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Türkei 11 - Begegnungen

EF • Juni 06, 2024

Kurz & bündig


  • Sinterterrassen im Kleinformat
  • Jandarma, dein Freund und Helfer
  • Es bleibt nicht nur beim Cay
  • in der Höhle und in Amasya
  • weitere Einladung mit Ausflügen
  • Kahvalti und Koran
  • Hattusa – die Hethiter



Donnerstag, 30. Mai 2024 – Sinterterrassen im Kleinformat

 

Wir haben herrlich geschlafen an diesem schönen Plätzchen, das sich heute Morgen bei Sonnenschein zeigt. Wir spazieren durch die Gegend. Gleich nebenan gibt es einen grossen Picknick Platz mit überdachten Tischen, Grillstellen und Restaurant, der sehr schön angelegt wurde. Aber leider ist alles etwas verwahrlost.

Da uns die Gegend so gut gefällt, fahren wir eine grosse Schleife zu Göksu Travertenleri. Dort müssen wir die Schuhe ausziehen, um auf dem weissen Kalk der Sinterterrassen nach unten zu den grossen Becken zu gelangen. Pamukkale im Miniformat. Aber das Wasser schimmert im genau gleichen Hellblau, wie beim grossen Bruder. Leider sind die unteren Becken so tief, dass wir mit den kurzen Hosen nicht hineinkönnen, ohne dass diese nass werden. Aber es gibt auch Kleinere, in denen wir unsere Füsse baden.

Ganz in der Nähe befindet sich der „Mavigöl“ (blauer See), den wir uns auch anschauen. Über Treppen geht es an einen Fluss hinunter, der sich über einen kleinen Wasserfall in ein Becken ergiesst. Das Wasser müsste ähnlich blau sein wie in den Sinterbecken. Heute ist es aber unscheinbar bräunlich, das liegt wohl an den Niederschlägen der letzten Tage.

Wir müssen eine gute Strecke zurückfahren, nehmen diesmal aber nicht den Tunnel, sondern fahren über den 2200 Meter hohen Egribel Mountain Pass.

Nach einem Tank- und Einkaufsstopp füllen wir unseren Wasservorrat bei einem Brunnen auf. Dort ist eine Hündin, bei der sich die Rippen abzeichnen. Annette kann nicht anders, als ihr etwas zu Essen zu geben.

Beim See Camlica Baraji schlagen wir unser Nachtlager auf. Wir befinden uns auf 775müM und es ist sommerlich warm.

 

Freitag, 31. Mai 2024 – Jandarma, dein Freund und Helfer

 

Am Morgen ist der See spiegelglatt und die Berge und Wolken spiegeln sich darin.

Wir sind an einem späten Frühstück, als ein Auto bei uns hält und drei Polizisten aussteigen. Da sie kein Englisch sprechen, kommt die Übersetzungsapp wieder zum Einsatz. Sie wollen wissen, von wo wir sind und wie lange wir hierbleiben möchten. Wir sagen ihnen, dass wir in einer Stunde weiter fahren werden. Sie wollen wissen, wo wir hinfahren und was wir noch alles anschauen werden. Einer fragt, ob wir auch nach Bursa fahren, er komme nämlich von dort. Sie fragen noch, ob wir Hilfe brauchen und als wir dies verneinen, verabschieden sie sich.

Bald darauf brechen wir auf und fahren durch eine sehr abwechslungsreiche Bergwelt mit verschiedenen Bergformationen und vielfarbigem Gestein.

Wir fahren wieder in die Höhe, da wir besser schlafen können, wenn es kühl ist. In Yertice hat Erich auf Google einen Platz ausgemacht, der in Natura etwas anders aussieht. Wir müssen ein bisschen improvisieren und finden dann ein mehr oder weniger gerades Plätzchen auf einer Wiese. Auch hier hat es guten Internetempfang zum Arbeiten.

Am Abend gewitterts, der Regen ist aber nicht so ausgiebig.

 

Samstag, 1. Juni 2024 – Es bleibt nicht nur beim Cay

 

Wir fahren von unserem Platz ins Dorf hinunter und begegnen einem älteren Mann, der uns zum Cay einlädt. Er geht uns voran ins Dorf und „sagt“, wir sollen mitten auf der Hauptstrasse parkieren. Bald sind wir umringt und erhalten auch von anderen Einladungen zum Cay. Wir sind im Clinch, weil wir nicht wissen, wohin wir gehen sollen. Schlussendlich gehen wir mit dem Mann der am besten angezogen ist, weil auch die anderen Dorfbewohner in seine Richtung zeigen. Ob er wohl der Dorfvorsteher ist? Er führt uns in sein Haus und seine Frau bewirtet uns mit einem Gemüseteller, Käse und Brot. Sie backt sogar extra Pide für uns! Sie selber essen nichts und schauen uns nur zu. Zum Glück haben wir ans Gastgeschenkt gedacht und dass wir die Schuhe auszuziehen müssen, um ins Haus zu treten.

