Canada 3 - Frühling in Nova Scotia

EF • 27. April 2025

Kurz & bündig

  • Abschied
  • Lunenburg
  • die Bäckerei, mmh
  • Mi’kmaq
  • Ostern
  • Erstes Glacé
  • Valleyview
  • Weisse Gesteinsadern
  • zu spät!


Mittwoch, 16. April 2025 – Abschied

Wir verbringen den Morgen im Baloo und haben Hazel und Rex zum Mittagessen bei uns eingeladen. Vorher brauchen wir unbedingt frisches Wasser zum Trinken, das Wasser, aus unserem zu Hause gereinigten Tank, schmeckt wieder abgestanden. Dafür nicht nach Chlor, der Kohlefilter tut hier seinen Dienst ohne murren.

Annette findet noch etliches anderes zum Einkaufen. An der Kasse bedankt sich die Kassiererin bei ihr, dass sie die Lebensmittel selber einpackt, das erleichtere ihr die Arbeit. Annette sagt ihr, dass dies bei uns in der Schweiz selbstverständlich sei.

Zum Mittagessen gibt es Teigwaren alla cinque P. Aber es schmekt mit den hier gekauften Zutaten überhaupt nicht wie zu Hause. Annette ist enttäuscht, doch Hazel und Rex essen brav ihre Teller leer.

Danach geht es ans Abschied nehmen. Wir wurden die letzte Woche nach Strich und Faden verwöhnt und haben eure Gastfreundschaft sehr genossen! Vielen herzlichen Dank Hazel und Rex!

Wir sind schnell startbereit und fahren südwestlich, an der St. Margarets Bay entlang bis Bayswater. Hier gibt es ein zweites Denkmal, das an den Flugzeugabsturz 1998 des Swissairflugs 111 erinnert. Alle Namen der 229 Verunglückten sind hier in Stein gemeisselt. Wir lesen sie alle und machen ganze Familien aus. Überraschenderweise sind nur ganz wenige Schweizer Namen aufgeführt.

Nicht weit von hier liegt die Bayswater Beach, wo wir auf dem Parkplatz über Nacht bleiben werden.

Es ist bedeckt und ziemlich windig, so gehen wir nur kurz an den Strand und arbeiten noch etwas am Computer. Ein kanadisches Wohnmobil aus British Columbia gesellt sich für die Nacht zu uns.

 

Donnerstag, 17. April 2025 - Lunenburg

Wir haben gut geschlafen und die Sonne probiert die Wolken zu vertreiben. Erich muss vor Ostern noch einige Telefonanrufe tätigen. Währenddessen macht Annette bei Ebbe einen Spaziergang am Strand.

Am Mittag fahren wir weiter, dem Ufer entlang nach Mahone Bay. Die Häuser hier sind farbenfroh und meistens bis auf den Schornstein aus Holz gebaut und haben in der Regel nur ein Stockwerk. Viele von ihnen würden von der Grösse her bei uns als Tiny House bezeichnet.

Mahone Bay ist mit seinen drei grossen Kirchen ein herziges, farbenfrohes Dorf. Wir spazieren durch die noch nicht belebten Strassen und kaufen uns im Independent einen z’Vieri, den wir im Womo essen. Weiter geht es nach Lunenburg, wo wir dem Meer entlang zu den Blue Rocks fahren. Die Felsen hier sind mit gelben Algen überzogen und bieten einen speziellen Anblick. Leider kann man nirgens parkieren, also fahren wir wieder dem Meer entlang zurück.

Unser angepeilter Übernachtungsplatz ist mit einem Tor versehen und auch sonst haben wir einige „No Camping“ Schilder gesehen. Es scheint in dieser Gegend nicht einfach zu sein, einen Platz für die Nacht zu finden. Wir suchen das Lunenburg Information Center auf, wo es auch einen Campingplatz hat. Wir finden beides verwaist vor. So stellen wir uns einfach auf einen Platz auf dem Campground und telefonieren sicherheitshalber einer Nummer, die wir im Internet gefunden haben. Dort sagt uns ein Tonband, dass das Infocenter und der Campground geschlossen seien, ja das haben wir auch schon herausgefunden. Wir bleiben hier und harren der Dinge, die da kommen könnten.

Jetz geht’s aber zügig an den Blog, der ist schon lange fällig.

