Baloo
USA 1 - Im Rostgürtel
Kurz & bündig
- In den USA angekommen
- Bare Hill, nackter Hügel?
- «Primitiv» aber traumhafter Sugar Hill
- Starkregen mit Hagel und Sommergewitter
- Im Rostgürtel der USA
- Reise- und Besuchsplanung
- Kulturschock

Montag, 2. Juni 2025 – In den USA angekommen
Wir bereiten uns auf unseren Grenzübertritt in die USA vor. Das obligatorische Onlineformular I-94 für unsere Einreise haben wir in den letzten Tagen bereits ausgefüllt und bezahlt. Wir legen unsere Pässe, Fahrzeugausweis, internationaler Führerausweis, Versicherungsnachweis, Dokument über unsere persönlichen Medikamente und eine Auflistung unserer noch verbleibenden Lebensmittel, wie Nüsse, Äpfel, Gurken und Tomaten bereit.
An der Grenze geht der Grenzbeamte einmal um das Fahrzeug, fragt wohin wir wollen, wie lange wir bleiben und wo wir unser Wohnmobil im November abstellen wollen. Wir zeigen ihm von uns aus noch unsere Lebensmittelliste und er gibt uns grünes Licht für alles. Wir müssen uns in einem Gebäude fotografieren lassen und unsere Finger einscannen. Das war’s! Wir dürfen in die USA einreisen.
Auf den ersten Blick fühlt sich hier alles gleich an. Wir bemerken aufs erste keinen grossen Unterschied zwischen Kanada und den USA, ausser dass die Geschwindigkeit hier in Meilen/h angegeben ist und die Strassenschilder ganze Romane erzählen, nur für Schnellleser oder Langsamfahrer.
Bei Walmart machen wir halt, versorgen uns mit dem nötigsten und fahren dann zu einem Wohnmobilverkäufer mit Shop. Wir wollen für unseren Omnia Ofen eine 2. Silikon-Form kaufen, um süsse Speisen zuzubereiten. Doch der Shop ist viel kleiner als erwartet und wir werden nicht fündig, wir können jedoch entsorgen.
Auch finden wir in dieser Gegend keinen Übernachtungsplatz auf unseren Apps. Wir kurven ein wenig herum. Zuerst war das Gebiet stark besiedelt, danach gibt es nur noch Farmen mit grossen Feldern. In Akron fahren wir zu einem Spielplatz im Akron Falls Park.
Dienstag, 3. Juni – Bare Hill, nackter Hügel?
Wir hatten eine ungestörte Nacht, obwohl wir nicht ganz sicher waren, ob wir hier über Nacht stehen dürfen. Der Park ist eigentlich von 7-21Uhr offen.
Am Morgen fahren grosse Maschinen neben uns auf und die Strasse wird gesperrt. Erich geht zu den Arbeitern und fragt, ob wir noch wegkommen können. Sie fällen ein paar alte Bäume, ein Arbeiter sei zu 50% Schweizer, seine Familie sei im 18. Jahrhundert ausgewandert und wir sollen unbedingt die Wasserfälle anschauen gehen. Ach ja, und wir könnten ohne Probleme in unsere Richtung fahren.
Wir folgen seinem Rat und spazieren zum einen Wasserfall. Überall hat es Warnschilder, dass man den Weg nicht verlassen darf, denn sonst könnte man sterben oder gelähmt werden. Für uns Schweizer etwas komisch. Der 2. Wasserfall ist dann auch mit einem grossen Zaun geschützt, sodass man ihn nicht richtig sehen kann. Wir spazieren in dem schön angelegten Park noch etwas herum, bevor wir weiterfahren wollen. Aber wo ist die Schutzkappe des Fotoapparates? Wir können sie beim besten Willen nicht finden. Sollen wir ohne sie weiterfahren? Wir beschliessen, dass Erich oben im Park und Annette unten beim Wasserfall suchen geht. Beide haben wir kurzeitig das Gefühl, den Deckel zu finden, aber es handelt sich in beiden Fällen um einen Deckel eines Fastfoodketten- Getränkes. Dafür sieht Annette eine kleine Wasserschildkröte, die sich auf einem Stein sonnt. Leider ist die Fotokamera oben im Auto.
Erich findet dann tatsächlich den Deckel im Gras liegen. Uff!
Wir fahren weiter durch landwirtschaftliches Gebiet mit vielen Farmen und Feldern Richtung der sogenannten Finger-Seen.
