir haben Grossstädte (dafür kein scharfes S) und die zählt man schon ab 100'000 Einwohner, wo in den Nachbarländern noch von einer sympathischen Kleinstadt die Rede ist und in Fernost wahrscheinlich in einem Quartier seinen Platz findet....
Zu erzählen gäbe es noch Vieles, in dieser Ferienreise sind wir in der Romandie, dem Teil des "Ländli" in dem französisch gesprochen wird. Genauer gesagt, wir sind im Jura Hügelzug, in einem Gebiet, indem auch mal die Sonne scheinen soll, sagt man.
Freitag, 21. Mai 2021
Es war gar nicht so einfach, sich 2 Wochen freizuschaufeln. Doch weil der Kidstreff vom Sonntag wegen Pfingsten bzw. mangels Kindern ausfällt und Erich seine verlorenen Daten der letzten Woche Arbeit wieder rekonstruieren konnte, können wir bereits heute Nachmittag, nach Annettes Frauentreff losfahren. Unser Atago Grill und die Feuerpfanne, die wir bestellt haben, sind genau heute an unser Postfach in Deutschland geliefert worden. Also geht es im strömenden Regen zuerst nach Erzingen, wo wir bis 17 Uhr warten müssen, um die Pakete in Empfang zu nehmen. Da wir uns zurzeit wegen Corona 24 Stunden in Deutschland aufhalten dürfen, fahren wir nachher noch ein wenig über deutsches Gebiet, bis wir den Rhein überqueren und schlussendlich bei Frenkendorf auf dem Bienenberg auf einen Parkplatz am Waldrand ein schönes Plätzchen finden.
Es gibt einen späten Znacht und nach der Sendung „Hin und weg“ sind auch wir hin und weg im Bett.
Samstag, 22. Mai 2021
Es hat die ganze Nacht geregnet, doch jetzt scheint die Sonne! Annette kommt mit einer „Hündelerin“ ins Gespräch, die sie fragt, warum man nach Frenkendorf in die Ferien komme. Es stellt sich heraus, dass die Frau auch ein Womo besitzt und Annette muss ihr die App „Park4night“ empfehlen, die sie noch nicht kennt. Eine „Walkerin“, die an unserem Baloo vorbei marschiert, macht uns ein Kompliment zu unserem Wohnmobil, was uns natürlich freut.
Nach einem stündigen! Spaziergang fahren wir über Land nach Gempen, wo wir zum Gempenturm spazieren, von wo aus man eine traumhafte Aussicht auf Arlesheim und Dornach hat. Die Besteigung des rostigen Turmes kostet einen Franken, was zwar nicht viel ist aber für diese Anstrengung wollen wir nicht bezahlen, da die Aussicht auch schon so super ist.
Da das Wetter heute mit Wasser zurückhaltend ist, kaufen wir in Arlesheim Lebensmittel ein, damit wir unseren Dutch Oven heute einweihen können. In Pleigne, im Jura finden wir einen grossen Kiesparkplatz bei einem Fussballfeld, mitten in der Natur. Hier nehmen wir unseren Grill in Betrieb und schmoren Schweinefleisch mit verschiedenen Gemüsen im Feuertopf. Wirklich lecker! Danach nutzen wir die Glut noch, um ein Brot zu backen. Doch die Glut reicht nicht mehr genügend aus und wir probieren das Brot auf dem Gasgrill fertig zu backen. Das geht gründlich in die Hose! Das Brot ist unten verbrannt und oben noch nicht durch. Zum Trost gegen diesen Frust, gewinnt die Schweiz gegen Tschechien an der Eishockey WM in Riga, Lettland.
Sonntag, 23.Mai 2021
Heute machen wir bei mehrheitlich sonnigem Wetter einen faulen Tag. Erich vertieft sich in News und Fachliteratur und Annette taucht in einen Roman ab. Am Nachmittag holen wir sogar unsere Stühle heraus. Die 16 Grad fühlen sich bei Sonnenschein viel wärmer an und wir essen auch draussen zu Abend, wir sind immerhin auf über 800 m.ü.M. Ausser uns steht noch ein Grand California auf dem Platz.
Hier sind wir im Jura, auf einer Hochebene nahe der Grenze zu Frankreich. Erich macht einen Marsch zur nächsten Anhöhe, um das Nachbarland zu bewundern.
