Baloo
Kurz & bündig
Samstag, 26.8.2023 Glasscherben-Villa
In der Nacht hat es immer wieder geregnet aber am Morgen ist es wieder trocken. Wir fahren mit unseren Rädern wieder in die Stadt und eine 22% Steigung zur Veste Oberhaus hinauf. Die Burg aus der Zeit von 1219 thront auf der nördlichen Seite der Donau über der Stadt und war die meiste Zeit Residenz des fürstlichen Bischofs vom Hochstift Passau. Heute ist sie ein Museum mit Restaurant. Vom Aussichtspunkt sieht man schön über die Stadt und den Zusammenfluss der drei unterschiedlich farbigen Flüsse. Wir besuchen den Innenhof aber verzichten auf den Besuch des Aussichtsturmes und des Museums.
Wir fahren auf dem Kopfsteinpflaster das 22% Gefälle wieder hinunter und wollen etwas der Ilz entlang radeln. Auf der einen Seite ist der Weg bei einer Badestelle zu Ende, also wechseln wir die Seite, kommen aber auch nur bis zum Gasthof Triftsperre, wo wir über eine Fussgängerbrücke auf die andere Seite spazieren und durch einen unterirdischen Triftsperre Tunnel wieder zur Ilz gelangen, die hier ein Schleife macht. Ab 1831 flössten sie die Baumstämme durch diesen Tunnel, da sie wohl sonst in der engen Biegung stecken geblieben wären und der Transport viel mehr Zeit beansprucht hätte.
Da der Weg hier endet, fahren wir zurück und schauen uns in Passau die Glasscherbenvilla an. 1902 erbaut, wurde sie im Jahre 2000 renoviert. Ihre Fassade voller Glasscherben, Stuck, Porzellan und Terrakotta glitzert im Sonnenlicht. Es lohnt sich, näher hinzuschauen. Die Scherben sind nicht zufällig angeordnet, man entdeckt Muster und Blumenornamente sowie den gekreuzigten Jesus. Kein Wunder steht dieser Bau unter Denkmalschutz.
Am Inn setzen wir uns in ein Strassencafé und gönnen uns einen z’Vieri mit Blick auf den Fluss.
Wir sind gerade rechtzeitig beim Womo zurück, bevor es wieder zu regnen anfängt und das wieder nicht zu knapp.
Sonntag, 27.8.2023 Camping auf dem Bauernhof
Wir studieren eingehend das Wetter und entschliessen uns, in Richtung Österreich zu fahren, da dort weniger Niederschläge vorausgesagt sind. In unserer App finden wir den Camping Mühlviertelblick im Bezirk Rohrbach, ein sehr ländlicher Platz bei einem Bauern mit schöner Aussicht über die Hügel. Die Duschen sind draussen und das Wasser wird mit Holz gezeizt, die WC Türen sind mit Herzchen ausgestattet. So gefällt es uns!
Hier verbringen wir einen ruhigen Nachmittag bei Nieselregen und trockenen Abschnitten. Auch bei Regen-Wetter ist es gemütlich in unserem Baloo. Auch ohne Holzofen.
Montag, 28.8.2023 Die Donau schwillt an
Über die kühleren Temperaturen sind wir froh, auch der Regen ist bitter nötig. Doch was heisst das für unsere weitere Reiseplanung?
Annette backt einen Zopf für unser spätes Morgenessen und wir studieren die Wetterkarten. Da es heute fast durchgehend regnet, können wir uns gut einige Kilometer verschieben. Wir überqueren wieder die Grenze zu Deutschland und fahren bis nach Metten, wo wir uns morgen die sehenswerte Bibliothek in der Benediktinerabtei anschauen wollen. Wir finden einen schönen Platz auf einer Wiese direkt an der Donau, wo wir den Donauschiffen bei vorbeisegeln zuschauen können.
Wegen der anhaltenden Niederschläge der bereits durchweichten Wiese und den weiteren prognostizierten starken Regengüssen, beschliessen wir nach dem Abendessen den Platz aus Sicherheitsgründen zu verlassen. In der kleinen Stadt finden wir beim Tennisplatz lauter leere Parkplätze. Da es bereits am eindunkeln ist und wir morgen zeitig wieder aufbrechen, stellen wir uns für eine Nacht dorthin.