Wir finden einen Platz bei der Bare Hill Unique Area, mitten im Wald. Es ist der erste heisse Tag seit langem und wir lassen unsere Klimaanlage laufen. Wenn die Sonne scheint, haben wir dabei sogar eine positive Batteriebilanz, das heisst, die Batterie wird zusätzlich geladen, obwohl wir die Klimaanlage laufen haben!
Gegen Abend spazieren wir auf einem Grasweg zum Bare Hill, kehren aber nach etwa 20min wieder um, da es nur durch hohes Gras geht und wir gar keine Aussicht haben.
Mittwoch, 4. Juni 2025 – «Primitiv» aber traumhafter Sugar Hill
Schon vor dem Mittag klettert das Thermomether auf 30° Grad.
Wir finden im Internet einen kostenlosen „Primitiv“ Campingplatz in einem State Park. Primitiv heisst hier so viel, wie es gibt keinen Service, keinen Strom, keine Ver- und Entsorgung. Die amerikanischen Wohnmobile haben sogenanntes Hook-up. Sie schliessen Strom, Wasser und Abwasser direkt an und haben so den häuslichen Komfort. Da wir dies alles nicht brauchen, fahren wir diesen Platz an. Es ist definitiv zu heiss für die geplante Wanderung im Watkins Glen State Park. Das verschieben wir auf Morgen.
So fahren wir in der Finger-Lake Region dem Canandaigua Lake entlang, bestaunen einmal mehr die Häuser und deren Lage am See, dessen Ufer auf dieser Seite ziemlich überbauen ist – fast schon schweizerisch. Wir finden keine Strasse, die uns ans Ufer führt um die Mittagsrast zu halten.
Der „Primitiv“ Camping auf dem Sugar Hill übertrifft alle unsere Erwartungen. Auf einer grossen, frisch gemähten Wiese gibt es zahlreiche Stellplätze, jede mit Sitzgelegenheit und Grill. Wir schreiben uns ein und suchen uns einen Platz mit Schatten. Ausser uns gibt es nur noch einen anderen Camper mit einem Bus und ein Zelt. Dafür hat es leere Pferdeanhänger. Hier kann man gut in den Wäldern einen Ausritt machen.
Wir verbringen den Nachmittag und Abend draussen im Schatten der grossen Bäume und backen am Abend draussen eine Pfannenpizza mit unserem Gasgrill. Weil die Flamme des Grills grösser ist als in der Küche drinnen, wird die Pizza unten etwas pigmentiert.
Wir besteigen den „Fire Watch“-Turm am Platz und sehen von dort oben in die Ebene hinunter.
Donnerstag, 5. Juni 2025 – Starkregen mit Hagel und Sommergewitter
Erich muss am Morgen arbeiten. Dann fahren wir nach Watkins Glen zum State Park. Das Herzstück des Parkes ist die Schlucht, die der Glen Creek in den Felsen gefressen hat. Der Fels besteht hauptsächslich aus Schiefer. Die verschiedenen, wagrecht verlaufenden Schichten geben der Schlucht ein besonderes Aussehen. Wir nehmen den Gorge Trail, der uns nahe am Bach über Steinbrücken und über 800 Steinstufen an den 19 Wasserfällen vorbeiführt. Oben angekommen, ruhen wir uns erst mal bei einem Eis aus, bevor wir den Abstieg wieder unter die Füsse nehmen.
In Ithaka sehen wir uns dann den 20. Wasserfall an diesem Tag an. Es sieht mit seinen verschiedenen Treppen wieder ganz anders aus als die anderen.
Wir fahren weiter Richtung Osten. Erich hat im Internet weitere „Primitiv Campings" ausgemacht. In Smithville am Long Pond, einem kleinen See finden wir wieder ein herziges Plätzchen im Wald. Es sieht ganz anders aus als auf dem Sugar Hill.
Es ist heiss und schwül und wir bleiben drin. Die Klimaanlage läuft und Erich muss arbeiten.
Zwei Familien kommen mit Kindern, die sich im See abkühlen. Es ist eine komische Wetterstimmung. Wir sehen, dass eine Unwetterwarnung für eine Region etwas nördlich von uns herausgegeben wurde.
Auch bei uns fängt es zuerst ganz sachte an zu regnen, bevor er sich in Starkregen mit einzelnen Hagelkörnern mit Blitz und Donner, verwandelt. Wir bangen um das Dach von Baloo und unsere Solarpanels.
Freitag, 6. Juni 2025 – Im Rostgürtel der USA
Es hat deutlich abgekühlt, worüber wir froh sind. Die ganze Nacht hörten wir das Rufen eines grossen Tieres, haben aber nichts gesehen und das Geräusch können wir keinem uns bekannten Tier zuschreiben Vielleicht ein Elch oder Hirsch?
