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Türkei 9 - Nordostanatolien

EF • Mai 23, 2024

Kurz & bündig

  • Üsülü Keledos
  • Muradiye Wasserfall
  • Am Ararat
  • Ishak Pasha Palast
  • Tuzluca Salzbergwerk
  • Gelber Karpfen
  • Am Cildir Gölü


Donnerstag, 16. Mai 2024 - Üsülü Keledos – regionale Spezialitäten

 

Bereits am Morgen fahren wir weiter und schauen uns 35km südöstlich von Van die Ausgrabungsstätte Cavustepe an. Sie liegt auf einem hahnenkammartigen, steil abfallenden Bergrücken. Die urartäische Königsburg Sardurihinili, die 760-730 v.Chr. erbaut wurde, sollte den Wasserkanal in der Ebene nach Tuschpa schützen. Tatsächlich können wir von oben einige Wasserkanäle in der weiten Ebene ausmachen. Vom Rest der Anlage sind nur noch Ruinen übrig, zwischen denen sich blühende Blumen breit machen.

Nachdem wir uns hier die Beine etwas vertreten haben, fahren wir über die Berge nach Van. Unterwegs müssen wir einen Strassenposten passieren. Wir werden herausgewinkt und reichen dem Jandarma Beamten unsere Pässe. Er studiert sie und lädt uns zu einem Cay ein. Wir können diese Einladung schlecht ablehnen und folgen ihm in den Pausenraum, wo wir zu viert an einem Tisch sitzen und einige Polizisten sich auf dem Sofa tummeln. Wir sind die Attraktion, bekommen Cay und jeder will per Übersetzungsapp etwas von uns wissen. Woher wir kommen, wie lange wir schon in der Türkei sind, was wir bereits gesehen haben, wie alt wir sind, was wir von Beruf sind, ob wir Kinder haben…

Wir fragen nach einem guten Restaurant in Van und einer der Polizisten empfiehlt uns das Restaurant seines Freundes und ruft gleich dort an.

Bevor wir losfahren, wollen sie, dass wir noch ein Foto machen (nur von den Männern) und alle wollen Baloo von innen ansehen. Dann verabschieden wir uns von Murat und seinen Kollegen.

Wir fahren nach Van hinunter und finden das Restaurant Kushane, wo über Feuer gekocht und das Brot ganz traditionell hergestellt wird. Auch das Lokal ist sauber und nett eingerichtet, das Küchenpersonal arbeitet mit Haarhauben und Handschuhen. Wir bestellen Van Üsülü Keledos (gebratenes Lamm auf einem Mus aus Kichererbsen, Weizen und Linsen) und Asci Tabagi, ein Teller verschiedener türkischer Spezialitäten. Zur Vorspeise bekommen wir einen Salat und Joghurtsauce. Alles ist sehr lecker! Nach dem Essen gibt es den obligaten Cay. Wir hätten aber auch gerne einen türkischen Dessert probiert und bestellen gebackenen Reispudding und eine Creme, die fein schmeckte, wir aber nicht herausfinden konnten, was drin ist.

Mit vollen Mägen fahren wir zum Van- Felsen, auf dem die Zitadelle Van Kalesi aus dem 9. Jahrhundert v.Chr. steht. Wir müssen zu Fuss den 120 Meter hohen Felsen erklimmen. Oben haben wir einen Rundblick über den See mit seinem türkisfarbenen Wasser und die Stadt Van, die über eine halbe Million Einwohner hat.

Wieder unten, suchen wir uns einen Übernachtungsplatz nördlich von Van, direkt bei einem grossen Felsen an einem Strand am See.

Als es eindunkelt, sehen wir Wetterleuchten über dem See. Das Gewitter kommt immer näher und ein steifer Wind rüttelt an Baloo, sodass es uns nicht mehr wohl ist. Bei strömendem Regen parkieren wir um und stellen Baloo optimal in den Wind. Annette muss draussen die Keile wegnehmen und wieder neu ausrichten und Steine als Wegrollschutz unterlegen. Als sie wieder drinnen ist, ist sie platschnass und der Regen lässt nach. Wir schlafen herrlich.