Montag, 24. Mai 2021
Gegen Mittag verlassen wir diesen Platz und fahren nach Delémont. Die Altstadt der Hauptstadt des Kantons Jura ist wie ausgestorben. Obwohl wir grosse Menschenansammlungen lieber umgehen, fühlt sich das Gegenteil auch seltsam an, es fehlt irgendwie das Leben – tote Hose. Wir schlendern an den alten Häusern vorbei, besuchen die Kirche und bewundern den grossen Platz vor dem Schloss.
Danach fahren wir weiter nach Roche d’Or (Goldener Felsen), wo wir inmitten von Kühen einen Kiesplatz aufsuchen, der Parkplatz für Ausflügler ist. Über die Kuhweide spazieren wir zum Aussichtsturm „Faux d’Enson“. Leider ist es stark bewölkt und regnet leicht, so dass die Sicht auf die Ajoie eingeschränkt ist.
Dienstag, 25. Mai 2021
Heute meint es das Wetter besser, darum gehen wir nochmals an den Kühen vorbei zum Aussichtsturm. Dort haben wir eine wunderbare Rundsicht über die Ajoie bis nach Frankreich.
Wieder zurück beim Baloo, fahren wir an blühenden Rapsfeldern vorbei nach St. Ursanne. Auch hier in diesem Touristendörfchen, hat es fast keine Menschen. Wir schlendern durch den Kreuzgang der Kirche, finden einen Kräutergarten mit einer Bank, auf der wir die Sonne geniessen. Zurück beim Baloo fallen schon wieder ein paar Tropfen. Dieses Jahr ist das Wetter im Mai wie sonst im April, sehr unberechenbar und kühl.
Wir fahren weiter nach Soubey auf einen Kiesplatz, gleich neben einer wenig befahrenen Strasse. Erich platziert die Kontrollleuchte der Alarmanlage an einen anderen Ort im Armaturenbrett, während Annette einen Apfelkuchen mit dem neuen Grill ausprobiert. Aller Anfang ist schwer, es gibt hier durchaus noch Optimierungspotential.
Erich bekam heute noch eine Anfrage für einen Minergienachweis. Der Architekt möchte diesen bis heute Abend haben, weil am Donnerstag die Kontrolle des Minergievereins stattfinden soll. Also ran an die Arbeit.
Am Abend spielt die Schweiz gegen Schweden an der WM und muss eine 0:7 Niederlage einstecken. Der Vollmond lässt sich dadurch nicht beirren und scheint trotzdem herrlich am inzwischen wolkenlosen Himmel.
Mittwoch, 26. Mai 2021
In der Nacht hat es geregnet und es ist sehr windig. Nachdem wir eine Menge andere Plätze im Internet gesucht haben, beschliessen wir, hier zu bleiben. Unsere Vorräte reichen noch einen Tag aus. Der Bauer, der gestern mit dem Auto vorbeigefahren ist, hat uns gegrüsst also gehen wir davon aus, dass wir hier niemanden verärgern, wenn wir nochmals eine Nacht bleiben.
Am Nachmittag drückt die Sonne ein bisschen und wir erkunden die Gegend. Wenn man dem Strässchen weiter folgt, kommt man zu einer Abzweigung, wo der eine Weg nach Frankreich geht und der andere zu einer handvoll Häuser in der Schweiz.
Als wir zurückkommen, fährt der Bauer mit seinem Auto vorbei und meint: „Il fait froide aujourd’hui. C’est manifique ici, n’est pas?“. Ja, das ist es in der Tat, so ruhig und friedlich, nur Grün um uns herum, einfach herrlich. Wir verbringen einen faulen Tag mit Lesen und Webpage Bearbeitung.
Gegen Abend kommt noch ein Clever Büssli mit Anhänger und stellt sich neben uns. Das Büssli ist gemietet und im Anhänger haben sie ein spezielles Tandem. Sie kennen die Schäferin hier oben und sind mit ihr verabredet.
Donnerstag, 27. Mai 2021
Früh um 8 Uhr hat Erich eine Bausitzung via Videokonferenz. Nach dem Regen tut es gegen Mittag auf und wir machen uns auf den Weg. Es geht den Berg hinunter nach Soubey und auf der anderen Talseite gleich wieder hinauf auf ein Hochplateau. In Saignelégier gehen wir einkaufen.