Dienstag, 29.8.2023 Die Klosterbibliothek Metten
Früh um 10 Uhr bereits beginnt die Führung in der Bibliothek des Benediktinerklosters. Die Gründung des Klosters geht bis ins Jahr 766 zurück. Im 10. (und später nochmals im 19. Jahrhundert) wurde das Kloster säkularisiert und dabei wurden viele alte, christliche Bücher zerstört. 1157 wurde das Kloster dann wieder von Mönchen besiedelt.
1236 zerstörte ein Feuer das ganze Kloster und es musste wieder aufgebaut werden. Die Bibliothek ist imposant in einem mit Stuckwerk und Malereien reich verziertem Raum. Der Mönch erklärt uns das Ablagesystem der Bücher, das mit den 14 Gemälden in den 14 Deckenwölbungen in Einklang steht. Jedes dieser Gemälde hat ein Thema: 12 theologische und 2 säkulare. Die Bücher waren jeweils thematisch im Bereich des Gemäldes gelagert. Heute sind rund 20‘000 Bücher hier untergebracht. Weitere 130‘000 jüngere und damit weniger wertvolle sind in einem anderen Trakt zu finden und der Öffentlichkeit zugänglich.
Wir sehen hinter Glas eine Deutsche Bibel aus dem Jahre 1466, also noch vor der Bibelübersetzung von Martin Luther. Dieser hat allerdings die Bibel in einer Sprache übersetzt, die die einfachen Leute verstanden. Heute leben 13 Mönche im Kloster.
Nach der Bibliothek schauen wir uns die reich geschmückte Klosterkirche mit Orgel an. Da es wieder zu regnen beginnt, müssen wir auf eine Besichtigung des Klostergartens und der Gärtnerei verzichten.
Wir suchen in Wörth an der Donau ein lauschiges Plätzchen, um den Nachmittag zu verbringen und beschliessen, gleich hier zu übernachten, bevor es morgen, bei hoffentlich besserem Wetter, nach Regensburg geht.
Mittwoch, 30.8.2023 Die Walhalla in Donaustauf
In Regensburg parkieren wir auf einem Tagesparkplatz und holen unsere Räder hervor. So sind wir schnell im Zentrum und merken, dass der Regen der letzten Tage seine Spuren hinterlassen hat. Die Donau tritt an vielen Orten über die Ufer und die Fuss- und Radwege entlang des Ufers sind teils unter Wasser. Wir müssen auf unserem Radweg eine etwa 10m lange „Furt“ durchqueren. Erich fährt voraus und hält die Beine hoch. Er ist nicht schnell genug, sodass er noch etwas trampen muss, doch wäre sein Fuss unten im Wasser. So gibt er seinen Pedalen oben einen Tritt und wartet, bis diese wieder heraufkommt. Annette nimmt darum etwas mehr Anlauf für die „Furt“ und hält ebenfalls die Beine hoch. Durch die Geschwindigkeit spritzt das Wasser aber auf alle Seiten und Rad und Fahrerin werden ziemlich nass.
Als erstes schauen wir uns den Dom St. Peter (nach Apostel Petrus benannt) an. Er gehört zu den bedeutendsten gotischen Kathedralen in Deutschland. Der Bau begann 1275 aber erst 1450 war das Gebäude überdacht und konnte genutzt werden. Der Ausbau der Türme fand dann nochmals 400 Jahre später statt.
Wir radeln weiter durch die Altstadt am alten Rathaus mit Uhrturm vorbei, über den Haidplatz mit seinen alten Gebäuden. Nach einem kleinen Abstecher zum Inselpark, essen wir bei einem Sushirestaurant zu Mittag. Die Sushi’s und andere asiatische Speisen kommen auf einem Förderband an uns vorbei und wir nehmen uns das heraus, was uns gerade gefällt. Frisch gestärkt und gut genährt wollen wir das Schloss St. Emmeram von Fürstin Gloria von Thurn und Taxis anschauen, doch verläuft eine grosse Mauer um die Schlossanlage. In der Kapelle findet gerade eine Abdankung statt, darum können wir sie nicht besichtigen und ins Museum wollen wir nicht. Im Schlosshof werden wir von neuerlichem Regen überrascht und können uns in einem gedeckten Durchgang unterstellen. Als der Regen etwas nachlässt, fahren wir weiter, merken aber schnell, dass das nichts gescheites ist. Also stellen wir uns nochmals irgendwo unter und warten das Ende des Regens ab.