Der Mann spricht etwas Französisch und in dieser Sprache unterhalten wir uns auch. Er sagt, dass es gefährlich wäre, hier zu übernachten. Als wir ihn fragen was gefährlich sei, sagt er wegen den Löwen. Zuerst meinen wir, er macht Spass aber wir merken, dass er es ernst meint. (Später haben wir im Internet nach Löwen in der Türkei gesucht. Früher soll es welche gegeben haben, heute anscheinend nicht mehr)

Die Frau fragt uns, ob wir Englisch sprechen und als wir dies bejahen, greift sie zum Handy und ruft per Videocall eine junge Frau an. Es stellt sich heraus, dass es ihre Tochter ist, die mit ihrem Mann, einem Natooffizier, zurzeit in London lebt.

Irgendwann kommt die Tante noch hinzu und bringt Kekse.

Draussen beim Verabschieden schauen wir noch ihren Gemüsegarten an und flugs hat die Frau Frühlingszwiebeln und Ruccola für uns geerntet und wäscht es am Dorfbrunnen für uns. Dort sind noch andere Frauen und wir verabschieden uns herzlich voneinander.

Der Mann besteht darauf, dass er uns vorausfährt bis zur Abzweigung im Tal. Zu dritt fahren sie uns voraus.

Wir sind ganz geflasht von der Herzlichkeit und Gastfreundschaft dieser Leute!

In Tokat schauen wir uns die Stadt an. Wir schlendern durch die Gassen mit ihren Geschäften, setzen uns in einem kleinen Park an einen Springbrunnen und trinken etwas.

Fürs Abendessen fahren wir etwas in die Höhe zum Restaurant Hasbahce, von wo wir über die ganze Stadt sehen können. Leider dürfen wir nicht auf dem grossen Parkplatz übernachten. Darum fahren wir noch etwas weiter und kommen zu einem anderen Restaurant, neben dem es eine Wiese hat. Dort fragen wir an und dürfen bleiben. Natürlich gehen wir auch einen Cay trinken. Das Restaurant besteht aus kleinen Hütten, in die man sich setzen kann und bewirtet wird. Wir werden draussen an den Familientisch gebeten und mit Cay versorgt. Übersetzungsapp sei Dank, können wir etwas Konversation betreiben. Die Frau sagt, sie würde auch gerne so reisen wie wir und nimmt unsere Einladung, sich Baloo anzuschauen, gerne an.

Ein sehr erlebnisreicher Tag geht zu Ende.

 

Sonntag, 2. Juni 2024 – in der Höhle und in Amasya

 

Am Morgen fahren wir nach Tokat hinunter und besuchen den Wochenmarkt, der in einer gedeckten, offenen Halle stattfindet. Es hat jede Menge Früchte und Gemüse, alles sehr schön präsentiert und aufgeschichtet. Es gibt auch eine Non- Food Abteilung, wo wir für Erich ein T-Shirt erstehen.

Wir decken uns ebenfalls mit Früchten, Salat und Brot ein und bekommen an einem Stand einen Cay offeriert.

Wieder zurück bei Baloo, fahren wir zur Ballica Höhle. Diese misst 680 Meter und hat acht verschiedene Säle. Es geht Treppen rauf und runter, an verschiedenen Formationen von Stalagmiten, Stalaktiten und Stalagmaten vorbei. Auch sehen wir einige „Vorhänge“ von der Decke herunter hängen. Alles ist mit gelbem Licht beleuchtet.

In der Höhle spricht uns ein Türke in gutem Amerikanisch an und empfiehlt uns, die Karawanserei im Dorf Ballica auch noch anzuschauen. Nach der Höhle setzen wir uns auf eine Hollywoodschaukel auf der Terrasse im Restaurant für eine kleine Stärkung.

Auf dem Weg nach Amasya, schauen wir uns kurz die Karawanserei an, die ein Restaurant beherbergt. Sie ist kleiner als die Karawanserei in Sultanhani, die wir bereits angeschaut haben, aber gleichartig und auch massiv gebaut.

In Amasya fahren wir zur Burg hinauf. Bei über dreissig Grad steigen wir die dreihundert Treppenstufen auf den Burgberg hinauf. Von hier oben sieht man auf die zwei Stadtteile, nördlich und südlich des Flusses Yesilirmak. Von hier oben suchen wir unseren Übernachtungsplatz aus. Einer der drei Parkplätze in der Nähe des Zentrums wird es werden.