 

Freitag, 17. Mai 2024 – Muradiye Wasserfall

 

Heute ist die Sicht endlich einmal klar und wir haben eine ungetrübte Weitsicht über den Vansee, der von vielen schneebedeckten Dreitausendern und sogar einem Viertausender eingerahmt ist. Wir bleiben bis zum Mittag an diesem schönen Platz.

Bei Sonnenschein und 14 Grad fahren wir eine landschaftlich schöne Strecke dem See entlang. Die Weite über dem See, die schneebedeckten Berge, saftige Weiden und wenig Zivilisation, eine wunderbare Landschaft! Wir verlassen nun den Vansee und kommen zum Wasserfall Muradiye. Das ist auch für die Einheimischen ein Ausflugsziel und ist parkähnlich angelegt mit Restaurant und Picknicktischen. Der imposante Wasserfall ergiesst sich auf einer breiten Fläche in die Tiefe und lässt Gischt aufsteigen. Über eine Hängebrücke gehen wir auf die andere Seite und sehen uns den Fluss an, der dann über den Felsen in die Tiefe stürzt.

Wieder auf der anderen Seite geht Erich durch die Gischt an den Fluss hinunter und spaziert diesem eine Weile entlang. Hier gibt es noch weitere dreistufige Wasserfälle, Spazierwege und Wiesen zum Verweilen.

Wir übernachten gleich hier vor Ort auf dem grossen Wiesenparkplatz. Am Abend rufen uns Ursi und Urs an und wir wissen uns eine Menge zu erzählen.

 

Samstag, 18. Mai 2024 – Am Ararat

 

Wir fahren schon früh los, damit wir den Berg Ararat noch bei Sonnenschein bestaunen können. Annette kauft unterwegs Brot in einer Bäckerei ein und wird dort von dem jungen Mann mit Handschlag begrüsst. Das ist in dieser Gegend untypisch, da die Bevölkerung hier eher traditionell ist.

Wir fahren über einen 2644 müM hohen Pass und sehen schon von weitem die Silhouette des majestätischen Ararat. Wir befinden uns jetzt in der Nähe der iranischen und armenischen Grenze und somit im östlichsten Teil unserer Reise.

Wir finden einen schönen Platz in der Höhe gleich gegenüber des 5137m hohen Ararat. Die Sicht ist gut, nur sein kleiner Bruder, der 3896m hohe, kleine Ararat hüllt sich in Wolken.

Wir installieren uns draussen mit Sicht auf den Vulkanberg, der 1840 ein letztes Mal ausgebrochen ist.

An diesem Berg ist nach biblischer Überlieferung Noahs Arche nach der Sintflut gestrandet.

Die Armenier nennen den höchsten Berg der Türkei „Mutter der Erde“, für die Kurden ist er „der Berg des Bösen“ und auf türkisch heisst er „Schmerzensberg“. Bis zu 5000 Trekker besteigen ihn pro Jahr. Wir begnügen uns mit der Sicht auf diesen Koloss und geniessen die Ruhe und die Landschaft. Einzig der Wind, der kommt und geht beeinträchtigt diese Idylle.

 

Sonntag, 19. Mai 2024 – Ishak Pasha Palast

 

Der Gipfel des Ararat versteckt sich heute in einer Wolkendecke. Wir machen uns schon am Morgen auf den Weg, denn das Wetter soll heute wieder umschlagen.

Wir fahren ins nächste Tal zum Ishak Pascha Palast, der sich auf einer Felsnase über der weiten Hochebene erhebt.

Den Grundstein für den Palast legten im 9. Jahrhundert v.Chr. die Uratäer. In der Folge wurde er durch zahlreiche Herrscher aus- und umgebaut. Seine heutige Form erhielt er durch einen kurdischen Emir im 18. Jahrhundert.

Es überrascht nicht, dass man an diesem riesigen Bauwerk auch verschiedene Stilrichtungen findet. Osmanisch, persisch, seldschukisch, armenisch und georgisch.

