Baloo
Canada 2 - In Halifax
Kurz & bündig
- Endlich geht’s los!
- Blaubeermuffins
- Peggys Cove - SR111
- Maritime Museum und Zitadelle
- ein regnerischer Sonntag
- Baloo Ahoi
- Pat und Ross

Mittwoch, 9. April 2025 – Endlich geht’s los!
Die Spannung ist seit Tagen schier unerträglich gestiegen und heute geht es wirklich auf unsere grosse Reise nach Nordamerika. Der Abschied fällt tränenreich aus, planen wir doch erst in acht Monaten wieder nach Hause zu kommen. Eigentlich wollen wir mit den ÖV zum Flughafen fahren aber eine liebe Nachbarin bietet an, uns dorthin zu bringen. Wir nehmen ihr Angebot sehr gerne an, da wir einiges an Handgepäck mitschleppen.
Vor der Sicherheitskontrolle am Flughafen haben wir etwas Respekt, weil wir viel Elektronik und etliche Akkus dabeihaben, da wir diese nicht mit Baloo verschiffen durften. Alles geht gut.
Bei schönem Frühlingswetter fliegen wir zuerst über die Alpen nach Zagreb und von dort nach London. Hier haben wir nur eineinhalb Stunden Zeit, bis unser Flieger nach Halifax abhebt. Wir sind entsprechend nervös und hoffen, dass wir auf diesem riesigen Flughafen das richtige Gate zur richtigen Zeit erreichen. Und wirklich zieht sich der Weg dorthin in die Länge, da es natürlich wieder das hinterste Gate ist! Doch es reicht noch für eine Pippipause und schon können wir boarden. Erleichtert, dass alles geklappt hat, nehmen wir die letzten sechseinhalb Stunden unserer Reise in Angriff. Das Unterhaltungsangebot, zwei Mahlzeiten und ein Snack lassen die Zeit etwas schneller vergehen, doch merken wir langsam die Müdigkeit in unseren Knochen.
Die Einreise in Canada erfolgt problemlos, nachdem wir an einem elektronischen Schalter unseren Pass gescannt, ein Foto gemacht und etliche Fragen beantwortet haben. Mit dem Ausdruck dieser Maschine müssen wir zu einem Grenzbeamten, der sieht, welche Fragen wir mit „Ja“ (statt „Nein“) beantwortet haben. Bei ihm müssen wir unsere Antwort erklären. Anscheinend ist er damit zufrieden, denn er lässt uns einreisen.
Wir werden von Hazel und Rex mit einem Doulos- Schild in Händen (in Anlehnung an Erichs gemeinsame Zeit mit ihnen auf dem Schiff Doulos, Anm. der Redaktion) liebevoll empfangen. Wir dürfen in Bedford, einem Vorort von Halifax bei ihnen wohnen, bis wir Baloo am Montag im Hafen abholen können. Morgen sollte die Fähre mit Baloo in Halifax ankommen.
Nachdem uns Hazel alles gezeigt hat, wir haben sogar ein eigenes Badezimmer(!), sinken wir müde, aber dankbar, dass alles mit der Reise geklappt hat, in unsere Betten.
Donnerstag, 10. April 2025 - Blaubeermuffins
Nach einer durchzogenen Nacht, Jetlag lässt grüssen, gibt es Morgenessen und wir haben uns eine Menge zu erzählen, schliesslich haben wir uns fast dreissig Jahre nicht mehr gesehen. Aber die Verbundenheit ist sofort wieder da und wir haben viele gemeinsame Bekannte, von denen wir austauschen, wie es ihnen geht. Mit dem Englisch happert es noch etwas aber wir hoffen, dass wir langsam hineinfinden.
Gegen Mittag fahren wir gemeinsam an die Waterfront. Vor zwei Tagen hat es in Halifax nochmals geschneit und es liegt da und dort noch Schnee. Es ist kalt und wir werden mit Mützen und Handschuhen ausgerüstet, da unsere erst mit Baloo ankommen werden. Wir fahren am Hafen vorbei, wo „unser“ Containerschiff bereits vertäut ist und entladen wird. Wir vertreten uns die Beine an der Waterfront und bekommen einen ersten Eindruck von Halifax. Hazel ist unser Tourguide und erzählt die Geschichte der Deportation der schwarzen Bevölkerung, die vom Süden nach Canada immigrierte, und auch die Geschichte des Konflikts zwischen den Franzosen und den Engländern.
Im Cabin Coffee, einem herzigen, kleinen Kaffee, wärmen wir uns bei einem Heissgetränk und einem Snack wieder auf. Die Blaubeermuffins sind super fein und riiiesig gross!
Auf dem Nachhauseweg sehen wir doch tatsächlich Baloo auf dem Hafengelände stehen!