In Le Noirmont finden wir wieder ein herziges Plätzchen mitten in der Natur, und von Kühen und Pferden umgeben, beim Parkplatz für die Cabane forestière le Crauloup, eine offene Blockhütte mit Sitzgelegenheiten und grossem Grill, die man auch mieten kann. Kurze Zeit nach uns, kommen drei VW Busse und die Grenzwache steigt in voller Montur aus. Sie gehen zu ihrem Kofferraum und lassen ihre Hunde raus. Hier oben ist ein ideales Übungsgebiet für die Hunde, um versteckte Sachen aufzuspüren.
Wir machen uns unterdessen auf den Weg zum Refuge Sommêtre, einer Schutzhütte auf einer Krete. Der Weg dorthin ist nichts für schwache Nerven. Auf beiden Seiten geht es steil herunter, der Weg ist zum Teil mit Handläufen gesichert. Und mitten auf der Krete eine Schutzhütte, die mit viel Liebe eingerichtet wurde. Der Herd ist noch warm. Man kann hier für 18.- Franken übernachten. Das kommt für Annette allerdings nicht in Frage, da das Klo draussen am Fels angebaut wurde und nur über einen freihängenden Zugang aus Lochgitter, durch den man in den Abgrund sieht, zugänglich ist.
Am Abend lassen wir die Drohne fliegen und machen aus der Vogelperspektive ein paar Filme und Bilder.
Freitag, 28. Mai 2021
Heute Morgen um halb neun kommt eine Invasion Fahrzeuge auf den Platz. Die Leute, die aussteigen gehören alle zusammen und viele tragen eine Jacke mit der Aufschrift „Ambulance“. Sie nehmen Rucksäcke hervor und machen sich auf den Weg. Es sieht ganz nach Firmenausflug aus. Gegen Mittag kommt ein anderes Auto und drei Frauen laden Getränke und Esswaren aus und tragen sie zur „Cabane“ herunter. Anscheinend geht der Firmenausflug nachher in der Blockhütte weiter. Das kann laut werden. Wir manövrieren uns rückwärts aus dem vollen Parkplatz heraus und fahren an den Doubs runter. Erich hat um 13 Uhr erneut eine Videokonferenz. Dort unten haben wir aber kein Internet, so müssen wir wieder den Berg hinauf nach La Chaux-de-Fonds, wo wir irgendwo im Industriequartier parkieren, da die Zeit drängt. 12.55 Uhr ist Erich bereit. Doch wo bleiben die anderen? 13.05 Uhr sieht Erich eine mail, dass die Konferenz verschoben wurde. Also nichts wie weiter, La-Chaux-de-Fonds ist nicht gerade die Stadt, die es uns angetan hat. Wir fahren über enge Strässchen, die nicht sehr viel breiter sind, als unser Womo und sind froh, dass uns nur fünf Autos entgegenkommen. In Tête-de-Ran angekommen, haben wir eine sensationelle Aussicht über den Bieler- und Neuenburgersee und die Berner Alpen bis zum Mont Blanc! Im Vordergrund geben die blühenden Rapsfelder noch ein paar gelbe Akzente auf der Netzhaut. Von hier aus kann man noch 100 Höhenmeter höher auf den Berggipfel steigen. Das lassen wir uns nicht entgehen und finden uns plötzlich an einem Gleitschirmabflugplatz wieder. Etwa ein Dutzend Gleitschirmler machen sich hier auf ihren Flug bereit. Wir beobachten die Vorbereitungen, ihren Start und wie sie dann am Himmel ihre Kreise ziehen.
Wieder beim Parkplatz angekommen, kaufen wir bei einem Imbisswagen ein Glace vom Bauernhof. Wir fragen, ob wir hier auf dem Parkplatz übernachten dürften. Der Mann vom Imbisswagen meint, dass das kein Problem sei aber es gebe weiter hinten noch einen Platz an dem öfters auch Camper stünden. Diesen Platz hatten wir uns vorher schon angesehen, Annette war aber nicht ganz sicher, ob man da legal stehen darf. Wir parkieren also nochmals um und können dort auch die Stühle herausnehmen. Der Dutch Oven kocht uns einen feinen Znacht. Ein Globecar Büssli kommt auch noch an unseren Platz. Wir kommen ins Gespräch und sie erzählen uns von ihrer Reise in die USA. Macht Lust.
In der Abenddämmerung gehen wir nochmals zum Aussichtspunkt, doch die Sicht auf die Berge ist nicht mehr so klar wie am Nachmittag. Dafür geniessen wir von unserem Platz aus ein schönes Abendrot.
