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Marokko 3 - Wüstengeschichten

EF • 4. Februar 2023

Kurz & bündig


  • Café à emporter
  • Sand buddeln
  • Kunstwerke in der Wüste
  • Berühmte Sanddünen
  • Offraod Tour – cool und hot zugleich
  • Berberomletten
  • Zurück in der Zivilisation
  • Künstlergarten in der Wüste
  • Ksar El Khorbat – kalte Lehmstadt

 

Samstag, 28.1.23 – Café à emporter

 

Heute Morgen hat es wieder einen Schaum Schnee vor dem Wohnmobil, der aber rasch schmilzt.

Bis wir wieder auf der Hauptstrasse sind, muss Baloo seine Offroadqualitäten beweisen. Wir fahren auf einem kargen Hochplateau dem hohen Atlas entgegen. Die Strasse, die durch den hohen Atlas über den 1907 müM hohen Pass führt, wird neu gemacht, begradet und verbreitert. Wir fahren aber noch auf der alten Strasse durch rotes Steingebirge, das auch mal die Farbe wechselt. Bei der Station Thermale „Hamat Ali Cheri“ machen wir einen Fotohalt und treffen auf einen Berber, der und mit „Servus“ anspricht. Er könne auch einige Brocken Schweizerdeutsch, er habe Freunde in Niederglatt. Er offeriert Annette einen Kaffe von einem „Kaffeeauto“, das hier parkt. Solche Autos haben wir schon öfters gesehen, sie haben hinten drin eine professionelle Kaffemaschine eingebaut und stehen irgendwo am Strassenrand. Der Kaffee schmeckt wirklich gut! Der Berber betreibt einen Campingplatz in Merzouga und gibt uns seine Karte. Wir wollen sowieso in diese Region und im Internet finden wir nur lobende Worte über das „Secret du Sahara“. Er könne uns auch eine schöne Offroadstrecke für unseren Baloo zeigen. On verra. Bevor wir abfahren können, verkaufen uns zwei junge Burschen ein geflochtenes Kamel. Sie wollen Geld und einen Kugelschreiber dafür.

Beim See Qued Ziz wollen wir bis ans Wasser fahren, werden aber von einem unwegsamen Weg gebremst und stehen schlussendlich einige Meter vom See entfernt. Bald schon kommt ein Junge mit kaputten Hosen und löchrigen Schuhen und verkauft Versteinerungen. Annette gibt ihm eine Hose und Turnschuhe gegen eine Versteinerung. Er fragt auch noch nach etwas zu essen. Reich beschenkt, zieht er glücklich ab. Der Mann, der nach ihm kommt, hat zwar die schöneren Versteinerungen aber unser Bedarf ist schon gedeckt.

 

Sonntag, 29.1.23 – Im Sternbild Orion

 

Nach einem Spazierganz zum See, fahren wir weiter gegen Süden. Wir passieren die grosse und gepflegte Universitätsstadt Errachidia und stechen dann links in eine Offroadroute (Pistenkuh SEG Erfourd- Goulmina, umgekehrte Richtung)ab. Schon bald kommen wir durch das Dorf Tarda, wo die Kinder uns umringen und „Bonbons“ wollen. Wir müssen aufpassen, dass wir keines von ihnen überfahren. Bald haben wir das Dorf hinter uns und fahren an bewässerten Oasengärten mit Palmen vorbei.