Während Hazel ein feines Abendessen zubereitet, fahren wir mit Rex zum Canadian Tire, einem riesigen Einkaufszentrum, wo wir Kokosfasern für unsere Trockentrenntoilette kaufen und uns nach Gasflaschen umsehen. Im Walmart erstehen wir eine elektrische Zahnbürste und einen Haar- und Bartschneider für Erich. Es ist hier alles eine Nummer grösser als in der Schweiz, nicht nur die Geschäfte, auch die Verpackungen und logischerweise auch die Einkaufswagen.
Freitag, 11. April 2025 - Peggys Cove
Heute machen wir einen Tagesausflug nach Peggys Cove. Dieser Ort ist uns Schweizern ein Begriff, weil hier am 2. September 1998 der Swissairflug 111 ins Meer stürzte. Alle 229 Personen an Bord starben. Wir besuchen die Gedenkstätte, die an dieses tragische Ereignis erinnert. Auch die Leute aus der Umgebung erinnern sich an diesen Tag, da viele mit ihren Booten herausfuhren und Trümmerteile bargen. Auch sie werden erwähnt und ihren selbslosen Einsaatz gewürdigt. Es ist bedrückend, an dieses Ereignis zu denken und die einzelnen Blumen und Abschiedskarten vor Ort zu sehen.
Wir fahren in die Ortschaft Peggys Cove, ein herziges Fischerdorf, wo etwa 30 Leute wohnen. Da es noch keine Touritensaison ist, hat noch vieles geschlossen. Dafür hat es aber auch wenig Leute.
Uns gefällt dieser schmucke Ort mit den farbigen Holzhäusern, eingebettet in eine steinige und karge Landschaft. Wir kraxeln über die Felsen zum Leuchtturm, vorbei an unzähligen Schildern, die vor der Unberechenbarkeit des Meeres und den glatten Felsen warnen: „Kommt lebendig wieder zurück“! Anscheinend kommen immer wieder Touristen zu Tode, die sich zu Nahe ans Meer wagen.
Im Restaurant Sou’Wester (so heissen die gelben Mützen der Fischer) essen wir zu Mittag. Da gerade Hummersaison ist, lässt sich Annette eine Lobsterroll schmecken. Erich ist da etwas skeptischer und probiert zuerst einmal von Annettes Rolle, findet diese aber geschmacklos.
Auf dem Heimweg fahren wir wieder an vielen kleinen Seen vorbei. Zum Teil sind es Ausläufer des Meeres zum anderen Teil Moorseen.
Am Abend verwöhnt uns Hazel wieder mit ihren Kochkünsten und wir schauen uns Bilder von unserem ausgemusterten Missionsschiff M.V. Doulos an, das in Indonesien zu einem Hotel an Land umfunktionniert wurde (www.doulosphos.com).
Samstag, 12. April 2025 – Maritime Museum und Zitadelle
Der Morgen zeigt sich freundlicher als angesagt. Nach angeregtem Gespräch brechen wir auf zum Museum. Mittlerweile hat sich der Nova-Scottische Frühling mit Schneeflocken wieder gemeldet. Die Stadt, mit etwa so vielen Einwohner wie Zürich, scheint eine riesige Baustelle zu sein. Darum stecken wir im Stau und Rex sucht einen Weg, das Ziel doch noch zu erreichen. So kommen wir zu einer Stadtrundfahrt. Das Museum ist eindrücklich, beinhaltet eine ganze Anzahl Schiffsmodelle. Hazel entdeckt sogar das Schiff, welches ihre Familie in den 60er Jahren von Schottland nach Neufundland brachte.
Sehr eindrücklich ist die Dokumentation über eine Schiffskollision am 6. Deember 1917, bei der die französische „Mont Blanc“, die mit Chemikalien, Benzol und Sprengstoff beladen war, explodierte und Halifax dem Erdboden(!) gleich machte. Die Detonation war so heftig, dass der rund 520kg schwere Ankerschaft fast 4km und ein Fenster gar 100km weit weggeschleudert wurden. Die Sprengkraft betrug etwa 3 kTonnen, rund das Dreifache der Explosion 2020 im Hafen von Beirut und das 70fache der heute stärksten konventionellen Bombe.
Aber auch die Katastrophe der Titanic wird dokumentiert. Diese ist aber hinlänglich bekannt und bedarf hier keinen weiteren Ausführungen.
Der Besuch der Zitadelle war kurz und windig. Die Aussicht durch neue Hochhäuser getrübt und eine detaillierte Besichtigung nicht möglich.
Am Abend kocht Annette ihr Risotto, das uns allen mundet und wir bleiben noch lange sitzen und tauschen über Gott und die Welt aus.
