Baloo
Kurz & bündig
Samstag, 12. Oktober 2024 – Ein Gastroerlebnis der besonderen Art
Wir packen zusammen. Das Wetter macht uns den Abschied vom Meer einfach, es regnet leicht. Wir lassen Luft aus den Reifen (von 4.8 auf 2.5 bar) ab, damit wir besser durch die Unterführung kommen. Erich hat gemessen, dass uns das 1cm! tiefer legt. Urs meint später, warum wir unten Luft ablassen, wenn es doch oben knapp ist? Darauf haben wir keine Antwort gefunden, auch Google sagt dazu nichts!
Wir duschen nochmals in den wirklich sauberen und gut instand gehaltenen Sanitären Anlagen und verabschieden uns von Irene und Reto. Hinter dem Waschhäuschen haben wir einen Schlauch entdeckt, mit dem wir unseren Wassertank befüllen. Als diser fast voll ist, kommt jemand und weist uns darauf hin, dass dies kein Trinkwasser sei! Zu spät. Da dies unsere letzte Reise vor dem Winter ist, nehmen wir es gelassen.
Die Unterführung meistern wir, ohne an der Satschüssel zu kratzen. Dann heisst es, im Regen wieder Pneus aufpumpen.
Unsere Fahrt geht ins Inland, an Rebbergen vorbei bis nach El Masroig auf einen schönen Stellplatz mit Weitsicht. Hier machen wir es uns gemütlich und warten auf schönes Wetter.
Plötzlich parkiert ein blauer Cali neben uns. Hintermanns. Mit ihnen haben wir hier nicht gerechnet. Wir sitzen bei uns im Baloo bei einem kleinen Snack, bis die Sonne hervorkommt. Jetzt zieht es uns nach draussen und wir erkunden das herzige aber etwas verlassen wirkende Dorf. Es gibt hier genau zwei Restaurants. Beim zweiten, besser bewerteten, stehen wir vor der Tür, die wie eine Wohnungstür aussieht. Wir getrauen uns nicht, diese zu öffnen. Das Restaurant hat noch geschlossen aber von drinnen hören wir reges Stimmengewirr. Plötzlich geht die Tür auf und eine Frau kommt heraus. Erich fragt nach dem Restaurant und wann es offen hat. Ab 20 oder 21 Uhr lautet die Antwort. Erich reserviert für uns einen Tisch auf 20 Uhr. Danach setzen wir uns auf dem „Dorfplatz“ auf zwei Bänke neben dem Brunnen und geniessen die Atmosphäre und das Vogelgetzwitscher.
Zurück beim Womo vertreiben wir uns die Zeit draussen auf dem Stellplatz mit chillaxen.
Pünktlich sind wir im Resti, das aus einem kleinen, länglichen Raum besteht. Es ist spartanisch eingerichtet, nichts von Erlebnisgastronomie – oder eben grad doch? Wir sind die einzigen und werden von Isabel bedient. Sie spricht erstaunlich gut Englisch, was wir nicht erwartet haben. Sie sagt uns, was es gibt und wir bestellen: Lamm, Poulet und Cordon-Bleu. Isabel hat eine erfrischende und humorvolle Art und wir fühlen uns wohl. Auch das Essen und der Wein sind sehr gut. Zum Dessert bestellen Hintis ein katalanisches Gebäck und wir ein „Helados“, was sich als gekauftes Cornet entpuppt.
Es war ein lustiger und gemütlicher Abend. Als es ums Bezahlen geht, diskutiert Isabel kurz mit ihrer Mutter (die beiden schauen im hinteren Teil des Raumes fern) und verlangt dann insgesamt 60 Euro für 3 Gänge mit samt Wein und Wasser!
Sonntag, 13. Oktober 2024 – Toll Blue
Wir bleiben noch bis zum Mittag am Platz und verabschieden uns wieder von Ursi und Urs. Wir fahren nach Arnes und schauen uns das charmante und herausgeputzte Dörfchen an mit seinen alten Häusern und den blumengeschmückten Balkonen. Dann geht es weiter in den Naturpark dels Ports, wo wir durch eine Schlucht, vorbei am Toll Blau, einem Wasserbecken mit türkisblauem, klarem Wasser wandern. Es wird durch den kleinen glasklaren Fluss gespeist, der durch die Schlucht fliesst. Wir treffen auf eine Schweizerin, die schon seit Jahrzehnten ein Haus in der Gegend hat. Sie gibt uns noch ein paar Tipps für Sehenswürdigkeiten, solche nehmen wir immer gerne an. Wir fahren noch bis Beceite, weil wir unseren ersten Platz in Cretas wegen einem Dorffest am Wochenende des Spanischen Nationalfeiertags, nicht anfahren können. In Katalonien haben wir nichts von diesem Feiertag gemerkt. Ob das wohl daran liegt, dass die Katalanen gerne unabhängig wären?
Am Abend arbeiten wir an unserem Blog. Plötzlich riecht es sehr streng und penetrant nach Landwirtschaft. Es ist fast nicht auszuhalten! Aber es ist bereits zu spät, um noch einen anderen Übernachtungsplatz zu suchen. Wir bemühen unseren Raumduft, um den grässlichen Gestank zu überdecken.