Samstag, 29. Mai 2021
Heute ist es richtig sonnig. Wir können draussen sitzen und den Morgen mit Lesen geniessen. Erich ist über Video bei der Jahreskonferenz von OM dabei und ist danach wieder auf dem neusten Stand. Da wir an einer Wanderroute parken, hat es ziemlich viele Leute, die an uns vorbei spazieren oder biken. Die meisten grüssen freundlich. Unterdessen stehen wir zu dritt hier, ein kurzer Knaus-Alkoven hat sich heute Morgen noch zu uns gesellt.
Nach dem Mittag fahren wir auf der anderen Seite des Tête-de-Ran herunter, zwischen Löwenzahn und trächtigen Kühen. Wir kommen ins Val de Travers und folgen einem Wegweiser in die „Gorges de l´Areuse“. In der Schlucht spazieren wir der Areuse entlang, sind aber beide der Meinung, dass wir schon imposantere Schluchten gesehen haben. Bereits von hier können wir die Felswand vom Creux-du-Van sehen. Zurück beim Parkplatz, kehren wir noch ins Restaurant ein für einen feinen Coupe, da wir etwas überwärmt sind, kommt dies grad recht.
Auf der Weiterfahrt machen wir einen Halt bei einem Aussichtspunkt mit Sicht auf die Felswand unseres Ziels. Leider ist die Sicht nicht ganz klar und der Creux-du-Van liegt im Schatten. Dafür sehen wir ein Reh ganz in der Nähe grasen.
Wir machen wieder ein paar Höhenmeter, was unserem Dieselverbrauch deutlich anzumerken ist, bis wir bei der Ferme de Soliat sind, wo überraschenderweise bereits eine ganze Menge Wohnmobile und Büssli auf der Wiese parkieren. Toll, dass man hier so unkompliziert stehen darf!
Wir wandern auf der Wiese bis an den Rand des Kraters und schiessen in der Abendsonne ein paar Fotos. Ein Teil des Kraters liegt im Schatten. Hier geht es wirklich senkrecht hinunter und das ohne Absperrung - gar nicht typisch für die Schweiz. Wir gehen auch noch zum Gipfelkreuz des Soliat (1465 m.ü.M) und können auf der anderen Seite die Berner Alpen sehen, die aber auch etwas im Dunst liegen.
Sonntag, 30. Mai 2021
Es hat die ganze Nacht über stark gewindet. Obwohl die Sonne scheint, macht es uns nicht mehr an, zum Creux du Van hochzulaufen. Bei den Windböen wird ziemlich viel Staub aufgewirbelt. Da wir heute Morgen geduscht haben, wollen wir eine Weile sauber bleiben und wir haben noch ein anderes Problem: unser Abwassertank ist zu 101% voll! Wir suchen einen Platz, wo wir Ver- und Entsorgen können und finden diesen in La Brévine, dem Sibirien der Schweiz. Der Platz wird von der Gemeinde zur Verfügung gestellt und befindet sich direkt am kleinen See Lac de Taillères. Er ist bereits gut besucht und die Leute sitzen auch mit ihren Stühlen und Tischen draussen in der Sonne. Wir finden die Versorgung aber wo ist das Loch für das Grauwasser? Es gibt keines! Also fahren wir weiter und entsorgen unser Grauwasser über einem Gulli, um dann wieder auf den Stellplatz zurückzukehren.
Wir spazieren dem kleinen See entlang, wo heute, Sonntag einige Leute unterwegs sind. Die Wiesen blühen und es ist einfach friedlich in der Natur. Die Landschaft gefällt uns, eine Hochebene, die nicht zu bevölkert ist und eine Weite, ohne sich am Horizont zu verlieren. Beim Womo zurück sitzt Erich noch etwas draussen und geniesst die Sonne. Am Abend ist wieder Sport angesagt. Championsleage Final, Manchester City- Chelsea. Chelsea gewinnt mit 1:0.
Montag, 31. Mai 2021
Heute windet es weniger als gestern und wir können draussen Zmorge essen. Gegen Mittag fahren wir weiter nach Neuenburg zum Botanischen Garten, der etwas ausserhalb am Hang in der Nähe des Waldes liegt. Die Strasse dorthin ist sehr eng und wir müssen uns im Wald in einen Parkplatz zwängen. Bald wird ein anderer Platz frei und wir können beruhigt den Botanischen Garten besichtigen. Der Garten ist, sagen wir einmal, sehr artenreich. Es wird bewusst auf Biodiversität gesetzt und man hat das Gefühl, die Pflanzen dürfen wachsen, wo sie wollen, es herrscht irgendwie ein geordnetes Chaos. Und doch ist es etwas für die Sinne. Am Schluss gibt es noch ein Glacé und wir gehen zum Womo zurück.