Dann kommt karge Steinwüste und immer wieder Zonen, wo Bäume aufgezogen werden. Es ist nicht einfach, immer den richtigen Weg zu finden. Dann sehen wir in der Ferne bereits das Sternbild Orion, das der deutsche Künstler Hannsjörg Voth, mit der Himmelstreppe und einer Spirale, mitten im Nirgendwo gebaut hat. Hier sehen wir unsere ersten kleinen Sanddünen in Marokko! Es gibt verschiedene Wege zum Orion. Den, der wir eingeschlagen haben, wird immer sandiger und geht auch mal durch Sand. Bei der zweiten Sandstrecke bleiben wir stecken und buddeln uns ein. Mist! Wir holen die Schaufel und unsere Sandbleche heraus und schaffen es, eine Wagenlänge vorwärts zu kommen, bevor wir uns wieder einbuddeln. Dieses Mal kommen wir nicht wieder los. Wir probieren alles mögliche, buddeln die Räder frei, aber nichts geht mehr. Wir finden uns schon damit ab, hier zu übernachten, da weit und breit kein anderes Fahrzeug zu sehen ist. Doch plötzlich nähert sich ein Motorrad und ein Marokkaner steigt ab, begutachtet unsere Situation und greift zur Schaufel. Dann kommt auch noch ein Litauer mit seinem Motorrand, bleibt eine Weile und verabschiedet sich wieder. Der Marokkaner schaufelt etwa eine halbe Stunde und gräbt unseren Baloo ganz frei. Irgendwann tritt er zur Seite und deutet uns, es erneut zu versuchen. Und diesmal klappt es! Wir können uns befreien und landen wieder auf festem Boden. Wir sind dem Marokkaner schwer dankbar für seine Hilfe! Er zeigt uns noch den Weg zum Orion, dann verabschieden wir uns.

Um den Orion und die beiden anderen Kunstwerke aus der Nähe zu besichtigen, sollten wir 150 Dirham pro Person bezahlen. Das ist uns dann etwas zu viel, zumal man diese nicht mehr betreten darf, und wir begnügen uns damit, ihn aus der Ferne zu besichtigen. In der Nähe schlagen wir unser Nachtlager auf und sehen die Sonne über der Steinwüste untergehen und den Sternen Platz machen.

 

Montag, 30.1.23 Erg Chebbi

 

Mit dem Sonnenaufgang über der Wüste stehen wir auf. Schon cool, dieses Naturschauspiel vom Alkovenfenster aus zu bestaunen!

Der Morgen verbringt Erich mit einer Videokonferenz, während Annette die Wüste studiert und sich in ihr Buch vertieft.

Wir wollen noch die übrigen Kunstwerke in der Wüste anschauen. Heute sind wir jedoch vorsichtiger, was den Weg betrifft. Da es immer wieder Sanddünen hat, die über den Weg gewindet wurden, inspiziert Annette diesen jeweils im Voraus oder sucht eine Alternativroute ohne Sand. Dies ist leider nicht immer möglich und so kommt Erich in den „Genuss“, auch mal durch den Sand zu sliden. Mit genügend Tempo schaffen wir alle kritischen Stellen. So umrunden wir die Spirale und die Himmelstreppe.

Kurz bevor wir in Fezna wieder festen Boden unter den Rädern hätten, sind wir von Sanddünen umzingelt! Was nun? Da man in Afrika nie wirklich lange allein ist, sind bald drei Jungs bei uns. Der Älteste spricht etwa so gut Französisch wie wir und sagt, er wisse einen Weg ohne „sable“ auf die Hauptstrasse. Er steigt zu uns ins Auto und dirigiert uns querfeldein durch die Wüste. Schade, ist unsere „Go Pro“ bereits voll, das hätte einen guten Film gegeben, denn auch hier ging es nicht ganz ohne Sand. Und dementsprechend sieht auch unser Auto aus- aussen und innen. Der feine Sand dringt überall ein.

Auf der Hauptstrasse pumpen wir unsere Pneu wieder auf und fahren den Jungen ins Dorf zurück.

Dann steuern wir den Campingplatz „Secret du Sahara“ bei den Sanddünen Erg Chebbi an. Auf dem Weg dorthin treffen wir den Berber vom Samstag, der Annette einen Kaffe offeriert hat. Er zeigt uns einen Weg durch die Wüste zum Platz. Dort werden wir zu einem Tee ins Berberzelt eingeladen, das aus Kamelhaar sei und deshalb wasserdicht. Und wirklich, im Zelt ist es einiges wärmer als draussen, obwohl es vorne offen ist, also eher ein Unterstand ist. Dort treffen wir auf einen zweiten Berber, der die Teezeremonie vornimmt und auch ein bisschen Deutsch spricht.