Auf dem Weg in die Stadt hinunter, machen wir an einem schattigen Platz Halt und essen draussen zu Abend. Es gibt einen feinen Salat mit Radieschen vom Markt und Ruccola und Frühlingszwiebeln aus dem Garten von gestern.

In Amasya parkieren wir auf dem am wenigsten besuchten, aber teuersten Parkplatz (2€ die Nacht) und stürzen uns ins Nachtleben. Es sei die schönste Stadt Zentralanatoliens. Und wirklich hat sie einen ganz besonderen Charme. Auf der Südseite des Flusses reihen sich meist restaurierte, osmanische Erkerhäuser aneinander, die herzige Restaurants, Läden und Bars beherbergen.

Auf der Nordseite kann man an verschiedenen Essensständen vorbei, dem Fluss entlang flanieren.

Es ist Sonntagabend, die Strasse dem Fluss entlang ist gesperrt und es hat eine Menge Leute.

 

Montag, 3. Juni 2024 – weitere Einladung mit Ausflügen

 

Es war erstaunlich ruhig hier mitten in der Stadt, bis um vier Uhr in der Früh der Muezzin rief! Wir bleiben noch liegen und schauen uns die Stadt später nochmals in der Morgensonne an.

Von unserem Parkplatz sehen wir direkt an den Burgfelsen mit seinen berühmten Felsengräbern, die für pontische Könige im 3. und 2. Jahrhundert vor Christus aus dem Felsen gehauen wurden.

Wir verlassen die Stadt und fahren über Land und durch die Berge Richtung Bogazkale, wo wir die Ausgrabungsstätte Hattusa anschauen möchten.

Auf einer Passhöhe bei einem Brunnen mit Picknicktisch machen wir Mittagshalt. Bald kommt eine Familie mit einer erwachsenen Tochter und setzt sich zu uns. Wir kommen ins Gespräch und sie laden uns in ihr Zweithaus nach Ortaköy zu einem Cay ein. Um diesem Besuch zu entgehen, machen wir hier für sie einen „Schweizer Cay“. Aber es hilft nichts, sie bestehen auf einen Besuch bei ihnen. Vorher wollen sie uns noch an den kleinen See Orucpinar mitnehmen. Der See ist wirklich idyllisch und der Vater füttert dort die Fische mit altem Brot. Wir spazieren dem See entlang und dann fahren sie uns zur Ausgrabungsstätte Sapinuva, wo wir eine Privatführung von ihnen erhalten. Sie sind sehr stolz auf ihre Geschichte, auch wenn die Blütezeit der Hethiter vor mehr als 3000 Jahren stattfand. Sapinuva war nach Hattusa die zweitwichtigste Stadt. Man schätzt die Einwohnerzahl auf bis zu 200‘000 Personen. Der Parkwächter schliesst speziell für uns eine überdachte Sektion auf, danach gibt es beim Parkwächter, einem Freund, auf dem Sitzplatz etwas zu trinken.

Sie wollen uns auch noch die Schlucht Incesu zeigen aber da es so heiss ist, fahren sie uns zuerst zu sich nach Hause, wo wir auf der Terrasse eine Mahlzeit einnehmen. Gegen Abend ist dann die Schlucht dran.

Dort essen wir zuerst die vorher im Garten vom Baum geschüttelten Maulbeeren. Dann gehen wir auf den Stegen entlang der Felsen in die Schlucht hinein. Auch hier wissen sie einiges zu erzählen.

Wieder zu Hause bestehen sie darauf, dass wir bei ihnen im Haus schlafen. Wir wollen nicht unhöflich sein, darum nehmen wir dieses Angebot schlussendlich an. Wir dürfen auch bei ihnen duschen, allerdings ohne Duschbrause und -schlauch. Das Wasser kommt zuerst in einen grossen Kübel, dann wird es mit einem kleineren Kübel über den Körper gegossen. Erich sichert vorher noch die herumhängenden Elektrodrähte.

Frisch geduscht gehen wir zu später Stunde nochmals auf die Terrasse, wo wir wieder verpflegt werden.

Sie erzählen uns von ihrer Pilgerreise nach Mekka, was für sie ein besonderes Erlebnis war, die schönsten 35 Tage in ihrem Leben. Sie sind gläubige und praktizierende Moslems. Die Frau holt ihren Koran und möchte uns ihre Religion näherbringen. Da wir aber alle müde sind, gehen wir bald zu Bett. Wir „schlafen“ am Boden auf ein paar aufgeschichteten Matratzen.