 

Freitag, 18. April 2025 – die Bäckerei, mmh

Wir haben eine ungestörte Nacht hinter uns und die Sonne lacht uns entgegen. Wir fahren zur Akademie von Lunenburg, einem riesigen Gebäude von 1895, das lange als Schulhaus benutzt wurde. Heute beherbergt sie eine Bibliothek und dient als Musikschule. Angrenzend ist die Wiese übersät mit hunderten von Grabsteinen. Hier finden wir Namen wie Zwicker und Schwartz. Lunenburg ist Canadas älteste deutsche Siedlung, in der sich Deutsche, Schweizer und Leute aus Monbéliard, was früher zu Würtemberg gehörte, 1753 ansiedelten. Das Dorf hat eine lange Fischerei- und Schiffbautradition.

An der Uferpromenade steht ein Denkmal, das an die verunglückten Fischer und gesunkenen Boote erinnert. Wir realisieren, wieviele Fischer füher auf dem Meer ihr Leben verloren haben und nicht mehr zurückgekehrt sind. Zum Glück gibt es heute nur noch ein paar Jahre ein Opfer der Seefahrt.

Das schmucke Fischerdorf gehört mit seinen farbenfrohen Holzhäusern zum Unesco Weltkulturerbe.

Beim Mittagessen, am Meerufer geparkt, werden wir von einem kanadischen Ehepaar gefragt, wie wir unser Wohnmobil von Europa hierher transportiert haben. Sie möchten auch gerne einmal eine Reise nach Europa mit ihrem Jeep und Anhänger unternehmen. Sie geben uns noch einige Tipps, was wir hier anschauen könnten, und empfehlen uns eine Bäckerei in La Have. Von ihnen erfahren wir auch, dass die Lunenburg-La Have-Fähre kostenlos ist. So ändern wir spontan unsere geplante Route und fahren dem Meer entlang und mit der Fähre nach La Have, wo wir die herzig eingerichtete Bäckerei besuchen und uns mit Brot und natürlich weiterem Süssem eindecken.

Von dort besuchen wir die empfohlene Crescent Beach, ein langer, schmaler Sandstrand, der das Festland mit einer Insel verbindet.

Die Landschaft erinnert uns mit den vielen „Bay’s“ an die Schären und Seen in Skandinavien. Ebenso die farbigen Holzhäuser und die moorigen Seen.

Von Liverpol aus, stechen wir ins Inland und kommen durch weniger bewohntes Gebiet. An der NS8 finden wir einen Schotterplatz an einem kleinen Fluss, wo wir den Abend und die Nacht verbringen.

Erich nimmt unseren neuen Starlink in Betrieb, der zuerst nicht so recht will, dann aber doch funktionniert und uns unbeschränktes Internet bietet. Das nutzen wir gleich aus und schauen uns den 1. Teil einer Fernsehserie an.

 

Samstag, 19. April 2025 – Mi’kmaq

Heute ist es regnerisch, doch am Nachmittag sollte es trocken sein. Wir verlassen unseren Platz an dem lauschigen, kleinen Fluss und fahren in den Kejimkujik Nationalpark. Obwohl er geschlossen ist, steht die Ampel beim Eingang auf grün und wir fahren zum Visitor Center. Auch hier sind die Türen verschlossen und so beschliessen wir, einfach in den Park zu fahren. Vereinzelt begegnen wir anderen Autos, was unser Gewissen beruhigt. Auf einer grossen, geteerten Strasse fahren wir bis Merrymakedge, was aus der Sprache der Mi’kmaq stammt, die in dieser Region ursprünglich heimisch waren und heute zu den «First Nations» zählen.

Hier gibt es einen Sandstand mit Picknickplatz und ein Restaurant. Baden ist erlaubt und so wird es im Sommer einiges an Volk hier haben.

Wir machen eine Wanderung durch den Wald, dessen Laubbäume immer noch kahl sind. Der Wald ist so dicht, dass wir nichts anderes sehen. Irgendwann machen wir kehrt, da wir unser Handy nicht dabeihaben und uns nicht orientieren können. Wir fahren noch zu weiteren Aussichtspunkten aber ausser Wald und einem Fluss sehen wir nichts, können aber das Hämmern eines Spechts hören. Leider keine Bären, Elche oder Hirsche.

Wir fahren aus dem Park hinaus, nicht weit bis zum Four Mile Stillwater trail, einem herzigen Platz an einem Moorsee. Annette kocht Lasagne im Omnia-Ofen und wir lassen den Abend friedlich ausklingen.

