Baloo
Kurz & bündig
Montag, 20.11.2023 - Herzliche Begegnung und Granatäpfel
Wir fahren schon früh aus der Stadt an einen der Flüsse und verbringen den Morgen dort. Wir erledigen alles, was Internet braucht, denn in Montenegro werden wir keinen Zugang mehr haben. Ob es in Kroatien nach Erich’s Reklamation funktioniert, wird sich zeigen.
Unterwegs pflückt Annette aus dem Beifahrerfenster ein paar Granatäpfel, die hier überall wachsen.
Kurz vor der Grenze zu Montenegro wird Annette unsere letzten LEK’s los. Ein älterer Mann erzählt ihr mit nur wenigen Brocken Englisch, dass er am Dienstag nach Florida, Amerika fliege. Annette hat nicht ganz verstanden, ob dort eines seiner Kinder lebt, welches er besucht. Er sieht nicht so aus, als könnte er sich einen Urlaub dort leisten. Es war eine weitere sehr herzliche Begegnung.
Bald sind wir in Montenegro und fahren dem Meer entlang Richtung Norden, bis es eindunkelt. Wir übernachten bei einer kleinen Kirche am Hang über Ljesevici und planen die Route für den nächsten Tag. Zum Abendessen gibt es Salat mit selbstgepflückten Granatapfelkernen.
Dienstag, 21.11.2023 – Mandarinen im Überfluss
Wir wachen mit dem Regen auf, der auf das Womodach tropft und pumpen unsere Reifen für normale Strassen bis auf 5 bar auf. Wir wollen heute einiges an Distanz zurücklegen. Der Regen begleitet uns den ganzen Tag.
Beim Grenzübergang zu Montenegro warten wir, bis der Zollbeamte an Erich’s offenem Fenster vorbei geht und in sein Häuschen verschwindet. Da Erich’s Arme zu kurz sind, um unsere Dokumente zum kleinen Fenster zu reichen, muss er aussteigen. Wieviel einfacher wäre es gewesen, wenn der Zöllner die Papiere beim Vorbeigehen in Empfang genommen hätte! Aber so wird die Hierarchie klar gezeigt.
Wir fahren nach Kotor, wo heute kein Kreuzfahrtschiff vor Anker liegt. Dann geht es auf dem gleichen Weg wieder zurück, den wir gekommen sind.
Unterwegs machen wir Mittagspause und kaufen 5 kg frische, sehr schmackhafte Mandarinen für 3.50 Euro. Die Ebene hier ist sehr fruchtbar und es werden tonnenweise Mandarinen am Strassenrand angeboten. Von Ploce nach Sibenik nehmen wir die fast neue Autobahn mit wenig Verkehr. Sie geht durch unberührte Natur mit herbstfarbenen Bäumen und Sträuchern zwischen steinigen Felsen und wäre bei schönem Wetter landschaftlich bestimmt noch schöner anzusehen.
Bei Sibenik geht es eine Weile, bis wir den optimalen Zugang zu unserem Platz auf einem Hügel über der Stadt finden. Ein bisschen Offroad und Sträucher müssen nochmals sein. Draussen ist es mittlerweile stockdunkel und windig, wir sind auf einer Krete. Nach dem Essen machen wir ein paar Spiele und legen uns frühzeitig schlafen.
Mittwoch, 22.11.2023 – Eine stürmische Fahrt
Die Nacht war stürmisch und regnerisch. Am Morgen hört der Regen auf, aber der Wind bleibt.
Wir nehmen wieder die Autobahn. Wegen des böigen Seitenwindes können wir nur etwa 60km/h fahren. Als Erich die Geschwindigkeit erhöht, greift der Seitenwindassistent mit einem Bremseingriff ein. Wir wussten gar nicht, dass wir dieses Feature haben, denn wir haben es damals nicht geordert! Aber es ist beruhigend zu wissen, dass Baloo auch das kann. Ist halt ein Guter.
