Baloo
Montag, 2. August 2021
Nach der Erinnerungsfeier vom Urknall im August 1291 gehen wir noch „schnell“ nach Hause, um Wäsche zu waschen, Rechnungen zu zahlen und ein europäisches Covid Formular auszudrucken, das für Italien obligatorisch ist.
Gegen Mittag nehmen wir den Weg gegen Süden unter die Räder. Die Routen über den Gotthard und den San Bernardino sind mit Stau gespickt. Da wir unseren „Auffahrkeil“ in Freienbach vergessen haben, verbinden wir das Nötige mit dem Gemütlichen und nehmen noch ein Bad im See. Damit ist auch die Route über das Bündnerland vorgegeben, mittlerweile hat sich der Stau vor dem Walensee aufgelöst. Wir nehmen die „Viamala“ und zweigen dann auf den Splügenpass ab. Wir kriechen Spitzkehre um Spitzkehre den Berg hinauf, Fahrer und Fahrzeug machen ihre Sache gut. Die Bergwelt hier ist nicht zu vergleichen mit den Vogesen, wo wir vorher waren, dies ist schon eine andere Liga. Auf der anderen, italienischen Seite geht es wieder Spitzkehre um Spitzkehre hinunter bis Montespluga auf 1900m.ü.M, wo wir uns auf den Stellplatz beim Stausee stellen. Hier gibt es etwa 20 Häuser, davon drei Restaurants. Im Internet haben wir gelesen, dass hier noch neun Leute wohnen sollen, was wir nicht so recht glauben können, denn es gibt drei Restaurants und in einem sind schon acht Personen.
Wir möchten in der „Albergo della Posta“ zu Abend essen und sind um halb sieben dort. Das Resti öffnet aber erst um 19.30 Uhr. Wir überbrücken die Zeit mit einem Drink an der Bar. Danach geniessen wir Primi Piatti, Secondo Piatti und Dolce bevor wir müde und satt zurück zum Womo schleichen.
Dienstag, 3. August 2021
Es regnet und ist auf 1900 Meter ü.M. mit 6 Grad schön frisch. So kommt auch im August unsere Heizung noch zum Zug. Wir studieren das Wetter und kommen zum Schluss, dass wir etwa bis Florenz müssen, um der Regenfront nächster Woche zu entgehen. Bis Chiavenna geht es nochmals unzählige, enge Serpentinen hinunter. Wir wollen heute noch bis Cremona gelangen. Als wir uns der Stadt nähern, sehen wir auf einem Wegweiser, dass noch 44 Kilometer vor uns liegen. Nach einer Weile der nächste Wegweiser, der 50 Kilometer anzeigt. Wir schauen uns an, wie kann das sein? (Zu) kurze Zeit später sind es dann doch nur noch 33 Kilometer, viva Italia! Da sind wohl ein paar Schilder durcheinander gebracht worden… In Cremona haben wir bereits 30°C, 24°C mehr als heute Morgen! Gegen Abend gehen wir in die Stadt, wo eine angenehme Brise weht. Cremona ist bekannt für seine Geigen, wie Stradivari, Amati und Guarneri. Wir schauen uns den Dom, den Glockenturm Torrazzo, den Palazzo del Comune und die Taufkapelle von aussen an und schlendern über die Piazza Comune, die Piazza Stradivari und die Piazza del Pace. Natürlich darf auch ein Gelati nicht fehlen, das wir bei einer Gelateria auf dem Platz geniessen.
Wir übernachten auf einem grossen Parkplatz am Rande der Stadt, nahe des Po’s. Hier hat es einen Abenteuer-Park, aber grosse tote Hose.
Mittwoch, 4. August 2021
Wir spazieren dem Po entlang und sehen dabei drei Hasen oder ist es immer derselbe?
30°C sind dann doch etwas zu heiss für uns, darum fahren wir in die Apenninen nach Castelnovo ne‘ Monti. Hier ist ein bekannter Kletterhotspot und wir sehen einige, die sich an dem grossen, imposanten Felsen nach oben bewegen. Wir wandern am Fusse des Felsens, müssen aber wegen unseres nicht so ganz passenden Schuhwerkes nach 30 Minuten wieder umkehren. Im Restaurant sitzen wir noch etwas draussen und probieren ein Tiramisu fato a casa.