Nach dem Abendessen gehen wir auf den Roche de l’Ermitage, von wo man einen tollen Blick über Neuenburg, den See und die Alpen hat.
Am Abend arbeiten wir mangels guten Internets vorerst einmal an den Fotos für unsere Webpage.
Dienstag, 1. Juni 2021
Wir fahren nach Murten, wobei wir auf unserer Reise mit Fribourg bereits den achten Kanton befahren. In Murten stellen wir unser Womo auf einen Parkplatz bei einer Sportanlage und gehen zu Fuss in die Altstadt. Hier hat es wirklich viele und gut erhaltene, alte Häuser. Das Städtchen hat einen gewissen Charme. Wir schauen uns nach einem Resti um, wo wir zu Abend essen könnten. Wir durchqueren die Altstadt, gehen runter zum Hafen und wieder hinauf. Bei einer der Kirchen kann man hinauf auf den Wehrgang auf der Stadtmauer.
Heute ist es das erste Mal so richtig warm, um nicht zu sagen heiss. Wir entschliessen uns, bei einem Italiener eine Pizza zu essen, natürlich mit Dolci.
Zurück beim Womo, machen wir uns auf die Suche nach einem Übernachtungsplatz im Grünen. Das Navi führt uns über enge Feldwege an den Waldrand, doch wo der Platz sein sollte, ist NICHTS. Wir müssen umkehren und fahren einen anderen Platz im Wald an einer Strasse an. Hier kommt ab und zu ein Auto, beziehungsweise ein Traktor vorbei aber wir haben wenigstens ein Plätzchen für diese Nacht. Einige Hündeler und Jogger fahren auch noch hierher. Es ist aber recht ruhig, warm und etwas feucht.
Mittwoch, 2. Juni 2021
Es war sehr warm in der Nacht und wir haben nicht so gut geschlafen. Gegen Mittag fahren wir über Land nach Zollbrück. Wir fahren durch Freiburg und kommen durch den Naturpark Gantrisch und das Schwarzburgerland. Wir fahren durch Mamishaus, was zur Gemeinde Schwarzenburg gehört.
In Zollbrück ist der Jakob Markt unser Ziel. Hier gibt es nicht nur die Jakob Wolle, die Annette noch aus ihrer Schulzeit kennt, sondern auch ein Gartencenter, Schuhparadies, Lebensmittel, Kleider, Haushaltartikel, Sportartikel, Bastelartikel, Spielwaren, Papeterieartikel und Werkzeuge! Wir interessieren uns für die Kleider und Lebensmittel. Für Erich ein grober Stress, aber jeder von uns findet etwas zum Anziehen und wir kaufen noch Getränke und Gemüse für die letzten Tage ein.
Wir übernachten in Lueg, oberhalb von Affoltern im Emmental bei einem Wanderparkplatz, den wir auf einer unserer Reisen entdeckt haben, inzwischen ist er aber auch in einer App zu finden.
Donnerstag, 3. Juni 2021
Heute Morgen erklimmen wir den steilen Weg zum Kriegsdenkmal und dem Picknickplatz auf der Lueg. Leider ist die Sicht etwas diesig. Es hat an einem gewöhnlichen Donnerstag einige Leute hier, die picknicken und unterwegs sind. Wie wird es dann erst am Wochenende sein!
Wir fahren über Nebenstrassen, die sich von Hof zu Hof durch Berg und Tal schängeln durch’s Bernbiet und kommen an einem Bauernhof vorbei, der einen Hofladen hat. Wir sehen, dass er auch selbstgemachte Glacé verkauft. Das wäre doch was! Wir kaufen uns zwei Becherli- aber was nun? Wir blockieren mit Baloo die gesamte Strasse und geniessen das Glacé. Es kommen zwei Velofahrerinnen, die auch den Hofladen anschauen. Erich sagt, dass die Glacé gut seien. Die eine fragt uns in „gmögigem“ Berndeutsch, ob wir mit dem Wohnmobil die Herzroute abfahren? Herzroute? Sie kann es fast nicht glauben, dass wir die Herzroute nicht kennen. Ob wir denn keine Velos dabei hätten? Wir können sie Beruhigen und mit gutem Gewissen sagen, dass die Velos seit November bestellt sind.