Über die imposante, steinerne Brücke mit ihren 16 Torbogen und über 300m Länge gelangen wir wieder in den nördlichen Stadtteil, wo unser Womo steht. Da das Wetter wieder freundlich zu uns ist, beschliessen wir, noch die zehn km bis Donaustauf zu fahren zum Walhalla Denkmal.
König Ludwig liess dieses Denkmal von 1830 bis 1842 bauen. Angesichts von „Teutschlands tiefster Schmach“ im Jahr 1806, als das Römische Reich aufgelöst wurde, ein Grossteil des späteren Deutschlands als Rheinbund unter dem direkten Einfluss Napoleons stand und die linke Rheinseite zu Frankreich gehörte, liess der damalige Kronprinz Ludwig bereits 1807 eine Serie von Büsten „rühmlich ausgezeichneter Teutscher“ erschaffen. „Kein Stand nicht, auch das weibliche Geschlecht nicht, ist ausgeschlossen. Gleichheit besteht in der Walhalla; hebt doch der Tod jeden irdischen Unterschied auf.“ Als bauliches Vorbild dienten antike Tempelbauten. Es war Ludwig’s teuerstes Projekt überhaupt. Zurzeit befinden sich 131 Marmorbüsten und 65 Gedenktafeln im Innern von Walhalla. Da dieses gigantische Bauwerk auf einer Anhöhe steht, hat man von hier einen tollen Blick über die Donau in das Land.
Auf dem Weg zu unserem Übernachtungsplatz sehen wir ein weiteres Denkmal auf einem Hügel thronen:
Die Befreiungshalle in Kelheim. Da es bereits 18 Uhr ist, können wir das Denkmal nur von Aussen ansehen. Es wurde ebenfalls von Ludwig l. von Bayern von 1842-1863 erbaut und wurde den „Teutschen Befreiungskämpfern“ gewidmet und erinnert an die Schlachten gegen das napoleonische Frankreich.
Nach soviel Geschichte und Eindrücken sind wir müde und verbringen die Nacht auf einem Waldparkplatz, abgeschieden von der Welt.
Donnerstag. 31.8.2023 Augsburg
Da die Donauschifffahrt durch den Donaubruch wegen Hochwasser eingestellt ist, die nahe Fähre zum Kloster Weltenburg ebenfalls nicht in Betrieb steht und der Parkplatz des Klosters auch unter Wasser sitzt, stellen wir heute Augsburg auf unser Programm. Wieder machen wir uns mit den Rädern auf und erkunden die Altstadt vom Roten Tor aus, in dessen Nähe, wir geparkt haben. Es gibt hier unzählige Kirchen und den Augsburger Dom, den wir auch von Innen anschauen, einfach riesig!
Wir kommen am Rathausplatz und verschiedenen Brunnen vorbei und werfen einen Blick in den Hofgarten. Das Ludwig Mozart (Vater von Wolfgang Amadeus) Haus darf natürlich auf unserer Tour auch nicht fehlen.
Langsam sind wir etwas „stadtmüde“. Nach rund 10 Kilometern zieht es uns zum Womo zurück, wo wir noch etwas ausruhen, bevor wir heute Abend in einem Steakhouse unseren Hochzeitstag feiern.
Freitag. 1.9.2023 Wieder Sonne
Wir haben, obwohl ziemlich nah an der Altstadt, ruhig übernachtet. Heute Abend haben wir noch einen Termin, also geht’s ab nach Hause. Vorher kontrollieren wir noch die Reifendrücke und pumpen die Hinterräder alle auf ein gleiches Niveau auf.
Üblicherweise nehmen wir den kürzesten Weg, so auch heute. Wir müssen dies dem Navi aber genau sagen, sonst haben wir Autobahn und Innenstädte. Nach der ausgedehnten Mittagsrast erreichen wir Stunden später unser nicht mobiles Heim.
Bayern hat viel zu bieten, ist aber auch fast doppelt so gross wie die Schweiz. Im Süden die Ausläufer der Alpen, wo es etwas kühler war, die Städte Passau, Regensburg und Augsburg, im Osten die liebliche Gegend bis zu Nationalpark Bayrischer Wald. Und Klöster, Schlösser, Burgen ohne Ende. Wir wären gerne noch etwas länger geblieben.
Reiseroute
Statistik
Übernachtungen | 14 |
Strecke | 1223 km |
Verbrauch Diesel | 201 lt |
Verbrauch Diesel | 16.3 lt/100km |
Tagesstrecke | 82 km/Tag |
Tagesstrecke ohne Anfahrt | 48 km/Tag |