Am Abend kommt ein starker Wind auf, sodass wir uns nicht getrauen, die Fenster offen zu lassen. Ein herrlicher Ausblick über die Landschaft und auf das Abendrot belohnt unsere Fahrt hierher. Wir haben drei € investiert und dürfen daher bis genau 10:50 Uhr am nächsten Tag hier stehen.
Donnerstag, 5. August 2021
Die Nacht war dann doch sehr ruhig und wir haben lange geschlafen. Im Morgenlicht sind die Farben des Felsens noch intensiver!
Gegen Mittag fahren wir weiter. Wir wollen zum Castello di Montecuccolo. Der Weg dorthin gestaltet sich sehr abenteuerlich. Unser Navi nimmt wieder einmal eine Abkürzung, ein schmales, italienisches Strässchen, das gerade so breit ist, wie unser Auto, der Belag kommt nahe an „offroad“ heran. Annette schwitz wieder einmal Blut. Zum Glück kommt uns niemand entgegen! Als das geschafft ist, stehen wir nach einiger Zeit vor einer Höhenbeschränkung von 3 Metern in der Nähe eines kleinen Wald- und Wiesenflughafens. Über der Höhenbeschränkung hat es dann auch ein „Achtung Flugzeug“ Schild. Wir suchen die Strecke auf Google Earth ab und finden keine Brücke, Unterführung oder sonstiges, was die Höhenbeschränkung rechtfertigen würde. Erich sieht dann aber, dass auf der anderen Seite des Flughafens ebenfalls eine Beschränkungstafel auf 3 Meter Höhe steht. Da haben die Italiener tatsächlich wegen der Nähe zur Flugpiste die Höhe der Autos auf 3 Meter begrenzt! Und da wir Schweizer sind, suchen wir eine Umfahrung und respektieren diese Tafel, logisch.
Beim Castello di Montecuccolo haben wir eine super Aussicht auf die Apenninen. Wir bezahlen die 5 € für den Eintritt ins Castello, wo man einige Räume mit Bildern, ausgestopften Tieren und Miniaturszenen in Häusern besichtigen kann.
Gegen Abend leert sich der Parkplatz und wir nehmen unseren Gasgrill hervor und essen draussen unsere Grillade.
Freitag, 6. August 2021
Es ist schon wieder ordentlich heiss und wir fahren wieder über die Mittagszeit, sodass wir das Auto kühlen können.
In Monteso finden wir eine Camper Area, wo wir kostenlos Ver- und Entsorgen können. Der Platz ist schon mit Italienern überbelegt, einer Frau scheint nicht zu gefallen, dass wir in ihr Königreich eindringen. Aber wir gehen dann nach 40l Frischwasser und 80lt Grauwasser ja wieder.
Eigentlich wollten wir an den Lago di Brasimone aber der ist bereits gut frequentiert und auf den Stellplatz dort wollen wir nicht, da die Schattenplätze besetzt sind und sonnenseitig schwer abfällt. Nach dem täglichen Gelati fahren wir weiter. Bei Castiglione dei Pepoli machen wir kurz Halt und schauen uns die Altstadt und die Kirche an. Für Erich kaufen wir einen Sonnenhut.
Von hier geht es nicht mehr weit zum Lago di Santa Maria. Unser Navi führt uns in ein Strässchen hinein, das immer schmaler und steiler wird. Wir sind verunsichert und fragen einen Einheimischen, ob wir da durchkommen. Er meint, von der Breite her sollte es gehen aber es sei sehr steil! Erich schaltet den 4x4 und die Untersetzung ein und auch diese Herausforderung meistern wir. Wir werden mit einem schönen Platz am Stausee belohnt, wo wir direkt am Ufer stehen und draussen sitzen können.
Samstag, 7. August 2021
Der Morgen ist mit 20°C angenehm und wir geniessen das Frühstück auf dem Steg. Der Besuch der Carabinieri (ui, tönt ja wie ein Krimititel) stört uns nicht, sie machen auch nur kurz halt und treten dann den Rückzug an. Möglicherweise haben sie uns gar nicht bemerkt, denn campieren ausserhalb der offiziellen Camping- und Stellplätze ist in Italien eigentlich nicht erlaubt. Eigentlich. Je nach Ort und Laune wird es jedoch toleriert. Wir wollen aber nichts riskieren und beschliessen, diesen Platz heute noch zu verlassen, falls die Carabinieri nochmals nachschauen sollten.