Uns faszinieren vorallem die in Stein gehauenen Ornamente, die alles kunstvoll verzieren. Wir schauen uns die Vorratsräume, die Küche, die Toilette, den Haremstrakt, den Hamam, das Wohnzimmer, die Stallungen, die Bibliothek, das Verlies und die Staatsräume an. Im 2. Vorhof liegt die Türbe (Mausoleum) von Ishak Pasha. Es ist alles gut erhalten aber leergeräumt. Es hat sogar Wasserleitungen für Warm- und Kaltwasser gegeben.

Nach so viel Kultur wollen wir beim nahen Restaurant etwas trinken. Es beginnt bereits zu regnen. Wir setzten uns an einen Tisch und warten, bis wir bedient werden. Doch wir werden einfach ignoriert. Haben wir irgend etwas falsch gemacht? Hätten wir uns nicht an einen Tisch setzten dürfen? Irgendwann stehen wir auf und gehen wieder. Nur blöd, dass es draussen regnet. Wir retten uns ins nächste kleine Teehaus mit drei Tischen, trinken etwas, plaudern mit dem Beizer und einer Familie in gutem Türksich und Schweizerdeutsch und warten das Ende des Regens ab.

Auf dem Weg bunkern wir wieder einmal Wasser und suchen uns einen Übernachtungsplatz, den wir in Tuzluca auf dem Parkplatz eines Salzbergwerkes finden.

 

Montag, 20. Mai 2024 – Tuzluca Salzbergwerk

 

Als wir kurz nacht acht das Salzbergwerk anschauen möchten, bringt uns jemand einen Cay zum Womo. Wir nehmen ihn und setzten uns draussen ins Café, das sogleich auch Souvenirladen ist. Wir decken uns mit einer Salzseife, Honig, eingemachten Nüssen und etwas Süssem ein. Der Cay als Werbung und Aufmerksamkeitsspender war also gut investiert.

Dann betreten wir das Salzbergwerk durch einen Gang, wo wir bereits Salzrückstände und „Salzadern“ ausmachen können. Wir biegen rechts ab in eine riesige Halle, die alles übersteigt, was wir erwartet haben! Sie ist sicher 10 Meter hoch und es gehen verschiedene Gänge ab. Ganz zuhinterst findet sich eine Art Konzertsaal, mit Kinobestuhlung und schöner Beleuchtung. Hier hat man die Salzkristalle an den Wänden belassen. Wir sind beeindruckt.

Wieder draussen fahren wir durch eine hügelige, verschiedenfarbige Landschaft.

Wir machen einen Mittagshalt nahe der armenischen Grenze und werden vom Militär weggeschickt.

Es gibt wieder vermehrt Strassenkontrollen und auch wir werden nochmals kontrolliert. Der Chef möchte danach unser Womo von Innen anschauen, was wir ihm natürlich nicht abschlagen können. Sein Untergebener hätte es auch gerne gesehen aber der Chef hat Annette bereits bedeutet, dieTür wieder zu schliessen.

Wir fahren auf sehr guten Strassen bis nach Ani, das 961 zur Hauptstadt des Armenischen Reiches wurde. Ani liegt auf einem Plateau, das von zwei Flüssen mit ihren Schluchten eingerahmt wird. Im 11. Jahrhundert soll die Stadt bis zu 100‘000 Einwohner beherbergt und 1000 Kirchen gehabt haben. Heute sieht man hauptsächlich Ruinen und ein paar noch erhaltene Gebäude auf dem weitläufigen Gelände. Was nicht durch Kriege zerstört wurde, schaffte ein Erdbeben 1319.

Wir brauchen knapp 3 Stunden, bis wir (fast) alle noch erhaltenen Gebäude abgelaufen und angeschaut haben.

Wir fahren weiter in die Stadt Kars zum Parkplatz beim Käsemuseum. Mehr zu dieser Geschichte gibt es dann morgen nach dem Besuch des Museums.

 

Dienstag, 21. Mai 2024 – gelber Karpfen

 

Kurz nach der Öffnung besuchen wir das Käsemuseum, das in einem Kellergewölbe untergebracht ist. Der erste Teil ist der Geschichte von Kars und Umgebung gewidmet. Der zweite Teil zeigt, wie die Leute hier gelebt haben und zu guter letzt kann man Wachsfiguren zuschauen, die am Käsen sind. Nebenher laufen Videos, die die Käseherstellung in bewegten Bildern zeigen.