Auf der Höhe von Zadar müssen wir wegen einer Sperrung die Autobahn verlassen. Die nächste Einfahrt ist auch gesperrt, die nächstmögliche Einfahrt danach ist weit im Landesinneren und nur durch Umweg auf der Hauptstrasse erreichbar. Zudem ist nicht angegeben, wie weit in den Norden die Sperrung reicht. So bleibt uns nichts anderes übrig als von Rovanjska aus der Küste entlangzufahren.
Der Wind ist an der Küste noch extremer und kommt in Böen von den Hängen herunter, peitscht das Wasser des Meeres auf, sodass sich die Wellen vom Ufer wegbewegen! Über dem Meer liegt weisse Gischt und es gibt immer wieder Regenbögen, wenn die Sonne durchbricht.
Das Fahren erfordert viel Konzentration, die Strecke bis Senj zieht sich, denn wir kommen nur langsam voran. Ein richtiger Wintersturm! Doch wir werden immer wieder mit Regenbögen beschenkt!
Zu unserem Glück sind nur wenige Fahrzeuge unterwegs. Nach Senj wird das Land etwas weiter und der Wind etwas schwächer. Nach Rijeka beruhigt es sich noch mehr und wir sind schnell durch Slowenien durch. In Triest suchen wir den gleichen Übernachtungsplatz auf, wie auf der Hinreise. Wir sind dankbar, dass wir wohlbehalten hier angekommen sind.
Donnerstag, 23.11.2023 – Der Bora Wind
In der Nacht hat auch hier der Wind angezogen und wir wurden ganz schön durchgeschüttelt. Zum Glück legt er sich dann und wir können ohne Probleme, wenn auch mit viel Verkehr über die italienische Autobahn fahren. Was für eine entspannte Fahrt über 450 km auf einer vollen italienischen Autobahn – im Vergleich zur stürmischen Fahrt von gestern der kroatischen Küste nach.
Der Bora-Wind ist ein kalter, böiger Fallwind, der vom kalten Norden her über die Küstenregion aufs Meer weht. Er tritt von der Drin-Mündung bis Triest auf, genau unsere Route der letzten Tage. Vor allem im Winter weht dieser Sturmwind mit Böen weit über 100 km/h kann in dieser Jahreszeit bis zu zwei Wochen andauern. Uff. Aber wir hätten auch nicht unbedingt auf einer Fähre sein wollen.
Wir geniessen also entspannt die volle italienische Autobahn und den Sonnenschein und peilen unseren Stammplatz in Tradate an, denn morgen haben wir noch etwas Besonderes vor.
Für einmal regnet es nicht, wenn wir hier sind. Im geheizten Womo verbringen wir den Abend mit Fernsehen und telefonieren.
Freitag, 24.11.2023 – All you can eat, schlemmern à discrétion
Es war bitterkalt in der Nacht und um herum hat alles einen Raureif. Eine Schulklasse versammelt sich auf dem Parkplatz, alle Kinder dick eingepackt. Erich muss noch arbeiten und dann machen wir uns auf nach Ponte Tresa ins Restaurant Mizumi Sushi. Hier gibt es am Freitagmittag qualitativ hochwertige Sushi „all you can eat“ für 16 Euro. Wir sitzen am Fenster mit Blick auf den See und die Berge und lassen es uns gut gehen.
Als wir uns auf den Heimweg machen, ist sogar der Gotthardtunnel wieder offen, der am Morgen wegen eines Fahrzeugbrandes während vier Stunden gesperrt war. Hier im Süden scheint die Sonne aber „ännet“ dem Berg ist garstiges Wetter. Der Gotthard ist als Wetterscheide weitherum bekannt.
Dankbar, wohlbehalten und mit tausenden Eindrücken angereichert erreichen wir am späten Nachmittag unser nicht fahrendes Heim.
Reiseroute