Jetzt ist es Zeit, die Homepage nachzuführen, damit unsere Millionen Follower wieder befriedigt werden können. Nachher brechen wir auf zu einem Platz in einem einsamen Wald an einem erfrischenden Bächlein, den wir hoffentlich innerhalb einer Stunde nach dem Wocheneinkauf erreichen werden.
Diese Stunde wird immer länger. Das Navi nimmt wieder einmal den kürzesten Weg und führt uns steile und enge Strässchen hinunter und wieder hinauf. Die heikelste Passage ist aber eine Brücke, die mit einer Durchfahrbreite von 2.30 m und einem Gewicht von 10 t angegeben ist. Erich schaut sich zuerst die Brückenkonstruktion an, denn 10 t Tragfähigkeit für diese Brücke finden wir gar etwas optimistisch. Dazu kommt, dass wir wegen einer Biegung vor der Brücke, diese nicht gerade anfahren können, was mit einer Fahrzeuglänge von 6.60 m den Schwierigkeitsgrad noch erhöht. Annette steigt aus und weist Erich auf die Brücke, das ist Millimeterarbeit! Bei der Durchfahrt hat es auf jeder Seite des Fahrzeuges Maximal 5 cm vorig! Geschafft!
Als wir bei unserem einsamen Platz ankommen, steht schon ein VW Touran mit deutschen Kennzeichen dort. Wir fragen, ob es ihnen etwas ausmacht, wenn wir auch hier bleiben. Nein, tut es nicht. Nach dem Znacht setzten wir uns nach draussen an das Bächlein, bis es frisch wird und die Mücken kommen.
Sonntag, 8. August 2021
Die zwei deutschen Frauen verlassen den Platz und fahren weiter. Doch wir bleiben nicht lange allein, zuerst gesellt sich ein holländisches Paar mit Kleinkind zu uns, danach eine italienische Familie, die zuerst einmal Bier, Wein und den Champagner, samt Wassermelone im Bach kühlstellt. Der Campingtisch wird natürlich mit einem weissem Tischtuch bedeckt und auch die Musik und der Liegestuhl dürfen nicht fehlen. Im Verlauf des Tages gesellen sich noch zwei französische Familien mit Camper dazu. Am Abend stehen wir summa summarum zu fünft am Bächlein. Dieser Platz ist seit letztem diesem Juli (also knapp einen Monat) in einer Camping-App zu finden und wurde dort als einsames Plätzchen beschrieben! Das wirft bei uns wieder einmal die Frage nach Sinn und Unsinn solcher App’s auf, obwohl wir auch rege Nutzer davon sind.
Der Platz ist wunderschön im Wald gelegen, wir sitzen den ganzen Tag draussen und können uns im Bach die Füsse kühlen. Am Abend grillieren wir und essen am rauschenden Bächlein.
Montag, 9. August 2021
Es ist Montag und Erich’s Telefon meldet sich wieder. Er muss noch ein paar Dinge am Computer erledigen, während Annette nach Campingplätzen sucht. Das ist in der Hochsaison nicht ganz einfach. In dieser Gegend wird es diese Woche über 30 Grad heiss, wir wollen wieder etwas nordwärts und die heissen Tage an einem Pool verbringen.
Gegen Mittag verlassen wir den Platz und verabschieden uns von den anderen Campern. Wir fahren wieder einmal durch die Appeninen, bergab und bergauf und kommen an einem stillgelegten Steinbruch vorbei, den wir fotografisch festhalten wollen und nehmen dazu ein kleines Strässchen, das zu einer Stadt ganz oben auf dem Hügel führt. Dort könnte man doch auch hin! Doch leider gibt es hier viele tiefhängende Äste, sodass unser Baloo ziemlich zerkratzt wird. Irgendwann, als dann ein Lastwagenverbot kommt, geben wir auf und kehren auf unsere ursprüngliche Route zurück.
Wir fahren bis Colle Aginaia, nördlich von Pisa, an den Fluss Serchio, wo wir auf einem grossen Kiesbett mit einigen anderen Campern stehen. Leider ist dieser Platz nicht so lauschig, wie in der App beschrieben. Doch weil es heiss ist, geht Erich trotzdem baden.
Am Abend gehen wir in eine Pizzeria und bestellen unsere erste Pizza in Italien! Davor müssen wir aber unser Covid Zertifikat zeigen, sonst dürfen wir nicht ins Restaurant.