 

Sonntag, 20. April - Ostern

Heute ist Ostersonntag und es regnet wieder. Wir hören uns eine Predigt an und beschliessen, heute an diesem ruhigen Ort zu bleiben. Am Nachmittag kommt die Sonne hervor, aber es geht ein steifer Wind. Wir vertreten uns ein bisschen die Beine und spazieren dem Ufer entlang durch den Wald. Über uns rauscht und ächzt es in den Baumkronen und unter uns federt der moosige Waldboden unsere Schritte ab.

Wieder zurück kopiert Erich unseren alte Blog in ein neues Format, da wir beim Alten bereits zwar unbeschränkte Seiten machen können, die Anzahl der hochgeladenen Fotos aber plötzlich beschränkt ist. Das ist eine aufwändige Sisiphus-Arbeit, denn Annette muss zuerst mal die publizierten Fotos wieder aus unserem grossen Fundus extrahieren.

 

Montag, 21. April – Erstes Glacé

Am Morgen machen wir uns bei sonnigem Wetter startklar. Dave fährt mit seinem Auto auf den Platz und hält einen Schwatz mit Erich. Er ist ein pensionierter Fischer und möchte wissen, woher wir kommen und ob es uns hier gefällt. Natürlich gefällt es uns!

Auf dem Weg nach Digby, wieder in die Zivilisation, füllen wir bei einer Quelle unseren Wassertank auf.

In Digby, an der Bay of Fundy sind die Gezeiten besonders ausgeprägt. Wir parkieren vor einem Wohnmobil mit St. Galler Autonummer und spazieren an der Waterfront bis ins Dorf, wo wir uns mit Blick auf den Fischereihafen in zwei blaue Stühle setzen und die Sonnenstrahlen uns wärmen.

Wir schlendern bis zum Hafen, wo wir zuschauen können, wie die Fischkutter vor dem Auslaufen Eis bunkern, um ihren Fang zu kühlen.

Auf dem Rückweg machen gibt es einen Halt in Ava’s Eisdiele und setzen uns danach wieder mit den Süssigkeiten auf «unsere» Stühle mit Blick auf den Hafen.

Dann geht’s mit Baloo hinauf zum Point Prim, wo ein Leuchtturm über felsigen Klippen trohnt. Wir klettern auf den Felsen herum und schauen den Fischerbooten beim Vorbeisegeln zu.

Eigentlich wollten wir beim Infocenter übernachten, aber dort gibt es Verbotsschilder. Da der Campingplatz aber noch geschlossen ist, bleiben wir trotzdem dort und sind weit und breit das einzige Fahrzeug.

 

Dienstag, 22. April 2025 – Valleyview

Heute ist wieder Regen angesagt. Erich benutzt das trübe Wetter, um zu arbeiten. Am Mittag kommen etliche Autos auf den Parkplatz, um hier die Mittagspause zu verbringen. Wir beobachten zwei Frauen, die mit ihren Autos jeweils so geparkt haben, dass sie über das Fahrerfenster miteinander sprechen können. Währenddessen lassen sie sich das Mittagessen schmecken. Nach gut einer halben Stunde leert sich der Parkplatz wieder.

Auch wir denken ans Aufbrechen, fahren auf der NS 101, neben der zwei Rehe grasen, bis nach Annapolis und von Bridgewater über die Hügelkette wieder ans Meer. Unterwegs machen wir beim Valleyview Provincial Park Halt. Der Eingang ist mir einer Schranke geschlossen. So gehen wir einige Schritte zu Fuss und schauen, ob wir etwas von der „Valleyview“ erhaschen können. Der Wald ist aber so dicht, dass wir niergends ins Tal hinunterschauen können. Der wiederkehrende Regen lässt unseren Ausflug hier eher kurz ausfallen.

Wir fahren noch bis Hampton, wo wir bei einem kleinen Fischereihafen auf einem Kiesplatz zwischen Hafen und Strand stehen. Der strenge Geruch nach Fisch und faulen Eiern, lässt uns zuerst im Internet nach einem anderen Platz suchen. Doch diese gibt es nicht wie Sand am Meer, darum beschliessen wir, hier zu bleiben. Unsere Lüftung filtert den Geruch und als die Flut kommt, verschwindet er fast ganz.

Am Holzpier können wir super die Gezeiten verfolgen, die hier etwa 6.5 Meter Unterschied ausmachen.

 

Mittwoch, 23. April 2025 – Weisse Gesteinsadern

Um 5.45 Uhr hört Annette ein Geräusch und schaut durch einen kleinen Spalt nach draussen. Im Hafen ist ein Fischerboot angekommen und löscht im Scheinwerferlicht die Ladung. Mit einem Kranen werden die vollen Fischkörbe in ein Auto geladen.