Sie steigt vom Velo und zeigt uns die zwei Bücher von der Herzroute und Herzschleife, Bücher mit beschriebenen Velotouren durch die ganze Schweiz. Ob wir die SchweizMobil App denn kennen? Auch diese zeigt sie uns auf ihrem Handy. Sie sagen uns, wo sie schon überall waren und wieviele Kilometer sie pro Tag zurücklegen. Heute machen sie nur eine Herzschleife, diejenige Burgdorf Ost, 48km.
Wir fahren weiter und können unseren geplanten Übernachtungsplatz im Solothurnischen wegen der 3.5 Tonnen Gewichtsgrenze nicht anfahren, auch auf einer anderen Route nicht, da dort eine Baustelle den Weg die 20% Steigung hinauf versperrt.
Also suchen wir einen anderen Platz, doch auch da ist der Weg auf 3.5 Tonnen beschränkt. Der 3. Platz ist sehr lebhaft besucht und wird von Jugendlichen auch als Treffpunkt benutzt. Wir schauen uns dort das Eishockey Viertelfinalspiel Schweiz- Deutschland an, das die Schweiz im Penaltyschiessen verliert. Danach dislozieren wir nochmals um und stehen nun in der Basler Landschaft auf einem Plätzchen für etwa 4 PW, angrenzend zu Weizenfeldern.
Freitag, 4. Juni 2021
Die Nacht war warm und schwül, wir haben aber trotzdem gut geschlafen, erwachen aber relativ früh. Heute geht’s wieder nach Hause. Wir wollen aber nochmals in Deutschland vorbei, weil an unserer Deutschland-Postadresse noch ein Paket angekommen ist. Sie haben nur bis am Mittag offen und dann erst wieder ab 17 Uhr.
Also beschliessen wir, vor 12 Uhr dort zu sein und schaffen das. Es stellt sich heraus, dass sogar alle drei erwarteten Pakete noch eingetroffen sind. In D bestellen wir jeweils, wenn es etwas, was wir wollen, in der Schweiz gar nicht gibt.
Dieseltreibstoff gibt es natürlich auch in der Schweiz, ist in D aber einiges günstiger und Baloo möchte seinen Magen sowieso gefüllt haben. Also letzte Tankstelle vor der Grenze anfahren. Wir probieren ein erstes Mal an der LKW Tanksäule zu tanken, damit der 185lt Tank etwas schneller voll wird. Dies geht zwar nicht in die Hose, aber auf die Hose, T-Shirt und alles was ich, Erich anhabe. Der Versuch wird daher abgebrochen und an der PKW Säule getankt, mit Erfolg.
So sind wir am frühen Nachmittag zu Hause und verbringen den Nachmittag mit dem, was man so am Ende der Ferien macht: Wohnmobil ausräumen, Innenreinigung, Post bearbeiten (mittlerweile bin ich geduscht und umgezogen) und erledigen. Leider ist in einem der Pakete nur die Hälfte geliefert worden, hier muss ich intervenieren. Es liegt auch eine Mahnung in der Post über die Rechnung von 1.20 Fr. (!), die ich aber vor der Abfahrt noch beglichen habe, auch hier ein mail mit Kopie der Zahlung. Mercedes schreibt uns persönlich, dass unser Baloo ein Problem machen könnte. Nicht primär sicherheitsrelevant, aber auch hier ist ein Termin zu vereinbaren für diese Rückrufaktion. Mit Tartaruga, der Wohnmobil-Werkstatt unseres Vertrauens, haben wir auch einen Termin am nächsten Mittwoch und es gilt noch die neusten aufgetretenen Fragen einzuspeisen. Leider können unsere Velos nicht geliefert werden, sodass die Befestigungen dazu im Baloo nicht definiert werden können.
Und so geht wieder einmal eine ruhige Reise zu Ende. Bleibt noch zu erwähnen, dass wir uns während einer Reise mit Baloo in einer viel weniger grossen Ansteckungsgefahr für das Corona-Virus befinden, als wenn wir uns zu Hause aufhalten.
Die Schweiz ist wirklich am schönsten, nicht nur, weil es unsere Heimat ist, auch weil die Gegenden traumhaft schön sind. Der Jura mit seinen lieblichen Höhen, Hügelzügen, Ruhe, Wanderwege und die Aussicht auf die Alpen mit dem "ewigen Schnee" ist grandios.