Dienstag, 10. August 2021
Erich muss am Morgen noch etwas arbeiten. Annette sitzt draussen im Schatten des Womos und kommt mit dem österreichischen Pärchen ins Gespräch, die mit einem Diaca unterwegs sind. Sie warten auf ihren Renault Master, den sie selber ausbauen werden. Er ist Tischler von Beruf und ist am Ideen sammeln. Also gibt es auch wieder eine Führung im Baloo. Nachher fahren sie einkaufen und fragen, ob sie etwas mitbringen sollen. Wir bestellen ein 6-er Pack Mineralwasser. Inzwischen gibt es vom Womo keinen Schatten mehr und wir montieren unsere Markise. Erich geht nochmals im Fluss baden. Als wir unser Mineralwasser haben und den Österreichern eine Dose Mais als Köder zum Forellen fischen überlassen haben, verabschieden wir uns, auch von den zwei jungen Italienern mit ihren Hunden.
Wir fahren zum Fortezza Verrucole Archeopark in Verrucole auf 660 m.ü.M.. Erich hat im Internet gesehen, dass heute dort ein Event mit Fackeln, Lichtshow und Theater stattfindet. Wir wandern den steilen Weg bis zur Burg hoch, wo man uns sagt, dass der Event bereits ausverkauft ist. Macht nichts, dann gehen wir nochmals auswärts essen. Für 32 Euro bekommen wir je einen gemischten Salat, eine Pizza, ein Dessert und eine Flasche Wasser. Auch hier müssen wir unser Zertifikat zeigen, es wird aber nicht gescannt, nur kurz angeschaut. Auch mit dem Maskentragen nehmen es die Italiener nicht so genau. Die Nase bleibt meistens frei, damit man besser atmen kann und wenn man mit jemandem spricht, zieht man den Mundschutz ganz hinunter, damit man besser verstanden wird. Das haben wir jetzt schon einige Male beobachtet, viva Italia!
Mittwoch, 11. August 2021
Es ist schon früh sehr heiss. Wir sind pünktlich um 10 Uhr oben bei der Burg und können uns für 4 Euro pro Person frei darin bewegen (ohne Museum, da hier die Führung nur in Italienisch stattfindet). Von hier oben hat man einen schönen Weitblick über die Hügel und die höheren Berge. Man kann sich den Garten anschauen, den Brunnen und eine acht Meter hohe Steinschleuder. Nach einer guten Stunde in der Hitze haben wir die Burg gesehen.
Wir wollen wieder in die Höhe. Da es mit dem Campingplatz nicht geklappt hat, weil alle ausgebucht sind, geben wir einen Stellplatz an einem See in den Bergen ein. Auf dem Weg dorthin sehen wir einen Wegweiser zu einer Grotte in Equi. Da dies kein grosser Umweg ist, programmieren wir das Navi um. Noch bevor wir unsere angestammte Route verlassen, stehen wir unvermittelt vor einer Brücke mit der Gewichtsbeschränkung von 3.5 Tonnen. Wir haben zuvor nirgends eine solche Tafel gesehen und diese da, scheint brandneu zu sein. Erich schaut sich die Brücke von aussen einmal an. In der Zwischenzeit kommen zwei Carabinieri in einem Auto und stellen sich gleich neben der Brücke auf. Erich geht kurzentschlossen zu ihnen hinüber und fragt, welchen Weg wir nehmen könnten. Sie empfehlen uns den Weg nach Fivizzano zu nehmen. Dieser Weg ist zwar sehr schmal aber landschaftlich noch ganz schön. Als wir dann zur Grotte abbiegen wollen, gibt es wieder eine Gewichtsbeschränkung, wo die 7 der 7,5to Beschränkung mit einer 3 überklebt wurde! Also wieder nichts für uns! Wir nehmen die nächste Strasse, die auch zur Grotte führt und werden auch da wieder ausgebremst, diesmal mit einer Höhenbeschränkung von 3.3 Meter! Irgendwie nicht unser Tag heute, die Grotte will uns nicht! Wir lassen also die chrotten Grotte links liegen und machen uns wieder auf den Weg zum See. Es ist nicht schwer zu erraten, was jetzt kommt: wieder eine Höhenbeschränkung von 3.3 Meter! Aber diesmal stehen wir direkt vor dem Torbogen, der uns doch einiges höher erscheint und wir fahren mit unseren 3.48 Metern locker unten durch! Wäre es wohl bei der Grotte doch auch gegangen? Wir wollen das nicht mehr nachprüfen.