Kars ist eine Käsehochburg. Im späten 19. Jahrhundert liess Zar Alexander lll. Neben Russen auch Deutsche in der Gegend um Kars ansiedeln. Sie sollten die Landwirtschaft vorantreiben und die territorialen Ansprüche festigen. So kam auch das Knowhow der Käseherstellung nach Kars.

In den 1960-iger Jahren gab es eine Käsekooperation mit der Schweiz, die aber in den 70-iger Jahren wegen administrativen Differenzen und unterschiedlicher Kultur bereits wieder beendet wurde. Was blieb, war der Karser Gruyere Käse.

Wir verlassen das Museum mit einem Stück dieses Käses und Annette füllt die Essensvorräte auf. Zuerst in einem Supermarkt, danach in einem Gemüse- und Obstladen. Hier bekommt man die frischere Ware als in den Supermärkten. Der Ladenbesitzer spricht ein wenig Deutsch, er hat drei Jahre in der Schweiz gearbeitet. In Winterthur, Wil und Uznach. Annette bekommt einen Pfirsich und zwei kleine grüne Früchte, die sie nicht kennt. Auf Türkisch heissen sie Erik.

Wir fahren an den Cildir Gölü. Wir haben hier ein feines Fischrestaurant in einer Blockhütte im Netz gefunden, dort wollen wir zu Mittag essen. Als wir dort ankommen, sehen wir aber kein Restaurant, nur eine Brandruine. Nach unserer Recherche im Netz, erfahren wir, dass das Restaurant vor sechs bis sieben Monaten abgebrannt ist.

Mit unserem Hunger fahren wir noch 12km weiter und finden in Akcakale ein einfaches Restaurant, wo wir im ersten Stock mit Blick auf den See zuerst einmal Cay bekommen. Menuekarte gibt es keine, es gibt, was es gibt: Fisch und Salat. Beim Fisch handelt es sich um einen gelben Karpfen.

Während wir am Essen sind, kommt ein holländisches Ehepaar, das ebenfalls mit dem Camper unterwegs ist. Nach dem Essen setzten wir uns zu ihnen und haben einen netten Austausch. Unterdessen hat es begonnen zu regnen. Nach einer Womobesichtigung muss Erich noch etwas arbeiten, dann fahren wir auf eine Landzunge, wo auch die Holländer stehen. Von hier aus sieht man auf zwei kleine Felsen im See, auf denen sich Pelikane und Möven tummeln.

 

Mittwoch, 22. Mai 2024 – Am Cildir Gölü

 

Wir beschliessen heute einen Ruhetag einzulegen und hier an diesem schönen Flecken Erde und See zu bleiben. Am Morgen gehen wir an den See hinunter zu den vorgelagerten Inseln und schauen den Pelikanen und Möven zu. Erich lässt die Drohne steigen und fliegt über die Insel, was die Pelikane nicht beeindruckt, die Möven aber in Aufruhr versetzt.

Am Nachmittag hat Erich zu arbeiten und Annette weiss sich die Zeit auch zu vertreiben.

Da wir auf knapp 2000müM sind, ist es ziemlich kühl. Gegen Abend fallen ein paar Regentropfen und es gibt einen Regenbogen.

Die Holländer kommen auf einen kurzen Schwatz vorbei. Als Annette sie zum Abendessen einladen möchte, ist ihr Womo leer.

Am Abend telefonieren wir mit lieben Freunden. Der Kontakt mit Menschen aus der Heimat tut gut!

 


Reiseroute

Reiseroute

von EF 19 Okt., 2024
Wir packen zusammen. Das Wetter macht uns den Abschied vom Meer einfach, es regnet leicht. Wir lassen Luft aus den Reifen (von 4.8 auf 2.5 bar) ab, damit wir besser durch die Unterführung kommen.
von EF 13 Okt., 2024
Es wird fast Mittag, bis wir abfahrbereit sind. Erich kümmert sich noch um unsere USA Visa, die eigentlich in Bern bereit liegen sollten. Annette hat hierfür bereits eine Bestätigung per mail bekommen aber Erich nicht. Es stellt sich heraus, dass online beim Antrag ein „Häckchen“ vergessen ging.
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