Bei Tageslicht kommt nochmals ein Lastwagen, der Fische auflädt. Zum Teil werden die Fische noch vor Ort ausgenommen oder zurechtgeschnitten.

Das Boot, das vorher noch im Wasser schwamm, senkt sich plötzlich auf ein Gestell, die Leinen, die vorher noch Spiel hatten, sind angespannt und plötzlich ist es ringsum trocken. Mit der Ebbe kommt auch der üble Geruch wieder zurück und so machen wir uns nach dem Mittagessen auf den Weg nordostwärts nach Magaretsville. Der direkteste Weg führt uns über unbefestigte Forststrassen. Da diese mit etlichen Schlaglöchern gespickt sind, ist es nicht der schnellste Weg und Baloo bekommt seinen Dreck ab.

Margaretsville ist ein herzig kleines Fischerdorf mit Leuchtturm, Kunstgallery und kleinem Pier. Da gerade Ebbe ist, können wir über den sehr steinigen Strand den Klippen entlang zu zwei Wasserfällen wandern. Wir brauchen viel Zeit und gutes Gleichgewicht, um über die Steine zu balancieren.

Langsam ziehen wieder Wolken auf. Wir fahren weiter nach Morden, wo das „French Cross“ steht. Ein Steinkreuz, das an die 300 Akadier (Nachkommen französischer Siedler) aus Belle-Isle erinnert, die hier 1755/56 Zuflucht vor ihrer Deportation (von den Briten) gesucht haben. Weniger als ein Drittel von ihnen hat den strengen Winter überlebt. Mit Hilfe der Mi’kmaq konnten sie sich nach Quebec retten.

Wir klettern erneut auf den Steinen am Strand herum und finden ausgewaschene Felsen mit kleinen Tümpeln und interessante weisse Gesteinsadern in den schwarzen Felsen.

In Forest Hill, mit Blick über Minas Basin, schlagen wir auf einem Waldparkplatz unser Nachtlager auf. Ein älteres Ehepaar aus den Niederlanden leistet uns mit ihrem Carthago Gesellschaft. In einem Gespräch (woher, wohin, wie lange…) erzählen sie uns, dass sie sich neue Akkus für ihr e-Bikes nach Kanada senden liessen, da man keine so grossen Akkus weder verschiffen noch im Flugzeug transportieren darf. Ihre Testfahrt ging dann zufriedenstellend aus.

 

Donnerstag, 24. April 205 – zu spät!

Wir sind schon früh startklar, aber schlussendlich sind wir doch zu spät in Truro, um den Niedrigststand der Ebbe, am Anfang der Bay of Fundy, zu beobachten. Hier beim Übergang des Meeres in den Salmon River entsteht etwa eine halbe Stunde nach Ebbe eine Gezeitenwelle, die isich die Flussmündung hinaufbewegt. Da das nur etwa alle 12.5 Stunden passiert, können wir das für heute vergessen.

Wir bleiben trotzdem noch bis zum Abend hier, befriedigen unseren Spieltrieb mit den Instrumenten und dem Bagger auf dem Spielplatz und beobachten, wie das Wasser im Fluss zurück geht.

Für die Nacht suchen wir in der Nähe ein ruhigeres Plätzchen. Morgen um 10.43 Uhr wird die nächste Flutwelle erwartet. Die Gezeiten sind hier so unterschiedlich wie sonst nirgends auf der Welt. 1975 wurde ein Rekord von 16 Metern Unterschied gemessen. Abhängig von der Sonnen- und Mondkonstellation werden heute noch bis zu 15 Meter Unterschied gemessen.

Nach einem bewölkten Tag werden wir mit einem schönen Sonnenuntergang beschenkt.

 


Reiseroute


von EF 19. April 2025
Die Spannung ist seit Tagen schier unerträglich gestiegen und heute geht es wirklich auf unsere grosse Reise nach Nordamerika. Der Abschied fällt tränenreich aus, planen wir doch erst in acht Monaten wieder nach Hause zu kommen. Eigentlich wollen wir mit den ÖV zum Flughafen fahren aber eine liebe Nachbarin bietet an, uns dorthin zu bringen. Wir nehmen ihr Angebot sehr gerne an, da wir
von EF 18. April 2025
Die letzte Optimierung fand bereits am Freitag statt. Seitdem wir den Goldwassertank in Betrieb haben, wackelt unsere TTT (TrockenTrennToilette) nach vorne und hinten, je nachdem, wie man sein Gewicht drauf verlagert.
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