Erich arbeitet am Morgen, während Annette ein (gesundes) Brot fürs Mittagessen backt.
Bei Regen machen wir uns auf den Weg nach Binghampton, eine Stadt im „Rust Belt“ (Rostgürtel) der ältesten Industrieregion der USA. Mit der Krise 1970 begann der Untergang des einstigen „Manufacturing Belt“ zum „Rust Belt“. Die Industrie verlagerte sich in den Süden („Sun Belt“) oder wurde in billiger produzierende Länder verlegt.
Wir nutzen das Regenwetter um einzukaufen. Danach steuern wieder einen „Primitiv Camping“ an, diesmal bei den Russel Brook Falls, im Delaware Wild Forest. Dabei müssen wir feststellen, dass wir mit unserem ersten Platz wohl den Allerbesten im ganzen New York State erwischt haben. Wir denken, dass diese Plätze eher zum Campieren mit dem Zelt geeignet sind.
Wir stehen mitten im Wald, «nowhere» bei einer Infotafel nahe dem Wasserfall, der sich Erich anschauen geht, während Annette das Abendessen macht. Wir denken, dass sich hier niemand verirren wird und wir bei einem Problem am Wagen einige Meilen zu Fuss machen müssten.
Samstag, 7. Juni 2025 – Reise- und Besuchsplanung
Es regnet wieder einmal. Wir staunen, dass trotzdem immer wieder Autos an unseren einsamen, verlassenen Platz kommen und Leute bei diesem Wetter den Wasserfall anschauen gehen oder eine Tour auf einem der Wanderwege machen.
Wir planen die weitere Reise. New York City soll das nächste Ziel sein. Wo können wir dort übernachten und wie kommen wir in die Stadt? Was wollen wir anschauen? Das Wetter ist in den nächsten Tagen wieder sehr wechselhaft, was die Planung nicht einfacher macht.
Wir fahren durch ländliche, aber überall bewohnte Gegenden der Millionenmetropole entgegen bis zu einem schönen, ruhigen Waldparkplatz im Stokes State Forest.
Sonntag, 8. Juni 2025 – Kulturschock
Wegen einer Schildkröte auf der Strasse, gibt es einen kleinen Stau. Der Verkehr wird immer dichter, je näher wir New York kommen. Wir stellen Baloo auf dem Park and Ride Parkplatz North Bergen ab. Von dort nehmen wir den Bus, der sich in einer Blechlawine durch den Lincoln Tunnel nach Manhattan schiebt. Wir verlassen den Busbahnhof und sind bereits mitten im Gewühl und Lärm dieser Stadt, die niemals schläft. Beim Times Square setzen wir uns erstmal auf eine Treppe und lassen die Stadt auf uns wirken. Kulturschock. Hier gibt es soviele schräge Leute, wie sonst nirgends. Wir schauen dem bunten Treiben zu, bevor wir uns zum Rockefeller Center bewegen. Hier fahren wir, nachdem wir einen Kurzfilm über die Enstehung des 1931-1940 gebauten und 259,1m hohem Gebäude gesehen haben, mit dem Lift ins 67. Stockwerk. Auf 3 Stockwerken gibt es Terrassen, von denen man einen atemberaubenden Rundumblick auf Manhatten hat. Top of the Rocks! Leider sind beide, das Wetter und die Sicht, heute nicht optimal. Bei den ersten Regentropfen verlassen wir das Rockefeller Plaza und suchen in einem McDonalds Unterschlupf. Hierher haben sich auch etliche Puerto-Ricaner zurückgezogen, die an einer Kundgebung in der Stadt teilgenommen haben. Sie haben sich den Unionjack, die Flagge, umgebunden und auf einigen T-shirt’s steht: wir sind auch Amerikaner! Puerto Rico gehört zu den USA, ist aber kein eigener Staat und die Einwohner haben weniger Rechte als die der anderen 50 Staaten.
Über die 5th Avenue gelangen wir zum Central Park, wo die Hektik der Stadt nach ein paar Schritten gleich vergessen ist. Schön, dass die New Yorker so eine Oase haben!
Über den Broadway kommen wir zurück zum Times Square und zu unserem Busbahnhof. Da wir nicht sicher sind, wo und wie lange die Busse fahren, wollen wir kein Risiko eingehen und fahren bereits um 20.30 Uhr zurück zu Baloo.
Reiseroute