Sie laden uns ein, nach dem Abendessen noch am Feuer zusammen zu sitzen. Das lassen wir uns nicht nehmen und sitzen mit zahlreichen Berbern am Feuer zusammen. Es werden Witze erzählt und viel gelacht. Dann möchte uns unser Berber eine Offroadtour verkaufen. Nach langem hin und her und zähen Preisverhandlungen, lassen wir uns dazu hinreissen, zwei Tage mit ihm Offroad zu gehen. Lahcen meint, Erich verhandle wie ein Berber! Trotzdem verdient er noch einiges an uns. Morgen um zehn Uhr startet unsere Tour.

 

Dienstag, 31.1.23 – Durchs wilde Marokko

 

Nach einem wunderschönen Sonnenaufgang über den Sanddünen machen wir uns für unsere Tour bereit. Der Campingplatzbesitzer fragt, ob wir auch Kleider zum Tauschen dabei hätten. Annette zeigt ihm unseren Sack Kleider und deutet an, dass er zwei Kleidungsstücke aussuchen könne, da er am liebsten den ganzen Sack genommen hätte. Er hat ein gutes Auge und sucht sich die zwei schönsten Teile aus. Was wir denn dafür haben wollten? Eine Decke vielleicht? Ja, aber das kostet dann noch zusätzlich. Am Ende halten wir eine kleine Schale aus Speckstein in den Händen. Die können wirklich gut verhandeln, die Berber - oder wir Schweizer sind einfach zu korrekt.

Dann geht es los. Die Strecke ist für unseren Sprinter gut zu machen. Er führt uns in die Wüste mit ihren verschiedenen Gesichtern und Farben. Mal ist der Sand fast schwarz vom Basaltgestein von den Vulkanen, von denen wir einen Krater ausmachen können. Dann stehen wir in einem weissen, ausgetrockneten Salzsee und blicken auf schwarzen und roten Sand unter blauem Himmel!

Seit drei Jahren hat es hier nicht geregnet. Lahcen  sagt, dass es hier nach Regen grün sei und das Gras Meterhoch stehe. Schwer vorstellbar!

Wir fahren auf dem Weg der Mineure, die in den Bergen in den Minen arbeiten 3 verschiedene Mineralien abbauen.

Nach einem Picknick in der Wüste wechselt die Landschaft wieder und wir sehen Grasbüschel und Akazien. Wir sehen das letzte Dorf in Marokko und die Hügelkette, die die Grenze zu Algerien markiert. Ab und zu kreuzen Dromedare unseren Weg.

In der Abendsonnen fahren wir an Sanddünen vorbei, hinter denen schwarze Berge stehen. Es wird wieder sandiger und wir bleiben nochmals stecken, können uns aber mit vier Sandblechen von Lahcen ohne Schaufel, auf Berber Art, mit den Händen, ausbuddeln. Wir lassen nochmals etwas Luft ab, denn unser Übernachtungsplatz liegt am Fusse einer Düne mit Blick auf einen Berg, der wie eine Tajine aussieht.

Lahcen macht ein Lagerfeuer und wir essen ums Feuer und wärmen uns. Etwas gutes hat die Kälte, es ist auch den Skorpionen und Schlangen zu kalt.

Mittwoch, 1.2.23 - Berberomlette

 

Heute kommen wir nicht mal 100 Meter weit, bis wir im Sand einsinken. Wir brauchen zwei Anläufe, bis wir wieder frei sind. Erich kann heute seine Fahrkünste auf Sand optimieren. Wir kommen sozusagen auf die Hauptstrasse von Merzouga nach Zagora, die mitten durch die Wüste führt, sandig ist und auch mal durch einen ausgetrockneten See oder Fluss führt. Man sucht sich einfach seine eigene Spur, wenn die Hauptspur zu sandig oder ausgefahren ist. Wir sind nahe an der Grenze zu Algerien und können die 1350 Kilometer lange Grenzmauer, die vom Atlantik bis ans Mittelmeer führt, ausmachen. Einmal bleiben wir noch im Sand stecken aber dann meistern wir sogar die schwierige Strecke nach dem Dorf Ramlia, die sehr sandig, hüglig und kurvig ist. Danach folgt ein Abschnitt, bei dem wir Slalom um Steppengräser fahren. Fühlt sich cool an.