Da wir schon zwei Stunden unterwegs sind, möchten wir eine Strecke von La Spezia Richtung Genua auf der Autobahn zurücklegen. Unser Navi lotst uns durch die Stadt La Spezia durch enge Wohnstrassen mit beidseits geparkten Autos, da werden unsere Nerven ganz schön strapaziert. Auf der Autobahn werden wir dann mit einer schönen Landschaft und dem Blick zum Meer wieder etwas milder gestimmt. Nach 35 km und 4.90 Euro leichter verlassen wir die Autobahn und fahren wieder in die Berge hinauf. Das Thermometer klettert von 36°Grad langsam wieder hinunter, verharrt dann aber auf 29°Grad. Unser Navi möchte uns über eine enge Strasse zum See schicken. Ein Fahrverbot zum Stausee gibts gratis dazu. Wir erfahren aber, dass eine Bewilligung möglich ist und in einer Bar im Dorf für ein paar Euro abgeholt werden kann. Nur, dieses Dorf liegt schon einige Serpentinen hinter uns. Da wir das Vertrauen in unser Navi heute etwas verloren haben und keine andere Strasse zum See finden, fahren wir auf der breiten Strasse weiter bis zu einem Picknickplatz auf dem Passo della Forcella. Hier essen wir Znacht und Erich lässt die Drohne steigen. Eine Familie, die hier kurz ihren Hund rauslässt, interessiert sich für die Drohne, Erich zeigt ihnen, was man mit ihr machen kann und sie sind begeistert von den Fotos und bedanken sich sehr.
Donnerstag, 12. August 2021
Wir haben auf der Passhöhe auf 870 m.ü.M. gut geschlafen, es war mit 13°Grad angenehm kühl in der Nacht. Der Himmel war klar und machte den Blick frei auf eine unzählbare Schar Sterne.
Am Morgen sind bei herrlichem Sonnenschein bereits einige Töff- und Velofahrer unterwegs, auch kommen drei Carabinieri mit ihren Jeep und parkieren neben uns (Jeep ist nun auch in Italien erlaubt, seit sie mit Fiat in der Stellantis Group verheiratet sind). Sie ziehen ihre kugelsicheren Westen an und machen eine Verkehrskontrolle. Vor allem Lastwagen werden angehalten, diese sind nicht immer in gutem Zustand und auch die Fracht ist oft nicht richtig gesichert!
Wir fahren schon früh weiter, denn wir wollen heute ins Aostatal, der Hitze entfliehen. Es dauert gut zwei Stunden, bis wir die 53 Kilometer zur Autobahn geschafft haben. Die nächsten 199 Kilometer legen wir in einem ungewohnt schnellen Tempo zurück. Unser Ziel ist ein Stellplatz auf 1200 Meter ü.M. am Nationalpark Mont Avic. Diesen Platz müssen wir uns zuerst mit einer steilen, engen Strasse und unzähligen Haarnadelkurven verdienen. Wir klettern auf diesen 8 Kilometern, knapp 1000 Höhenmeter hinauf! Dafür ist die Aussicht oben umso gewaltiger! Und es ist auch einige Grade kühler. Wir sitzen draussen vor dem grandiosen Bergpanorama und erholen uns von der Fahrt.
Gegen 21 Uhr kommt urplötzlich ein heftiges Gewitter auf, zum Teil mit kleinen Hagelkörnern. Ein Blitz jagt den anderen und der Donner erschüttert unseren Baloo. Ein spezielles Schauspiel. Nach zwei Stunden ist der ganze Spuk wieder vorbei.
Freitag, 13. August 2021
Heute gibt es wieder strahlenden Sonnenschein. Am Mittag machen wir uns auf auf eine Wanderung in den Nationalpark des Mont Avic. Zuerst holen wir im Infozentrum eine fast brauchbare Wanderkarte und dann geht’s los. Nach etwa zwei Stunden klettern wir vom Wanderweg hinunter an den Gebirgsbach und baden unsere Füsse im klaren Nass. Nach unserem Picknick treten wir den Rückweg an und nehmen einen anderen Weg zurück, der recht steil ist und in die Beine geht.
Zurück beim Womo sitzen wir draussen und Erich probiert noch einige Features seiner Drohne aus. Dann ist es Homepagezeit. Da Nachts der Himmel dunkel und klar ist, geniesst Erich bis in den Samstag hinein die Sternenpracht und die Milchstrasse. Die grunzenden Wildschweine verscheucht er mit der Stirnlampe und macht vom Himmel ein paar Bilder, auch wenn das Objektiv dafür nicht ganz geeignet ist. Die Nacht verbringt der Notebook mit analysieren und reparieren einer Speicherkarte, was hoffentlich von Erfolgt gekrönt sein wird.