Montag, 14. Oktober 2024 - Beceite und Valderrobres
Mit dem Gestank ist es heute Morgen deutlich besser. Wahrscheinlich hat der Wind gedreht. Wir laden unsere Bikes aus und statten Beceite unseren hohen Besuch ab. Vor dem Städtchen hängt ein grosses Wohnmobilverbotsschild. Das ist auch gut so, denn in den engen Strassen und Gässchen der Altstadt ist jegliches Autofahren unmöglich. Da sind wir mit unseren Bikes gut bedient. Wir radeln über die Puente de Piedra (steinerne Brücke) von der Neustadt zur Altstadt und dann durch die kopfsteingepflasterten Gassen, an einem überdachten, ehemaligem Waschplatz vorbei, bis zur Kirche. Hier sitzen ein paar Leute in einer Bar, ansonsten präsentiert sich der Ort wie ausgestorben, auch wenn etwa 500 Personen im Dorf wohnen. Alles ist sauber und aufgeräumt und Blumen schmücken die kleinen Balkone und Hauseingänge. Der Ortsname stammt aus maurischer Zeit und leitet sich von bayt Zayd (Haus des Said) ab.
Wir probieren einen anderen Weg zum Stellplatz zurück und kommen an einem Bauernhof vorbei, der eindeutig der Verursacher des Gestanks von gestern war! Wir wissen nicht, was hier in Spanien anders gemacht wird aber so riecht das bei uns nicht.
Wieder beim Womo, laden wir, schon gut geübt, die Velos ein und fahren nach Valderrobres, eine andere sehenswerte Stadt, die uns die Schweizerin empfohlen hat. König Alfons II. von Aragón gab dem Ort im Jahre 1175 den Namen „Tal der Eichen“ – Valderrobres.
Schon von weitem sehen wir die gotische Burg (Castillo-Palacio), seit 1983 als Bien de Interés Cultural geschützt, über der Stadt thronen. Gleich neben ihr die nach dem Vorbild der Kathedrale von Tarragona errichtete Kirche Santa María la Mayor, ebenfalls seit 1983 geschützt.
Nach einem Einkauf in einem gut sortierten, kleinen Laden, spazieren wir über den Fluss Matarraña zum Tor San Roque und befinden uns sogleich in der Altstadt. Wir steigen zur Kathedrale hoch und setzen uns auf eine Bank. Auch hier hat es nur wenige Touristen. Wir spazieren noch auf den Hügel hinter der Burg und können von dort auf die Stadt hinuntersehen.
Es ist wieder heiss heute und wir sind froh um den Schatten in den lauschigen Gässchen. Unten auf dem Ratshausplatz, beim Stadttor, setzen wir uns in ein Strassenkaffee.
Wieder bei Baloo fahren wir zurück nach Cretas auf den Stellplatz, der jetzt zugänglich und gut besucht ist und stellen uns zwischen die Olivenbäume.
Dienstag, 15. Oktober 2024 – Durch Aragonien und Obstbaumplantagen
Wir duschen am Morgen und leeren unseren Frischwassertank, damit wir ihn wieder mit Trinkwasser füllen können. Das ist hier zwar chlorhaltig, kommt uns nach dem unreinen Wasser aber gerade recht. Wir hoffen, dass das System so gereinigt wird.
Es nieselt leicht. Kurz nach halb zwei fahren wir weiter. Es geht durch Aragonien, an vielen Obstbaumplantagen vorbei. Bei Fayon fahren wir auf einen Hügel, zum Mirador del Ebro auf einen Parkplatz bei einer herzigen, kleinen Kirche Ermita del Pilar. Von hier hat man einen schönen Rundumblick auf den gestauten Fluss Ebro, aus dem noch eine Kirchenspitze herausragt. Leider regnet es sehr stark. Erich nutzt das nasse Wetter, um zu arbeiten aber der Regen ist so laut, dass es schwierig ist, zu telefonieren. Am Abend schauen wir uns das Fussballländerspiel Schweiz- Dänemark an, etwa gleich traurig wie das Wetter.
Mittwoch, 16. Oktober 2024 – Siruana, schmuckes Dorf auf dem Berg
Am Morgen bekommt Erich viele Gratulationen zu seinem Geburtstag, in allen möglichen, kreativen Formen. Die Sonne drückt aber das Wetter ist in der nächsten Zeit überall feucht und «gruusig».
Wir fahren wieder nach Katalonien, durch die Berge mit ihren verschiedenen erdfarbenen Gesteinsschichten. Im Nationalpark la Serra de Montsant geht es über eine kurvige Strasse hinauf und herab. Bei einem herzigen, kleinen Restaurant an der Strasse kehren wir für einen Geburtstagsdessert ein, schokoladiger könnte dieser nicht sein.
Dann geht es durch eine sehr felsige Landschaft, wo wir einige Kletterer an den Felswänden ausmachen können.
Hoch oben auf einem Felsen thront das schmucke Dorf Siurana. Wir spazieren durch die Gassen zur Aussichtsterrasse auf einem Felsen, wo es auf jeder Seite steil hinunter geht. Das Wetter ist freundlicher als angesagt und die Felsen scheinen rötlich in der Abendsonne.
Eigentlich wollten wir hier zu Abend essen aber alle Restaurants sind geschlossen. Wir begnügen uns damit, vor einer lauschigen Bar Tappas zu essen.
Hintermanns senden uns ihren Standort mit Foto, von ihrem Übernachtungsplatz im Grünen. Wir beschliessen, die 16km noch unter die Räder zu nehmen, obwohl es schon am Eindunkeln ist.
Der Vollmond scheint hell und wird immer wieder von Wolken verdeckt. Als wir auf den Platz kommen, sind Ursi und Urs damit beschäftigt, den Mond fotografisch festzuhalten. Das probieren wir auch, weitab von der Zivilisation und ihrer künstlichen Lichtverschmutzung. Anschliessend ziehen wir uns ins Womo zurück, wo uns Hintermanns begeistert von ihrem Rescue Seminar erzählen. Wir sind uns alle einig, dass wir nie in eine solche Situation kommen möchten, um das Gelernte anwenden zu müssen, aber es ist gut, die Grundlagen der «Ersten Hilfe im Busch» zu kennen.
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