Wir sehen einige Dromedare, das kleinste ist riund 5 Tage alt. Die einhöckrigen Dromedare gehören zu der Familie der Kamele.

Nach dem Mittag erreichen wir Sidi Ali, wo wir zusammen mit Lahcen in einem Restaurant Berberomlette essen und unsere Pneu wieder für Teerstrassen aufpumpen. Lahcen, der froh ist, dass er uns heil durchgebracht hat, zeigt uns noch einen Übernachtungsplatz auf dem Weg nach Fezzou. Hier haben wir unsere eigene kleine Sanddüne, vor der wir bei 15 Grad, Wind und Sonnenschein den Nachmittag auf unseren Stühlen verbringen und danach mit Sand „paniert“ sind. Gerade noch rechtzeitig essen wir draussen unsere Waffeln, bevor die Sonne untergeht und es wieder kälter wird.

 

Donnerstag, 2.2.23 – Künstler an der Quelle

 

Da die letzten Tage praktisch kein Internet hatten, fahren wir zehn Minuten Richtung Zivilisation und beantworten unsere mails und was sonst noch so anfällt.

Wir fahren durch den Atlas Richtung Norden und über Alnif bis kurz vor Tinejdad. Unterwegs versorgen wir uns mit den nötigen Lebensmittel. Annette bekommt Fladenbrot direkt aus dem Ofen. Dieses werden wir am Abend mit einer selbstgemachten Berberomlette essen.

Doch vorher schauen wir uns ein Museum bei der Quelle „Lalla Mimouna“ an, das der Künstler Zaid betreibt. Er hat sich hier einen Lebenstraum verwirklicht, indem er die Quelle vor Verschmutzung gerettet und dieses Museum angelegt hat. Sein Anliegen ist, Marokko sauberer zu machen. Das Museum ist schön angelegt, zum Teil Freiluft aber auch in Lehmhütten und zeigt vor allem Gebrauchsgegenstände der Vergangenheit aus den verschiedenen Kulturen des Landes.

Wir dürfen auf dem Parkplatz des Museums übernachten.

 

Freitag, 3.2.23 – Ksar El Khorbat

 

Noch vor Tinejdad schauen wir uns „Ksar El Khorbat“ an. Das ist eine alte, renovierte Lehmsiedlung inmitten von Palmenhainen. Leider sieht man den Palmen die lange Dürreperiode an. Ihr grün ist ziemlich verblasst.

Die Lehmsiedlung ist eindrücklich aber auch etwas unheimlich. Wir spazieren durch die symmetrisch angeordneten, überbauten Gassen, die nur selten einen Lichtstrahl hinein lassen. Im Sommer ist es bestimmt angenehm kühl hier. Und alles ist blitzsauber! Es wohnen nur noch wenige Einheimische in diesem ehemaligen Hauptort eines Berberstammes.

In Tinejdad kauft Annette das erste Mal Fleisch bei einem Fleischer, der mit dem grossen Beil vom noch grösseren Fleischstück das Gewünschte abschlägt Wir durchqueren die grössere Stadt Goulmima, wo wohl gerade Schulschluss ist, denn die Strassen sind voller Kinder auf dem Fahrrad.

Vom Felsen über der Stadt haben wir eine schöne Sicht auf die verschiedenen Stadtteile, die in einem grünen Gürtel liegen. Die Stadt bekommt ihr Wasser während der Schneeschmelze vom Atlas.

Wir verbringen den Nachmittag hier oben mit Chillen, Arbeiten und Fehlersuche bei unserem GPS Tracker.

 


Reiseroute

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Am Morgen beginnt es stark zu regnen. Der Regen mischt sich zwischendurch mit Hagelkörnern. Wir hoffen, dass diese nicht grösser werden und Spuren auf Baloo’s Dach hinterlassen. Um uns herum bilden sich Pfützen in der Wiese.
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Wir packen zusammen. Das Wetter macht uns den Abschied vom Meer einfach, es regnet leicht. Wir lassen Luft aus den Reifen (von 4.8 auf 2.5 bar) ab, damit wir besser durch die Unterführung kommen.
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