Samstag, 14. August 2021
Heute verlassen wir diesen herrlichen Platz und fahren wieder ins Tal hinunter.
Nach dem Einkaufen schauen wir uns die Altstadt von Aosta an, nicht wirklich weltbewegend und zum Teil renovationsbedürftig. Auf der Piazza hat es ein riesiges Zelt voller Spiele, GiocAosta genannt, und um die Piazza reiht sich ein Tisch an den anderen, die voller Leute sind, die sich mit den Spielen vergnügen. Im Zelt kann man sich wieder mit einem neuen Spiel eindecken. Wir finden diese Idee super, die bei 36°Grad so viel Leute zusammen zum Spielen zusammen bringt. Wir schauen uns den Dom an und essen auf der Piazza das obligate Gelati.
Danach fahren wir den grossen Sankt Bernhard 1400 Höhenmeter hinauf, kaufen unterwegs ein paar Salamis und Käse und stellen uns auf einen Parkplatz bei einer Besenbeiz, wo wir eine Polenta mit Würsten, respektive Pilz essen. Zum Dessert bekommt Erich einen super feinen Schokoladenkuchen, Annette ein Pannacotta.
Fast haben wir erbarmen mit den Autofahrern, die im Stau warten, bis sie die Tunnelgebühr entrichten können. Dabei ist es über den Pass viel schöner! Wir übernachten auf dem Parkplatz auf 1900 m.ü.M.
Sonntag, 15. August 2021
Wir fahren den grossen St. Bernhard noch ganz hinauf und finden nur mit Mühe einen Parkplatz auf der Passhöhe, um uns die Beine etwas zu vertreten. Da wir auf einem Busparkplatz stehen und der Ansturm auch rundherum gross ist, machen wir uns bald wieder auf zum nahegelegenen Stausee.
Wir kommen schon früh am Lac des Toules an, wo schon einige Wohnmobile stehen. Wir stehen neben einer Familie aus dem Wallis und geniessen die Sonne vor dem Womo. Da es windig ist, gibt Annette unseren Drachen dem Sohn unserer Nachbarn, doch der Wind lässt fast augenblicklich nach. Doch der Sohn hat trotzdem Spass und bedankt sich herzlich. Der Hund hat weniger Spass, dass er alleine im Wohnmobil sein muss, währenddem sich die Familie am Essensstand wohltut, schmeisst ein Wasserbehälter um und erschrickt selbst gewaltig, als er die Hupe vom Fiat drückt.
Montag, 16. August 2021
In der Nacht hat es geregnet, doch nun scheint die Sonne wieder. Vom Tal ziehen gemäschlich Wolkenschwaden herauf. Wir fahren durch ins Tal hinunter, wo wir dann unter der Wolkendecke sind. Auf dem Weg bringt sich noch ein Murmeltier vor uns in Sicherheit und beobachtet uns aus einer Felsspalte heraus.
Wir fahren den typischen, steilen, Walliser Weinbergen entlang bis nach Sitten, wo wir uns die Altstadt anschauen. Wir müssen uns etwas beeilen, denn wir haben auf 14.30 Uhr eine Tour beim unterirdischen See in Sankt Léonard gebucht. Dieser zählt mit seinen 300m Länge zu den grössten seiner Art in Europa. Wir besteigen ein Boot und schaukeln mit 20 anderen Personen in die Grotte hinein. Unsere Führerin erzählt von der Entstehung und Entdeckung der Grotte und dass sie Forellen in dem See angesiedelt hätten. Das seien die einzigen Fische, die kein Tageslicht bräuchten. Durch die Fische können sie die Wasserqualität beobachten, die Fische können sich aber nicht vermehren, weil es ein stehendes Gewässer ist. Ganz zuhinterst in der Grotte reift der Wein im Fass bei konstanter Temperatur und Feuchtigkeit vor sich hin, um dann am jährlichen Dorffest die Gaumen zu erfreuen.
Wegen verschiedenen Bauarbeiten müssen wir uns unseren Übernachtungsplatz wieder einmal verdienen und fahren einige Kilometer Umweg bis nach Oberems. Hier können wir auf einem Parkplatz in der schönen Bergwelt des Wallis übernachten. Wir vertreten uns noch etwas die Beine und verbringen den frischen Abend im Baloo.