Sonntag, 13. April 2025 – ein regnerischer Sonntag
Wir haben gut geschlafen und scheinen uns an die veränderte Tageszeit angepasst zu haben. Ein kurzes Frühstück und ein Check der Familien- und Sippenchats lässt uns beruhigt in den Tag starten. Um 10.30 Uhr sind wir pünktlich in der Grace Chapel Church zum „Service“. Heute ist Palmsonntag und verschiedene Personen wedeln mit ihrem Palmenblatt, zum Gedenken an den Einzug von Jesus Christus auf einer Eselin in Jerusalem ein paar Tage vor seiner Kreuzigung. Der Jugendpastor spricht so schnell und mit Akzent, sodass wir nicht alles verstehen und mitbekommen.
Das „seafood chowder“ schmeckt ausgezeichnet und im Gegensatz zum „fish chowder“ sind hier auch noch Schalentiere mitgekocht.
Den regnerischen Nachmittag geniessen wir mit süssem Nichtstun.
Montag, 14. April 2025 – Baloo Ahoi
Heute ist es soweit - wir können Baloo im Hafen von Halifax abholen. Zuerst müssen wir zum Spediteur, dann zum Zoll und von dort zum Hafen. Diese drei Stationen sind über die ganze Stadt verteilt und wir müssen vor 11 Uhr am Hafen sein. Also heisst es früh aufstehen. Rex und Hazel fahren und begleiten uns und wir sind froh um ihre Ortskenntnisse.
Beim Spediteur kommen wir gleich nach einem schweizer Ehepaar an die Reihe. Es reicht nur, um ein paar Worte auszutauschen, dann sitzen wir einer Dame gegenüber, die unsere Papiere studiert. Wir händigen ihr unsere Pässe und den Frachtbrief aus. Dummerweise steht auf dem Frachtbrief Annettes lediger Name ebenfalls darauf, jedoch nicht in ihrem Pass. Die Dame meint, das könnte Probleme am Zoll geben. Sie händigt uns die weiteren Papiere aus und erklärt uns das weitere Vorgehen.
Das schweizer Ehepaar hat auf uns gewartet, sie wollten mit uns ein Taxi teilen. Leider müssen wir ihnen einen Korb geben, da wir mit unserem „eigenen Fahrer“ hier sind. Beim Zoll angekommen, treffen wir wieder zusammen und erfahren, dass sie aus Winterthur kommen, nur gerade 10 km von uns zu Hause entfernt!
Beim Zoll ist das mit dem Namen kein Problem, dafür möchte die Dame einiges anderes von uns wissen.
Anscheinend haben wir alles zu ihrer Zufriedenheit beantwortet, denn sie händigt uns das Papier aus, das wir im Hafen brauchen werden.
Im Hafen lässt uns ein sehr freundlicher und relaxter Mann in den Hafenbereich. Mit einem Auto werden wir zu einer Reihe Campingfahrzeuge gebracht, wo wir Baloo auf Schäden untersuchen können und dann unterschreiben müssen. Alles ist in Ordnung, auch das Dach, das Erich natürlich auch kontrolliert, obwohl die Hafenarbeiterin findet, dass das sehr unüblich ist!
Wir fahren zu Tim Hortons, einem Fastfoodrestaurant, das von einem Canadischen Hockeyspieler gegründet wurde und haben dort einen kleinen Snack. So sind wir auch darin geschult.
Erich und Rex kümmern sich in der Folge um die Gasflasche und das Befüllen des Wassertanks, was wir bei der Kirche machen dürfen und Annette fährt mit Hazel Lebensmittel einkaufen.
Wieder zurück räumen wir Baloo ein. Doch wo verstauen wir alle Sachen, die wir noch im Handgepäck und Koffer haben? Für jedes Teil muss einen Platz gefunden werden.
Nach dem Abendesen haben wir gute Gespräche, bevor wir uns in Baloo zurückziehen und die Nacht auf dem Aussenparkplatz unserer Feunde verbringen.
Dienstag, 15. April – Pat und Ross
Am Morgen räumen wir Baloo ein und machen alles für die Weiterfahrt bereit. Mit Hazel spazieren wir durch die angrenzende Umgebung, die uns an einem Bach entlang durch einen Wald führt. An einer Tanne, die jedes Jahr zu Weihnachten von jemandem geschmückt wird, hängt noch eine vergessen gegangene Christbaumkugel, diese hat den Winter überstanden!
Zum Mittagessen macht uns Hazel Pancakes mit Ahornsirup (typisch kanadisch) und Früchten.
Den Nachmittag chillen wir, bevor es am Abend mit Hazel und Rex und ihrem Pastorenehepaar Pat und Ross zum Blue Elephant geht, wo wir uns in guter Gemeinschaft ein feines thailändisches Essen schmecken lassen. Die Portionen sind riesig und Annette lässt sich den Rest einpacken, was hier durchaus üblich ist.
Pat und Ross wohnten für vier Jahre in der französich sprechenden Schweiz und geben uns eine Menge Tipps für unsere Reise. Am liebsten würde Ross uns begleiten….
Reiseroute