 

Dienstag, 4. Juni 2024 – Kahvalti und Koran

 

Auf der Terrasse essen wir zusammen ein Kahvalti (Morgenessen). Erich geht mit dem Mann zum Markt, um das Gas für das Haus im Voraus zu zahlen und die Tochter zeigt Annette ihr Anatomiebuch, da sie Physiotherapie studiert.

Als alle wieder um den Tisch sitzen, holt die Frau wieder den Koran. Wir sagen ihr, dass wir Christen sind, doch haben wir das Gefühl, dass sie uns von ihrer Religion überzeugen will. Langsam fühlen wir uns nicht mehr so wohl, wollen wir doch als ihre Gäste auch nicht unhöflich sein und lassen uns darum nicht in ein Streitgespräch über die beiden Religionen verwickeln.

Zum Glück hat Erich am Nachmittag eine Onlinesitzung, die wir als Grund haben, uns zu verabschieden. Der Mann meint zwar, Erich könne die Sitzung auch hier abhalten. Sie laden uns auch in ihr Ersthaus in Corum ein, zu dem sie heute wieder zurückkehren werden.

Wir sind uns so viel Gastfreundschaft nicht gewohnt und fühlen uns etwas in die Enge gedrängt. Gegen Mittag schaffen wir es dann, uns los zu reissen.

Kurz vor Bogazkale finden wir ein schönes Plätzchen in der Natur, wo wir den Rest des Nachmittages verbringen und Erich seine Geschäfte erledigen kann.

 

Mittwoch, 5. Juni 2024 – Hattusa – die Hethiter

 

Wir bleiben noch bis zum Mittag an diesem schönen Plätzchen mitten in der Natur. Dann fahren wir nach Bogazkale, wo wir die Ausgrabungsstätte Hattusa anschauen. Die Hethiter waren die erste Hochkultur (im 2. Jahrtausend vor Christus) in Anatolien und Hattusa war ihre Hauptstadt. Heute sind die Ruinen Unesco Weltkulturerbe.

Da das Gelände so weiträumig ist, die Stadtmauer allein war über 6,5 km lang, kann man mit dem Auto durch das Gelände fahren. Bei allen wichtigen Ausgrabungen gibt es Parkplätze.

Zuerst schauen wir uns die Ruinen des grössten Tempels an. Zur gleichen Zeit ist eine Schulklasse auf dem Gelände, die von Eltern und Lehrern begleitet wird. Da es uns zuviel Betrieb hat, setzen wir uns auf die Ruinenmauern. Eine Mutter kommt mit ihrem Sohn, stellt ihn vor uns hin und macht ein Foto von uns dreien. Das hat Signalwirkung! Eine andere Mutter kommt ebenfalls mit ihrem Sohn, der das eigentlich gar nicht will und wir werden nochmals, ungefragt, abgelichtet. Wir kommen uns wie Ausserirdische vor. Nicht so alt, aber offensichtlich attraktiver als die Ruinen. Aber bei 33 Grad ist es zu heiss, um sich lange darüber Gedanken zu machen.

Wir schauen uns das Löwentor an, steigen beim Yerkapi (Erdtor) nochmals aus dem gekühlten Auto und gehen um den künstlichen Erdwall herum, um durch das Sphinxtor wieder zum Auto zu gelangen.

Es gibt zahlreiche Ruinen, die vor allem Tempel waren. Hattusa wurde auch die Stadt der 1000 Tempel genannt.

Bei der Südburg erkunden wir eine rekonstruierte Hieroglyphenkammer. Die Reliefs zeigen Könige, Götter und Krieger.

Die Hethiter bauten ihre Häuser mit einem Steinfundament, dann kamen Lehmmauern und Holzböden. Heute sieht man daher nur noch das Steinfundament, der Rest ist Geschichte…

Das Freiluftmuseum lassen wir bei dieser Hitze aus und fahren noch knapp zwei Stunden an einen kleinen Stausee in Akcakavak und warten bis es etwas abkühlt.

 


Reiseroute

Reiseroute

von EF 19 Okt., 2024
Wir packen zusammen. Das Wetter macht uns den Abschied vom Meer einfach, es regnet leicht. Wir lassen Luft aus den Reifen (von 4.8 auf 2.5 bar) ab, damit wir besser durch die Unterführung kommen.
von EF 13 Okt., 2024
Es wird fast Mittag, bis wir abfahrbereit sind. Erich kümmert sich noch um unsere USA Visa, die eigentlich in Bern bereit liegen sollten. Annette hat hierfür bereits eine Bestätigung per mail bekommen aber Erich nicht. Es stellt sich heraus, dass online beim Antrag ein „Häckchen“ vergessen ging.
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