Dienstag, 17. August 2021
Am Morgen ist Erich mit dem Kundendienst seiner „GoPro“ am e-mail. Jedes Mal, wenn die GoPro neu gestartet wird, muss das Datum wieder eingegeben werden, das nervt ziemlich. Das Problem ist bekannt und anderen Usern, die dieses Problem hatten, wurde die GoPro ersetzt.
Da das Internet am Ort nur sehr langsam ist und immer wieder ausfällt, muss Erich sich immer wieder anmelden und hat diverse Kundenberater im Chat. Es dauert den ganzen Vormittag, bis er per mail Unterlagen bekommt, die er ausfüllen muss und zusammen mit der GoPro einsenden kann.
Am frühen Nachmittag kommt eine Frau und fragt uns, ob wir hier campieren. Sie sei Gemeinderätin von Oberems und wurde auf uns angesetzt. Sie hätten beobachtet, dass seit einiger Zeit immer mehr Camper auf diesem Parkplatz stehen und das störe die Bevölkerung von Oberems. Wir sagen ihr, dass wir ein Parkticket für 24 Stunden gelöst hätten und dass wir den Platz in einer App gefunden haben. Sie ist sehr an der App interessiert, damit sie dies im Gemeinderat besprechen kann. Wir hatten ein gutes Gespräch, aber wahrscheinlich wird es nun in Zukunft ein Nachtparkverbot auf diesem Platz geben.
Wir fahren das Tal hinauf bis Geschinen, wo es einen ausgedienten Militärflugplatz hat, wo man auf der Landebahn übernachten könnte. Da es keine anderen Wohnmobile dort hat, wollen wir uns nicht so exponieren und fahren der Landebahn entlang bis zum Geschinersee.
Erich spaziert um das Seeli und geniesst die Sonnenstrahlen, während Annette zum ersten Mal Omlettenteig in einer PET-Flasche anzurühren versucht. Die Idee ist nicht schlecht, da man mit Schütteln die Masse gut durcheinanderbringt und man den Teig aus der Flasche gut in die Bratpfanne ausgiessen kann. Doch, wie bringt man alle Zutaten durch den engen Flaschenhals?
Das Resultat ist sehr gut, der Aufwand wohl etwas gross, dafür muss nicht viel abgewaschen werden.
Mittwoch, 18. August 2021
Heute geht es auf den Nachhauseweg. Wir fahren bis ans Ende des Tals und nehmen den Furkapass unter die Räder. Die Bergwelt im Wallis ist schon eine spezielle Liga, gewaltig ragen die Berge in den Himmel und die Passstrassen schlängeln sich im Zick-zack den Berg hinauf. Bei der Eisgrotte des Rhonegletschers machen wir spontan Halt. Da es Ende des Sommers ist, hat sich der Gletscher bereits wieder etwas zurückgezogen, dem Anfang der Grotte fehlt das „Eisdach“, obwohl der Gletscher hier mit Tüchern gegen das rasche Schmelzen, abgedeckt wurde. Jeden Tag zieht sich der Gletscher 10 cm zurück. Der Eingang der Grotte muss jedes Jahr nach verlegt werden und die Grotte neu ins Eis gebohrt werden. Es ist eindrücklich, sich im blau schimmernden Eis zu bewegen, das je nach Dicke und Lichteinfall seine Farbe ändert. Wir gehen auch hinunter zum Gletschersee, wo die Rhone ihren Ursprung hat. Hier ist ein Forscherteam daran, verschiedene Messungen vorzunehmen. Einen Tag später erfahren wir in der Tagesschau, dass der Rhonegletscher in diesem Jahr mehr Eis angesetzt hat, als er durch die Schmelze verloren hat. Beruhigend
Wir fahren weiter auf die Furka-Passhöhe, wo wir Fotografieren und ein Glace essen. Die Fahrt hinunter nach Hospental braucht dann besonders für Annette ein paar Nerven, da sie auf der Talseite sitzt und es ohne Leitplanke, nur mit vereinzelten Bollensteinen als Schutz, steil bergab geht.
Der Rest der Fahrt über die Achsenstrasse geht flott und wir kommen dankbar und mit vielen Erlebnissen zu Hause an, schliessen die Tür auf und unsere Kinder in die Arme.